Heimkehr nach fast 70 Jahren

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Nach fast 70 Jahren fand die Fahne des Kriegervereins Oberriedenberg durch einen Zufall wieder den Weg nach Hause. Erwin Hergenröder, (re), konnte sie im Internet ersteigern. Bürgermeister Roland Römmelt hilft hier einen würdigen Platz zu suchen. Foto: Evelyn Schneider
Nach fast 70 Jahren fand die Fahne des Kriegervereins Oberriedenberg durch einen Zufall wieder den Weg nach Hause. Erwin Hergenröder, (re), konnte sie im Internet ersteigern. Bürgermeister Roland Römmelt hilft hier einen würdigen Platz zu suchen. Foto: Evelyn Schneider

Im Internet hat Erwin Hergenröder einen Fund gemacht, der von großem Wert für die Gemeinde Riedenberg ist: die Fahne des Kriegervereins Oberriedenberg aus dem Jahr 1912. Nun wird sie ihren Platz im Gemeindezentrum finden.

Manchmal schreibt der Zufall Geschichten, die fast schon unglaublich sind. Und wenn solche Geschichten dann auch noch lustig sind, dann kann nur ein Riedenberger so etwas erleben - Erwin Hergenörder.
Erwin Hergenröder hat seit vielen Jahren ein großes Hobby. Er durchstöbert das Internet mit Begeisterung nach außergewöhnlichen Dingen, nach Schnäppchen und Kuriositäten. Vorzugsweise alles was mit "Bayern" zu tun hat weckt seinen "Jagdtrieb".

In Amerika ersteigert

Doch sein jüngster Fund ist für die ganze Gemeinde Riedenberg von unschätzbarem Wert. Ein Bekannter hatte per Zufall entdeckt, dass in Amerika eine Fahne versteigert wird, auf der der Name Riedenbergs zu erkennen sei. Gleich rief er Erwin Hergenröder an und machte ihn darauf aufmerksam.
Und tatsächlich konnte er den Anbieter ausfindig machen, der die Fahne des Kriegervereins Oberriedenberg ins Netz gestellt hatte. Sofort gab er ein Gebot ab und suchte den direkten Kontakt , um nähere Informationen zu erhalten. Wie sich herausstellte, befand sich die Fahne in Vermont. Der Anbieter, ein aus Würzburg stammender Mann, der schon viele Jahrzehnte in USA lebte, hatte diese bei einer Auktion entdeckt und sie dort erstanden, wie er zurückschrieb. Wie diese allerdings dorthin gekommen war, konnte er auch nicht erklären.
Das wiederum wusste Erwin Hergenröder ganz genau, da er, was Geschichtliches betrifft, insbesondere die Geschichte Riedenbergs, fast ein wandelndes Geschichtsbuch ist.
Die Fahne war einst im Jahre 1912, zum 25 jährigen Jubiläum des 1887 gegründeten Kriegervereins Oberriedenberg, geweiht worden. Noch heute existiert die Originalrede zur Fahnenweihe, die von Ignaz Hergenröder, einem hochrangigen Offizier, gehalten wurde. Liest man den Text der Rede heute, lässt er einen fast schmunzeln, ob der ungewohnten und hochtrabenden Ausdrucksweise.

Kriegsbeute

So fallen beispielsweise Sätze wie: "Mit klingendem Spiele haben wir heute morgen die herrliche neue Fahne zum Gotteshause geleitet und der Mund des Priesters hat eingedenk der hohen Bedeutung der Fahne den Segen des Allerhöchsten auf uns herabgefleht. Der Fahne kommt eine heilige Bedeutung zu. Im heißen Kampfe, im Schlachtengewühl zieht die Fahne dem Krieger voraus, dem Feinde entgegen ...... und schon vom Feinde umringt , hält sie der Krieger fest, als ein heiliges, ihm anvertrautes Unterpfand und verteidigt sie, bis er von der tödlichen Kugel getroffen, sterbend unter ihr zusammenbricht."
Leider fiel die Fahne dem Zweiten Weltkrieg zum Opfer. Als die Amerikaner auch die hiesige Region besetzten, wurde die Fahne, die im Gasthaus Zum Weißen Roß, aufbewahrt wurde, zusammen mit der Fahne des Radfahrvereins als Kriegsbeute konfisziert, und schließlich mit nach Amerika genommen. Die Fahne des Kriegervereins Unterriedenberg , die unsichtbar in einem Schrank verwahrt wurde, konnte dem Schicksal Kriegsbeute zu werden, entgehen.

Per Schiff nach Deutschland

Und nun tauchte die verschollene Fahne, nach fast 70 Jahren, durch einen glücklichen Zufall wieder auf. Natürlich setzte Erwin Hergenröder alles daran, die Fahne auch zu ersteigern. Er wartete schließlich noch bis eine Minute vor Ende der Versteigerung, wofür er mitten in der Nacht aufstehen musste, und gab dann das letzte Gebot in Höhe von 960 Dollar ab. Damit hatte er es geschafft. Nun musste er nur noch warten, bis die kostbare Fracht per Schiff nach Deutschland und schließlich zum Zollamt Schweinfurt kam, von wo man sie abholen konnte.

Nachricht landet in Papiertonne

Voller Ungeduld wartete er nun Tag für Tag. Die Fahne kam nicht an. Keine Nachricht vom Zoll. Doch nun spielte der Zufall ein zweites Mal mit. Erwin Hergenröder war auf der Suche nach einem ihm fehlenden Schriftstück. Und dann passierte folgendes, so berichtet er: "Das kann nur in die Papiertonne gewandert sein, dachte ich. Also durchwühlte ich alles und so kam mir auch ein Kuvert in die Hände, das ich als Werbung angesehen hatte und gleich entsorgt hatte.
Bei genauerem Hinsehen konnte ich nun auf einmal das Wort " Zoll" entdecken. Nun fielen mir alle Todsünden ein, als ich das Kuvert sofort aufmachte. Dort war natürlich die Ankunft der von mir so lange erwarteten Fahne in Schweinfurt mitgeteilt. Und auch ein Datum, bis zu welchem ich die Fahne dort abgeholt haben musste. Und dieses Datum war bereits vor einem Tag abgelaufen. Sofort rief ich dort an. Die freundliche Dame teilte mir dann mit, dass das Paket gerade ins Postauto verladen wurde und sich wohl wieder auf dem Weg nach Amerika befindet. Sie könne aber eben noch mal schauen, ob das Auto schon losgefahren sei.

In letzter Minute gestoppt

Und jetzt spielte auch das Glück ein bisschen mit. Die nette Zollbeamtin konnte das Auto gerade noch aufhalten und die Fahne in Sicherheit bringen. So hat sie nun glücklicherweise doch noch ihren Weg in die Heimat gefunden", schließt er seine abenteuerliche Geschichte.
"Wir werden sie zunächst einmal etwas restaurieren lassen und dann wird sie, zusammen mit der Fahne aus Unterriedenberg einen Ehrenplatz im Gemeindezentrum bekommen", so Bürgermeister Roland Römmelt.