Zahlreiche Bürger informierten sich über die Pläne für den Kirchenneubau in Motten. St. Bartholomäus wird demnach so kleiner.
"Schließt sie doch zu." Das war Steffen Herbert von der Kirchenverwaltung in Motten früher zu Ohren gekommen. Nach der Vorstellung des Entwurfes von Architekt Friedrich Staib zum Rück- und Neubau der Mottener Bartholomäus-Kirche ertönte nun aus dem Zuschauerraum: "Na dann fangt mal an!" Die Vorstellungen von Architekt und Kirchenverwaltung hatten überzeugt, der Entwurf für Mottens neue Kirche kam unter den Zuhörern gut an.
Das im Jahre 1966 errichtete Gotteshaus weist schon seit längerer Zeit erhebliche Mängel auf. Nasse und schwarze Wände, Risse im Betonpfeiler, ein undichtes Dach und außerdem "passt sie nicht in die Rhön", sagte Steffen Herbert. Die Kirchenverwaltung hatte bereits viele Termine, Überlegungen und Diskussionen über die Zukunft ihrer Kirche geführt.
Rückbau statt Renovierung
Die Renovierungsarbeiten am Kirchturm waren 2012 noch nicht ganz abgeschlossen gewesen, da stellte die Diözese eine Renovierung des Kirchenschiffes nicht vor 15 Jahren in Aussicht. Den Rückbau allerdings befürwortete die Kunst-Kommission, da betont wurde, dass der Kirchenraum zu groß, und die Heizkosten zu hoch sind.
Die Sakristei, die WCs und der Spielplatz für den Kindergarten - diese Punkte flossen nach und nach in das Groß-Projekt mit ein. "Wir sind mit dem Projekt gewachsen", betonte Steffen Herbert. Er freut sich über die gute Zusammenarbeit mit Architekt Staib.
"Er setzt das um, was wir uns so ungefähr vorstellen." Architekt Friedrich Staib zeigte sich beeindruckt von der Durchsetzungskraft und Energie der Kirchenverwaltung: "Normalerweise muss ich das Ganze anstupsen." Die Chemie zwischen Kirchenverwaltung und Architekt stimmt ganz offensichtlich.
Turm ist zu klein
Staib fiel bei der Dorfansicht von Kothen aus kommend als Erstes auf: "Der Turm ist zu klein." Oder auch: Das Kirchenschiff zu groß. Nach vielen Gesprächen steht nun fest: St. Bartholomäus wird auf die Größe des ursprünglichen Gotteshauses aus dem 19. Jahrhundert zurückgebaut, das entspricht etwa einem Drittel der derzeitigen Kirche.
"Der Turm ist eine Antiquität, der muss so bleiben." Dementsprechend muss - damit der Maßstab stimmt - das Kirchenschiff schrumpfen.
Der First wird niedriger gelegt, die Innendecke bleibt weg, damit der Kirchenraum nicht gedrückt, sondern größer und moderner ist. Die Heizung muss hinter dem Turm untergebracht werden. Sie wird sowohl Kirche, als auch das Josefsheim beheizen.
Typisch fränkische Kirche
Eine typisch fränkische Kirche schwebt dem Architekten vor. "Ich sehe das Dach in rot, die Wände in weiß." So natürlich wie möglich soll das Erscheinungsbild werden, so viele natürliche Baumaterialien wie möglich sollen verwendet werden. Die Außenanlage wird begrünt. Dort - in Richtung des Kriegerdenkmals - soll das Kreuz aus dem derzeitigen Innenraum seinen Platz finden. Für das neue kleinere Kirchenschiff wäre es zu groß.
Andere Dinge aus dem Innenraum will Staib beibehalten.
So soll der Altar aus Beton in der neuen Kirche, die "geostet" sein wird, wieder aufgestellt werden, wenn auch verkleinert. "Das ist Ihr Altar, er hat für Sie einen spirituellen Wert", ist es Architekt Staib wichtig, Dinge zu übernehmen, wie auch Figuren und das Taufbecken. Die Sockelsteine würde Staib "gerne wiederverwenden, sie sind das alte Fundament."
Anders sieht es mit den Wänden aus. Die alten zu erhalten und während der Bauphase zu sichern, wäre ein enormer Aufwand, der sich in den Kosten niederschlagen würde. Staib spricht sich für einen kompletten Rück- und Neubau der Wände aus. Viele Fenster "wünsche ich mir für diese Kirche." Wie bei der Barock-Kirche in Amorbach, die Staib renoviert hat, soll der Blick in den Himmel und auf den Verlauf der Sonne möglich sein.
Tiefer angelegte Fenster geben "der Kirche Leichtigkeit."
Eine "Orgel-Kommission" prüft, wie groß die neue Orgel sein darf und wird der Diözese Vorschläge unterbreiten. Sicherlich wird es eine "normale Orgel mit Pfeifen und Spielbrett", so Friedrich Staib. Ob und was man von der alten Orgel übernehmen kann, wird ebenfalls geprüft.
Platz für 220 Kirchenbesucher
Im Erdgeschoss werden circa 170 Sitzplätze entstehen, auf der Empore circa 50. Der Zugang zur Kirche wird barriererefrei gestaltet sein. Frühestens in der zweiten Jahreshälfte 2017 kann mit den Baumaßnahmen begonnen werden, die sich, abhängig von den winterlichen Bedingungen, voraussichtlich über zwei Jahre erstrecken werden.
"Wir befinden uns zwischen Vorentwurf und Entwurf", fasst Friedrich Staib den derzeitigen Stand zusammen.
Das letzte Wort ist noch lange nicht gesprochen, viele weitere Termine, Überlegungen und Diskussionen werden folgen. Bis Weihnachten erwartet Staib die Zuarbeiten von den Kollegen bezüglich Statik, Elektrik und Heizung. Erst dann können die Kosten genauer kalkuliert werden. Diese werden zum überwiegenden Teil von der Diözese getragen, einen Teil werden jedoch auch die Kirchenstiftung und die Gemeinde übernehmen müssen.
Werden denn alle Gläubigen bei Kommunionen oder an Weihnachten Platz in der kleineren Kirche haben, fragte ein Zuhörer kritisch. Abgesehen davon, dass auch die Zahl der Kommunionkinder schrumpft, könne man es sich laut Michael Mahr "nicht leisten, wegen zwei oder drei Großfesten wie Kommunion oder Weihnachten eine so große Kirche zu unterhalten."
Dennoch ist es der Kirchenverwaltung wichtig, für diese Momente "eine Kirche zu haben", stellte Steffen Herbert fest. Die Kirche ist eines der "wichtigsten Gebäude in Motten, nicht nur, weil es zu jeder fränkischen Gemeinde gehört, sondern weil wir Werte haben!" betonte er. Friedrich Staib stimmte ihm zu: "Das Ganze bedeutet Heimat."