Eine bessere Anbindung der Ortsteile beschäftigt die Stadträte. Trotz gutem ÖPNV sehen sie Bedarf. Ein Verein wäre die beste Möglichkeit.
Vor wenigen Tagen erst ließ der bayerische Verkehrsminister Hans Reichhart (CSU) verlauten, dass Bürgerbusse die Anbindung der ländlichen Gebieten verbessern sollen - mit Hilfe staatlicher Unterstützung. Der Freistaat fördere den Aufbau solcher Busse, die aus bürgerschaftlichem Engagement entstehen, mit bis zu 20 000 Euro. Das Thema ist auf der höchsten Ebene angekommen.
Im Stadtrat wurde das Thema ebenfalls diskutiert. Beate Schilling, 1. Vorsitzende des Vereins Hammelburger Bürgerbus, gab hierzu einen Einblick in die Praxis. Der Verein feiert in diesem Jahr das zehnjährige Bestehen des erfolgreichen Bürgerbusses in Hammelburg. Vier Frauen aus dem Stadtrat gründeten damals den Bürgerbus, um die Verbindung zu den umliegenden Ortschaften aufrecht zu erhalten. Vorbehalte, dass es eine zu große Konkurrenz zu den öffentlichen Bussen geben könnte, zerschlugen sich im weiteren Verlauf. "Wir machen es einfach", war der damalige Entschluss der Frauen.
Erfolgsrezept aus Hammelburg
Bis heute, sagte Schilling, habe der Verein keine Probleme, Ehrenamtliche zu finden. Momentan gebe es 24 Fahrer, die alle Mitglieder im Verein sind. "Mehr Mitglieder möchten wir gar nicht, um den Verwaltungsaufwand so gering wie möglich zu halten", sagte die Vorsitzende. Es gebe natürlich auch gesetzliche Vorgaben: So müssten 75 Prozent der Fahrgäste nachweisbar älter als 75 Jahre oder Sozialhilfeempfänger sein. "Dieser Prozentsatz wird in Hammelburg locker überschritten", fügte sie hinzu.
Die Busse dürften nur acht Personen befördern, so bräuchten die Fahren keinen Personenbeförderungsschein. Die Stadt Hammelburg unterstütze den Bürgerbus mit 5000 Euro pro Jahr. Die umliegenden Gemeinden steuern jeweils 1000 Euro bei. So trage sich der Bus zusätzlich zu den 1,50 Euro Fahrtkosten pro Fahrt und den Sponsoren selbst. "Versicherung, Fahrzeug und Reparatur können dadurch komplett abgedeckt werden", sagte Schilling. Zum Ende appellierte sie an die Stadträte: "Gründen Sie einen Verein und machen sie keine Umfrage im Vorfeld, sie werden sehen, es wird funktionieren".
Gute Chancen für Bürgerbus
In der Diskussion der Stadträte im Anschluss zeigte sich eine klare Tendenz. Verkehrsreferent Karlheinz Schmitt (CSU) sprach zwar von einem funktionierenden ÖPNV in Bad Brückenau, dennoch sei Bedarf vorhanden. Er befürwortete die Idee eines Vereins. Im Vorfeld müssten allerdings noch viele Fragen geklärt werden.
Dem stimmte Bürgermeisterin Brigitte Meyerdierks (CSU) zu. Sie bedauerte den Ausgang der Befragung in den Rhönallianz-Gemeinden im Jahr 2017. Damals ließ sich kein Bedarf feststellen. Für einen möglichen Neuanlauf müssten noch Daten zusammengestellt werden, sagte Meyerdierks. "Den Anschluss der Ortsteile an die Innenstadt durch einen Bürgerbus kann ich mir gut vorstellen, für den Anschluss der Allianzgemeinden stelle ich es mir eher schwierig vor", sagte die Bürgermeisterin.
Adelheid Zimmermann (FDP) war irritiert von der Auflage, dass 75 Prozent der Fahrgäste in sozialen Notlagen sein müssen. "Dürfen wir dann nicht mitfahren?", fragte sie die Vereinsvorsitzende. Doch, lautet die Antwort von Schilling, der Bürgerbus sei für jeden. "Der hohe Anteil an älteren und hilfebedürftigen Personen kommt von alleine zustande", versprach sie. Die Erfassung der Bedürftigkeit sei zwar ein hoher Verwaltungsaufwand, doch unumgänglich um die Gemeinnützigkeit nicht zu verlieren.