In Riedenberg sollen in Kürze Flüchtlinge eine vorübergehenden Bleibe finden. Der Andrang von Anwohnern zu einer Info-Veranstaltung im Gemeindesaal war deshalb enorm. Ein Helferkreis soll sich um die Asylbewerber kümmern.
Auch in Riedenberg werden, vermutlich ab Fe bruar, Asylbewerber untergebracht sein. Bürgermeister Roland Römmelt (CSU) hatte aus diesem Anlass zu einer Informationsveranstaltung in den großen Gemeindesaal eingeladen. Bereits zehn Minuten vor Beginn der Veranstaltung waren sämtliche Stühle besetzt. Immer mehr Riedenberger drängten dann hinzu, so dass viele von draußen durch die geöffneten Flügeltüren der Veranstaltung folgen mussten.
Keine Dauerbelegung "Was wird für den Ort zu erwarten sein, wie sollen wir uns verhalten, wie wird es in den Schulen und Kindergärten laufen?", so lauteten die Fragen vieler An wesenden. Klar wurde, das Informationsbedürfnis ist groß, Unmutsbekundungen indes blieben aus.
Selbst unmittelbar benachbarte Anwohner betonten: "Wir sind nicht generell gegen die Asylsuchenden, auch wenn wir zunächst doch etwas geschockt waren, als wir davon erfuhren. Nicht über die Tatsache, dass wir diese Menschen in der Nachbarschaft haben werden, sondern, dass in einem Dreifamilienhaus insgesamt 28 Flüchtlinge untergebracht werden sollen. Wir haben schon Angst, dass die sicherlich bedrückende Enge zu Konflikten führen wird. Deshalb ist es uns wichtig, dass hier, mitten im Wohngebiet, nur Familien untergebracht werden".
Stefan Seufert, der Beauftragte des Landratsamtes Bad Kis singen für die Unterbringung von Asylsuchenden, versprach, sein möglichstes hierfür zu tun. Gerne wolle er Kontakt zu Nachbarn von schon bestehenden dezentralen Flüchtlingsunterbringungen herstellen, die deren Sorge sicherlich schnell ausräumen könnten.
Er wies darauf hin, dass der Mietvertrag mit dem Eigentümer, der dieses Haus erst vor wenigen Wochen gekauft habe, auf ein Jahr befristet sein werde und erst bei einem weiteren Bedarf verlängert werden kann.
Auch der Eigentümer betonte, dass das Haus langfristig ganz normale Mietwohnungen beinhalten wird und die Unterbringung der Flüchtlinge keine Dauerbelegung auf viele Jahre sein soll. Er versprach, sich als Vermieter, darum zu kümmern, dass es zu keinen Ärgernissen kommen wird.
Zahl der Asylsuchenden wächst Wie Stefan Seufert betonte, müssen vom Landkreis immer mehr Unterkünfte gesucht werden, da die Anzahl der Asylsuchenden stetig wächst. Auch in diesem Jahr sind wieder 230 000 Flüchtlinge zu erwarten. Auf den Freistaat werde eine riesige Anzahl zukommen, die auf viele Städte und Dörfer aufgeteilt werden müsse.
"Und hier sind wir auch auf die Arbeit von vielen ehrenamtlichen Helfern angewiesen, die die zuständigen Betreuer der Caritas unterstützen. Gerade auf dem Dorf sind die Flüchtlinge mit dem Problem von schlechten Verbindungen der öffentlichen Verkehrsmitteln konfrontiert. Hier brauchen sie Hilfe, wo finde ich was, wie komme ich von A nach B und ähnliche Fragen."
Beate Ritter-Schilling, die bereits in Volkers die Betreuung der Asylsuchenden übernommen hat, gab zahlreiche Ratschläge für den Umgang miteinander. "Lassen sie die Leute erst einmal ankommen und geben sie ihnen etwas Zeit. Viele sind traumatisiert. Aber dann sind wir um alle Bemühungen froh, die Vereine und auch ehrenamtliche Helfer unternehmen. Sie werden sehen, dass auch derzeitige Ängste sehr schnell vergessen sein werden, wenn aus den Asylbewerbern plötzlich Menschen mit einem Gesicht geworden sind.
Sie werden merken, dass es Leute sind, wie sie und ich." Dennoch bat sie um Verständnis, wenn das zermürbende Warten auf die Bearbeitung des Asylantrages an den Nerven der Betroffenen zerre, wenn die Untätigkeit und das enge miteinander leben müssen, die Menschen an ihre psychischen Grenzen bringe. Die Sorge eines Bürgers, ob denn darauf geachtet werde, dass Menschen verschiedener ethnischer Gruppierungen nicht miteinander untergebracht werden, konnte Beate Ritter-Schilling bejahen.
Interesse bestand auch daran, wie die Kinder in den Schulen betreut werden. Hier konnte Birgit Herré, Rektorin der Mittelschule Bad Brückenau, berichten, dass es zu keinerlei Problemen mit den Kindern der Asylsuchenden gekommen sei. Sie seien, ihrem Alter entsprechend, in den ganz normalen Regelklassen untergebracht und bekämen auch keinen extra Unterricht.
"Die Kinder lernen extrem schnell die deutsche Sprache und haben zwei Jahre Zeit, sich im Lernstoff einzugliedern. Es ist nur sehr wichtig, dass die Kinder und Jugendlichen gefordert werden und ausgelastet sind."
Auch die Kindergartenunterbringung wies Fragen auf. "Schon jetzt sind wir im Kindergarten manchmal mit den Erzieherinnen unterbesetzt. Wie wird es denn, sollten einige Kindergartenkinder unter den Asylsuchenden sein?" Hier konnte Bürgermeister Römmelt beruhigen. Er versprach, wenn es nö tig werde, die Anzahl der Erzieherinnen entsprechend aufzustocken. Römmelt lädt alle an einer ehrenamtlichen Mitarbeit Interessierten am Donnertag, 15. Januar, um 19 Uhr in den Ge meindesaal ein, um einen Helferkreis zu bilden.
Am Ende der Veranstaltung konnte man immer wieder Sätze hören wie: "Lassen wir es jetzt erst mal auf uns zukommen - ge hen wir mal offen an die Sache ran - geben wir den Asylsuchenden und uns erst mal eine Chan ce."