Gerd Kleinhenz möchte eine weitere Amtsperiode Bürgermeister von Wildflecken bleiben. Er braucht einen langen Atem, denn die finanzielle Situation der Gemeinde ist schon seit Jahren angespannt.
Gerd Kleinhenz hat einmal Steinmetz gelernt. Doch mit seinen Händen arbeitet er nur noch selten. Wenn, dann im Garten. Vor einiger Zeit hat er ein Stück Land mit Obstbäumen hinter seinem Haus in Oberbach gekauft. "Was mir klar geworden ist: Wie wertvoll ein freies Wochenende ist. Das war mir vor sechs Jahren nicht so bewusst", sagt der Wildfleckener Bürgermeister. Dennoch würde er gern im Amt bleiben. Da es keinen Gegenkandidaten gibt, wird das aller Voraussicht nach auch klappen.
Erfolge und Rückschläge - beides kann Kleinhenz verbuchen, seitdem er Rathaus-Chef in Wildflecken ist. "Am meisten weh getan hat mir der Weggang des Arztes", blickt er zurück. Trotz intensiver Bemühungen sei es bisher nicht gelungen, einen Nachfolger für die Hausarztpraxis in Oberbach zu finden. Auch die enorme Verzögerung beim Pumptrack für die Jugend an der Sinn - auf dem Gelände waren Schadstoffe im Boden aufgetaucht - nennt Kleinhenz. "Ich habe gedacht, dass man manches schneller umsetzen kann", bekennt er.
Doch es gibt auch andere Momente. "Die Eröffnung der Schule war für mich ganz groß. Auch die Eröffnung des Rhönexpress Bahn-Radwegs war für mich ein großes Ereignis", sagt der Bürgermeister. Im Gewerbepark am Kreuzberg geht es ebenfalls voran: Von insgesamt 160 Hektar sind 96 Hektar belegt. Aktuell verhandelt die Gemeinde mit drei Interessenten, die in Summe auf 34 Hektar investieren wollen. Es bleiben rund 30 Hektar, die noch komplett frei sind. "In zwei bis drei Jahren könnte das Gewerbegebiet ausverkauft sein - wenn alles gut läuft", sagt Kleinhenz.
Sparzwang bleibt auch in Zukunft
"Das Amt zehrt schon, zweifelsohne", gibt der Bürgermeister zu. Sofort fügt er aber an, dass es ihm immer noch großen Spaß mache, sonst wäre er ja nicht nochmals angetreten. Auch bei dieser Wahl probiert Kleinhenz, in den Kreistag zu kommen. Bei der PWG kandidiert er auf Listenplatz 4. Vor sechs Jahren stand er an dritter Stelle auf der Liste, dennoch klappte der Einzug in die politische Vertretung des Landkreises Bad Kissingen nicht. "Als Bürgermeister von Wildflecken gehöre ich schon in den Kreistag", begründet Kleinhenz, warum er es noch einmal wagt.
Die Herausforderungen, die auf ihn warten - ob nun als Bürgermeister oder auch als Kreisrat - sind enorm: Der Markt Wildflecken ist mit 4,4 Millionen Euro recht hoch verschuldet, auch wenn rund eine Million davon vorgeschossene Fördermittel sind. Der finanzielle Spielraum bleibt eng: Der Bau einer Kläranlage in Oberbach und die Sanierung zweier Trinkwasserbrunnen stehen im Raum. Auch die Zukunft des Ratskellers ist immer noch offen. Aktuell gebe es einen möglichen Investor, sagt Kleinhenz. Ein Gespräch stehe in der kommenden Woche an.
Von außen betrachtet, könnte einer sich fragen, woher Kleinhenz den Elan nimmt, sich so für die Rhöngemeinde einzusetzen. Denn die goldene Zeit der Amerikaner, als Wildflecken einer belebten Kleinstadt ähnelte, ist unwiederbringlich vorbei. "Ich habe noch nie von einem Niedergang geredet - oder gedacht", stellt der Bürgermeister klar. "Wildflecken hat eine gute Zukunft. Da bin ich sicher."
Drei Fragen an Gerd Kleinhenz