Unfreiwillige Hausgeburt in Schondra findet glückliches Ende

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Nach einer ungeplanten Hausgeburt eine glückliche, vierköpfige Familie (von links): Tochter Clara, Mutter Ricarda, Vater Peter und der kleine Jonah Franke, der direkt in Schondra das Licht der Welt erblickte. Foto Fay, Burkardroth
Nach einer ungeplanten Hausgeburt eine glückliche, vierköpfige Familie (von links): Tochter Clara, Mutter Ricarda, Vater Peter und der kleine Jonah Franke, der direkt in Schondra das Licht der Welt erblickte. Foto Fay, Burkardroth

In einem Badezimmer ist Jonah Franke unerwartet auf die Welt gekommen. Die Familie, einige Helfer vor Ort, Sanitäter und ein Notarzt leisteten Hilfe.

In einem Landkreis ganz ohne Geburtsklinik werden nur noch ganz selten Kinder direkt an ihrem Heimatort zur Welt gebracht. In Schondra war das am 12. September eigentlich auch gar nicht so geplant. Es passierte aber trotzdem. Um 22.55 Uhr erblickte ein Säugling unerwartet das Licht der Welt. Im Badezimmer.

Als Jonah (3194 Gramm schwer und 54 Zentimeter groß) in der Marktstraße das Licht der Welt erblickte, da schlief die zweijährige Schwester Clara seelenruhig in ihrem Kinderzimmer nebenan. Die Erwachsenen hingegen waren in heller Aufregung. Denn die Geburt des kleinen Jonah war eigentlich erst für den 20. September geplant. Dass sich die Ereignisse überschlugen, war so keineswegs vorgesehen, sorgte dann aber für die erste komplett "unfreiwillige" Hausgeburt in Schondra seit mehr als drei Jahrzehnten.

Auch wenn es in der Nacht aufgrund der ziemlich unerwarteten Geburt durchaus turbulent zuging, sagt Mutter Ricarda Franke im Rückblick: "Es hat alles funktioniert. Es gab keine Komplikationen. Es war eine gute Geburt."

Eigentlich wollte sie an dem Tag erst die Kliniktasche packen

Der Plan für die Abendstunden hatte eigentlich gelautet: Kliniktasche fertig packen, damit man losfahren könnte, sobald die Wehen einsetzen. "Witzigerweise haben wir tagsüber noch ein paar Scherze darüber gemacht, dass es abends vielleicht schon losgehen könnte", so Ricarda.

Und auf einmal kamen die Schmerzen. Aus heiterem Himmel. Zur Geburt des kleinen Jonah sollte es ursprünglich nach Fulda ins Herz-Jesu-Krankenhaus gehen. Rund 45 Kilometer von Schondra entfernt. Doch nachdem dann auch noch die Fruchtblase platzte, rief Ehemann Peter Franke den Notarzt. "Da hat er mich dann nicht mehr lange gefragt. Und das war wohl auch ganz gut so."

Weil es in Schondra eine eigene Helfer-vor-Ort-Gruppe (HVO) mit rund zwanzig ehrenamtlichen, qualifizierten Ersthelfern und einem eigenem Einsatzfahrzeug gibt, war schnelle Hilfe sichergestellt. "Noch vor dem Notarzt aus Bad Brückenau war die HVO-Gruppe aus Schondra auf dem Weg zu uns", sagt Peter Franke. Laut Einsatzprotokoll war das gegen 22.39 Uhr. Nur wenige Minuten später war bereits der Notarzt in der Marktstraße eingetroffen. Und der kleine Jonah ließ dann auch überhaupt keine unnötige Zeit mehr verstreichen. "Ich bin zusammen mit meiner Schwester kurz ins Badezimmer gegangen. Ich wollte mich mal eben zurückziehen. Gefühlt standen auf einmal zehn Leute bei uns im Wohnzimmer. Und dann war es auch schon so weit."

Sieben Minuten nach dem Notarzt

Während Ersthelfer, Notarzt und Verwandte vor dem Badezimmer warteten, ließ sich der kleine Jonah nicht mehr aufhalten. Sieben Minuten nach Eintreffen des Notarztes war er da. Währenddessen schlummerte die zweijährige Schwester friedlich in ihrem Kinderzimmer. "Das war auch unsere Sorge, dass sie von dem ganzen Trubel plötzlich wach werden könnte", sagt Mutter Ricarda.

Natürlich stand jetzt die gesundheitliche Versorgung des Neugeborenen an erster Stelle. Ein Rettungswagen war inzwischen direkt nach Schondra gekommen, ein weiterer Baby-Rettungswagen, der auf den sicheren und schonenden Transport von Säuglingen spezialisiert ist, war auf dem Weg von Schweinfurt zur nahe gelegenen Autobahnraststätte Rhön. Denn ein Transport von Neugeborenen über weite Strecken ist nicht ganz frei von Risiken.

Weil es der ausdrückliche Wunsch der Mutter war, das Neugeborene in das Herz-Jesu-Krankenhaus nach Fulda zu bringen, ging es zu nächtlicher Stunde zunächst mit dem Rettungswagen auf die Autobahnraststätte und von dort um Mitternacht weiter in Richtung hessische Domstadt. Aus Sicherheitsgründen wurden Mutter und Kind getrennt von einander transportiert. Der kleine Jonah verbrachte die Fahrt ins Krankenhaus gut behütet in einer Spezial-Transportbox. Mutter Ricarda wurde im zweiten Rettungswagen ans Ziel gebracht.

In der Geburtsurkunde steht Schondra

Vater Peter machte sich im Privatauto auf den Weg ins Herz-Jesu-Krankenhaus. "Das war im Nachhinein betrachtet eine gute Entscheidung, denn es war in der Nacht auf die Schnelle kein Familienzimmer mehr zu bekommen. Uns so musste ich nachts wieder zurück nach Schondra fahren", erklärt Peter Franke.

Tags darauf war man bei der Verwaltungsgemeinschaft in Bad Brückenau dann doch einigermaßen erstaunt, dass eine Geburt direkt in Schondra angemeldet wird. Von so einer ungeplanten Hausgeburt hatte man dort schon Jahre nichts mehr gehört. "In der Geburtsurkunde steht Schondra als Geburtsort", sagt Vater Peter Franke strahlend.

"Weil meine erste Geburt sehr langwierig und sehr schmerzhaft war, hatte ich mich ganz bewusst und gezielt auf die bevorstehende zweite Geburt vorbereitet, um neues Selbstbewusstsein und neuen Mut zu fassen", erklärt die jetzt zweifache Mutter. "Es ging dann aber alles so wahnsinnig schnell und unkompliziert, dass ich hinterher total erleichtert und glücklich war. Auch wenn es natürlich total ungeplant abgelaufen ist, so war es doch ein gutes Erlebnis."

Besonders dankbar ist die Familie Franke für die professionelle Arbeit aller beteiligten Helfer. "Unser großer Dank gilt der HVO-Gruppe aus Schondra, den Rettungssanitätern, dem gesamten Rettungsdienst, dem Notarzt, aber auch der Verwaltungsgemeinschaft in Bad Brückenau für die unkomplizierte und schnelle Unterstützung", sagt Peter Franke.

Auch der Rückhalt aus der Familie habe in dieser turbulenten Nacht des 12. Septembers sehr geholfen. "Meine Schwester war in diesen Stunden ein ganz wichtiger Ansprechpartner", macht Ricarda klar. In einem Landkreis ganz ohne Geburtsklinik gibt es sie zwar äußerst selten, aber eben doch noch: Kinder, die in direkt ihrem Heimatort auf die Welt kommen.