Unterfränkische Kulturtage: Was bleibt?

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Es geht um das Gleichgewicht: Prof. Klaus Reder und Dr. Birgit Speckle wollen die Unterfränkischen Kulturtage bewusst regional halten, um die Arbeit der Heimatpfleger vor Ort zu stärken. Foto: Ulrike Müller
Es geht um das Gleichgewicht: Prof. Klaus Reder und Dr. Birgit Speckle wollen die Unterfränkischen Kulturtage bewusst regional halten, um die Arbeit der Heimatpfleger vor Ort zu stärken. Foto: Ulrike Müller

Nun sind sie vorbei, die Unterfränkischen Kulturtage 2016. Bezirksheimatpfleger Prof. Klaus Reder und Dr. Birgit Speckle stellen sich kritischen Fragen.

Vom 9. bis 17. Juli fanden die Unterfränkischen Kulturtage in Bad Brückenau statt. Das Veranstaltungsformat gibt es seit Jahrzehnten. Prof. Klaus Reder und Dr. Birgit Speckle vom Referat Kulturabteilung und Heimatpflege des Bezirks Unterfranken sind eng in die Organisation eingebunden. Im Interview mit dieser Zeitung sprechen beide über das Anliegen der Kulturtage, die mäßige Resonanz und warum es so schwer ist, Menschen für Kultur abseits des Mainstreams zu begeistern.

Herr Reder, die Unterfränkischen Kulturtage sind vorbei, der Besucherandrang blieb bei einigen Veranstaltungen allerdings aus. Woran lag's?
Klaus Reder: Diese Erfahrung ist identisch mit der anderer Orte, in denen die Kulturtage schon stattgefunden haben. Bis jemand sich ins Auto setzt und 50 bis 200 Kilometer weit fährt, muss schon ein Mega-Event stattfinden.

Ist Kultur allein kein Zugpferd?
Klaus Reder: Schon für die Neugestaltung des Fränkischen Landesmusums in Würzburg haben wir das von Touristikern analysieren lassen. Unsere Sonderausstellungen ziehen Besucher aus der Stadt und vielleicht noch dem Umland an. Darüber hinaus ist es ganz schwierig, Leute zu mobilisieren. Deshalb sind wir ja dazu übergegangen, Wanderausstellungen zu zeigen.

Teile dieser Wanderausstellungen waren nun auch in Bad Brückenau zu sehen. Liegt es eventuell am knappen Budget, das für die Kulturtage zur Verfügung steht?
Klaus Reder: Nein, eher an den Gewohnheiten der Menschen. Die Kulturtage haben ein Budget von 12.500 Euro, von denen 7500 Euro der Bezirk beisteuert. Der Rest wird zu gleichen Teilen vom Landkreis und der ausrichtenden Kommune übernommen. Das ist ausreichend. Es gibt ja immer noch die Möglichkeit, Sponsoren vor Ort zu finden - zumal das grafische Konzept schon vorliegt und der Bezirk die Organisatoren unterstützt.

Das Programm wirkte etwas zusammengewürfelt. Gezeigt wurden größtenteils Dinge, die ohnehin etabliert sind, wie zum Beispiel das Fahrradmuseum oder das Parkfest.
Birgit Speckle: Das ist auch so gewünscht. Die Kulturtage sind ein Dach, unter dem die verschiedenen kulturelle Werte einer Region fokussiert gezeigt werden sollen. Dieser Effekt greift nicht immer sofort, aber langfristig.
Klaus Reder: Vergessen Sie nicht die Tagung der Heimatpfleger. Nicht umsonst steht immer eine Führung durch die ausrichtende Kommune auf dem Programm. Dieses Wissen nehmen die Heimatpfleger dann wieder mit nach ganz Unterfranken.

Hätte ein top Ereignis vielleicht mehr Besucher angelockt?
Klaus Reder: Das wäre eine Überlegung wert. Da müsste man aber eine Lücke zwischen anderen kulturellen Ereignissen wie Kissinger Sommer, Mozartfest und zahlreichen Freiluft-Veranstaltungen finden. Darüber hinaus stellt sich die Frage: Sollen die Kulturtage wirklich dieses Mega-Ereignis sein oder bleiben wir bei der regionalen Ausrichtung?

Wie meinen Sie das?
Klaus Reder: Es geht um das Gleichgewicht. Unsere Aufgabe ist nicht unbedingt, nur auf die Menge zu schauen, sondern auf Qualität und Nachhaltigkeit.
Birgit Speckle: Viele sagen uns, dass es vor Ort einen Mehrwert gibt schon einfach dadurch, dass Kontakte geknüpft und Besonderheiten der Region wahrgenommen werden.
Klaus Reder: Nicht umsonst haben wir auf Jahre hinaus Bewerbungen für die Ausrichtung der Unterfränkischen Kulturtage.


Das Gespräch führte Ulrike Müller.

Einen Kommentar zum Thema finden Sie hier.
So bewerten die Organisatoren in Bad Brückenau die Unterfränkischen Kulturtage 2016.