Endlich gab es wieder Bürgerversammlungen in Bad Brückenau: Bürger aus Wernarz und Staatsbad äußerten ihre Kritik und Anregungen. Und Bürgermeister Jürgen Vogel blickte vor und zurück.
"Endlich kann man wieder mit den Leuten direkt in Kontakt treten", eröffnete Bürgermeister Jochen Vogel (CSU) die erste Bad Brückenauer Bürgerversammlung in "Nach-Corona-Zeiten". Den Auftakt machten am Montagabend Wernarz sowie das Staatsbad - und die Veranstaltung im "Badhotel" war entsprechend gut besucht.
Zuerst stellte der Rathauschef in einem Power-Point-Rückblick die abgeschlossenen Baumaßnahmen vor und gab einen Ausblick. Er nannte die Generalüberholung des Spielplatzes am "Oberen Ehrenberg", die Neubepflanzung und Sanierung des "Siebener Parks", die Stadtverschönerung mit modernem Blumenschmuck , den barrierefreien Ausbau der Bushaltestellen in der Kissinger Straße, den Neubau des Kindergarten Volkers samt Außenanlage sowie die Erweiterung des Hortes in der Stadtmitte mit zusätzlicher Kleinkindgruppe. Die Grundsanierung der Mittelschule, mit einem Glasfaseranschluss und modernster Medienausstattung, habe die Bildungsstätte in Römershag zu einem Vorzeigeprojekt nicht nur im Landkreis gemacht. Als "schwere Geburt", weil vorher im Eigentum der DB AG, bezeichnete Vogel die Eröffnung des "Rhön-Express-Radweges". Gleichwohl wollten die vier daran beteiligten Gemeinden die ehemalige Bahntrasse künftig noch attraktiver gestalten.
Feuerwehrhäuser und "Sinnflut"
Mit dem Neubau des Feuerwehrhauses in Volkers begann Vogel seinen Ausblick auf die anstehenden Baumaßnahmen. Am "heiligen Berg" soll möglichst noch vor dem Winter "die Hülle stehen", um dann idealerweise im Innern schon mit dem "Werkeln" beginnen zu können. An Volkers orientiert sich auch Römershag, dort haben die Floriansjünger schon den Vorplatz am Feuerwehrhaus hergerichtet, damit ein neues Fahrzeug einfahren kann. Als "größten Brocken" im städtischen Haushalt bezeichnete der Bürgermeister die Sanierung der "Sinnflut". Das "Dauerthema Therme" befinde sich derzeit im sogenannten Vergabeverfahren, man suche Architekten, im Oktober würde sich "die Truppe treffen", um die vom Freistaat Bayern großzügig bezuschusste Maßnahme intensiv zu erörtern. "Wir hatten prima Gespräche in München", so Vogel. "Ich bin da guter Dinge. Sorgen bereiten mir indes die derzeit explodierenden Preise im Bausektor."
Beim Thema Generalsanierung des Alten bzw. dem eventuellen Umzug des ("neuen") Rathauses liefen zum einen "Machbarkeitsstudien", zum anderen grundsätzliche Diskussionen in Stadtparlament und Verwaltung. "Was muss möglicherweise umziehen, wer darf bleiben", verwies der Bürgermeister beispielsweise auf die städtische Tourist- Info sowie Bibliothek und nannte in diesem Zusammenhang "Negativpunkte" wie Schwarzschimmel im Untergeschoss und eine in die Jahre gekommene veraltete Brandschutztechnik. Ein positiver Faktor sei freilich die "fette Förderung" von annähernd 60 Prozent.
Wie geht es mit dem Bahnhofsareal weiter?
In seiner Power-Point-Präsentation ging Vogel auf den Rahmenplan für das Bahnhofsareal sowie das Umfeld mit Georgi-Park und -halle ein. Hier sei man auf der Suche nach einem geeigneten Architekten. Ende diesen Jahres soll unter anderem der alte Bahnhofsschuppen abgebrochen, der Parkplatz für die Schulbusse erhalten geblieben sein, idealerweise ein Wohnmobil-Stellplatz sowie ein Gebäude entstehen, das die Geschichte der Bahn widerspiegele.
Wesentlichen Raum in der Bilanz nahmen auch die Corona-bedingt weitgehend ruhenden Städtepartnerschafts-Treffen (gleichwohl habe man mit Ancenis und Kirkham in regem digitalen Austausch gestanden), der Gesundheitsstandort, die dritte Verlegung von "Stolpersteinen" in Bad Brückenau am 19. Juli sowie die Bereitstellung eines Gepäckstücks für den Holocaust-Gedenkort "Aumühle" in der Nähe des Würzburger Hauptbahnhofes ein. Eine Veranstaltung in diesem Kontext findet am 26. Oktober in der Sinnstadt statt, vermutlich mit dem Vorsitzenden des Zentralrats der Juden in Deutschland, Josef Schuster, dessen Vater David gebürtiger Brückenauer war. Auch Nachkommen von betroffenen jüdischen Bürgern möchten zu diesem Termin anwesend sein.
Kritik an Stromtrasse
Zur Stromtrasse "P 43" informierte Vogel, dass der Bundestag Bedarf bestätigt habe und der Betreiber "tennet" im Oktober bei der Bundesnetzagentur einen Antrag auf eine Vorzugsvariante stellen werde. Für den Bürgermeister ist das ganze geplante Projekt "ein großes Dilemma, mit 50 bis 70 Meter hohen Masten alle 300 bis 400 Meter aufgestellt, möglicherweise mit einem Schlenker zwischen Staatsbad und Züntersbach oder an der A 7 entlang." Vogels Forderung: "Wenn schon das Ding kommt, dann müssen die Kabel in die Erde verlegt werden. Das geht nicht, sagt ,tennet'. Das geht doch, sage ich, wie Beispiele aus der Nähe von Salzburg zeigen, wo auch Wechselstrom-Leitungen bis zu 40 Kilometer im Boden vergraben wurden." Hiesige Kommunen und Bürgerinitiativen wollten den Faktor Naturschutz und Biosphärenreservat noch stärker in die Argumentation und Diskussion miteinbringen, "vor Ort setzt man uns diesbezüglich hohe Hürden, aber der Staat darf anscheinend alles machen".