Am Löcherberg sind rund 70 Hügel entstanden. Fachleute rätseln, warum sich die nützlichen Tiere gerade hier so wohl fühlen.
Aber-Millionen müssen es sein - scheinbar unendlich viele kleine Waldhelfer wuseln auf einem Areal östlich von Speicherz umher. Wenn man ganz still ist, kann man das emsige Treiben der großen roten Waldameise auch hören.
Manche Ameisenhügel sieht der Spaziergänger schon vom Weg aus. Manchmal erfasst das Auge sechs Bauten auf einen Blick. In dem Areal von circa 150 auf 200 Meter, das sind drei Hektar, finden sich an die 70 Ameisenhügel, eine enorme Menge.
Sehr nützliche Tiere
Revierförster Norbert Rumpel zeigt sich hocherfreut, dass die Tierchen so zahlreich vorhanden sind: "Ameisen sind sehr wichtig für die Schädlingsbekämpfung." Gerade die hügelbauende Waldameise ist für das Ökosystem Wald von Bedeutung. Sie vertilgen schädliche Insekten, sammeln und verwerten tote Tiere. Sie lockern den Waldboden auf und reichern ihn mit Nährstoffen an.
Außerdem sind sie auch Nahrungsgrundlage für viele weitere Waldtiere.
Oswald Türbl, ehemaliger Biologielehrer und Mitglied im Bund Naturschutz, interessiert sich für die hohe Ameisendichte. "Bei mir stehen da vielleicht ein oder zwei Ameisenhügel, aber diese Anzahl ist schon was Besonderes", sagt er erstaunt.
Winterruhe im Boden
"In einem Ameisenhaufen allein können bis zu 3000 Königinnen leben", erklärt Türbl. Schätzungen über die gigantische Anzahl aller am Löcherberg lebenden Ameisen wären müßig und sicherlich abhängig von der Größe des Hügels. Diese variiert dort von 20 Zentimetern bis 2,50 Meter im Durchmesser und von 15 Zentimetern und 1,20 Meter in der Höhe.
Die Ameisenhügel reichen auch in den Boden hinein, wo die Tiere ihre Winterruhe halten.
Die Waldameisen stehen nicht nur unter Naturschutz, auch Förster sehen sie gern. An besagter Stelle, am Löcherberg, sind die "Bedingungen für die Fortpflanzung ideal", weiß Norbert Rumpel. An dem Südhang findet sich durchlässiger, sandiger Boden, die Burg bleibt so trocken und bleibt von Fäule und Krankheiten verschont. An manchen Stellen ist der Baumbestand aufgelichtet, so dass die Sonnenstrahlen bis auf den Boden treffen. "Wärme und Licht ist das A und O", sagt Rumpel.
Ist das wirklich alles? An anderen lichten Stellen auf lockerem Waldboden zieht es keine Emse hin. Es gibt die Behauptung, dass Ameisen ihre Bauten gerne auf den Schnittstellen von Wasseradern errichten. Doch nicht nur dort, auch auf Magnetfeldern oder Gesteinsverwerfungen fänden es die Ameisen behaglich.
Gerhard Ufholz aus Rommers weiß mehr darüber: "Über die Erde ziehen Magnetlinien, die das Hartmannsche Netz bilden." Sie verlaufen ähnlich wie die Längen- und Breitengrade, "nur viel enger". In circa 2,10 Metern bis 2,20 Meter Abstand sind Strahlungen zu finden, an den Kreuzungspunkten sehr intensiv.
Erklärungsversuche
Während die meisten Lebewesen genau diese Punkte meiden, sollen sie für die Ameisen attraktiv sein. Laut Gerhard Ufholz benötigen sie die Strahlungsenergie, "um die Ameisensäure herzustellen." Das sei "eine rein physikalische Erscheinung", sagt der gelernte Bankkaufmann. Mit Esoterik habe das nichts zu tun. Früher hätten sensible Menschen diese Strahlungsenergie mit der bloßen Hand erfühlt. Die Wünschelrute war da lediglich "ein Hilfsmittel, ein Anzeige-Instrument", so Ufholz.
Ob die Sonnen- oder die Erdstrahlen für die Häufung der Ameisenbauten am Löcherberg verantwortlich sind, ist Norbert Rumpel nicht so wichtig. Wichtig ist für ihn, dass sich die geschützten Tiere dort ungestört entwickeln können.
Wurden früher über die Bauten pyramidenähnliche Gitter zum Schutz vor Dachsen oder Wildschweinen gestülpt, sieht man heute davon ab. Pflanzen benutzten die Gitter als Rankhilfen und beschatteten so die Ameisenhügel. Heute lasse man Totholz liegen und Baumstümpfe stehen, um der Ameise etwas Gutes zu tun, so der Förster.
Waldarbeiter vorsichtig
Es bestehe zudem ein "grundsätzlicher Schutz durch das Unterlassen von Hau-Ruck-Aktionen". Waldarbeiter wüssten das und agierten bei Baumfällarbeiten entsprechend vorsichtig.
Die rote Waldameise
Aussehen Dunkler Kopf und Hinterleib mit rötlich gefärbter Taille. Lebt meistens in Kolonienverbänden.
Nahrung Insekten, Larven und Raupen, gerne auch Honigtau der Blatt- und Schildläuse sowie Saft von Bäumen.
Ameisenhügel Für den Nestbau wählt die rote Waldameise einen morschen Baumstumpf als Grundlage, der mit Baumnadeln, Ästen und Moos angehäuft wird. Die Bauten können bis zu zwei Meter hoch werden und fünf Meter im Durchmesser betragen.
Ameisenstaat Die Königinnen können bis zu 25 Jahre alt werden, die Arbeiterinnen zwei bis drei Jahre. Die Männchen leben nur einige Stunden für die Begattung der Königinnen. Begattete Königinnen bilden mit einem Teil des Ursprungsnests neue Tochternester.
Quelle: Wikipedia