Ingrid Stumpf-Storch zeigt in der Ausstellung "Momente" Gedankenspuren und Eindrücke aus zwei Jahrzehnten in der Rhön. Die Arbeiten sind vom 7. November bis 7. Februar 2016 in der Galerie "art-ist" in Kothen zu sehen.
Was genau ist ein Moment? Kann man ihn sehen, hören oder riechen - oder fühlen? Viele "Gedankenspuren und Eindrücke aus zwei Jahrzehnten in der Rhön" hat die Kothener Künstlerin Ingrid Stumpf-Storch sichtbar gemacht. Mit Digitalfotografie, Aquarellen und Gemälden präsentiert sie ihre Erinnerungen in der Ausstellung "Momente".
Mit "informeller Kunst" entstanden Bilder, die gekennzeichnet sind von Farben und Strukturen, weniger von Formen und Fertigkeiten. Der spontane Schaffensprozess war Ingrid Stumpf-Storch wichtiger als die Einhaltung von erlernten Techniken. "Ich habe keine Botschaft, ich habe kein Konzept, ich male weder für mich noch für sonst jemanden." Malen ist Stumpf-Storchs Ausdrucksform: "Andere singen, ich male."
Augenblicke, irgendwann erlebt und abgespeichert, werden unverhofft wieder geweckt. Ingrid Stumpf-Storch muss diese dann künstlerisch verarbeiten.
Welche Technik sie anwendet, bestimmt ihr Gefühl. Ebenso intuitiv entscheidet sie sich für die Farben. Ein Bild ist somit Zeugnis zweier Momentaufnahmen, eine des Erlebten und eine direkt aus dem Malprozess.
Arbeiten unter Hochdruck
Das Gefühl ist flüchtig, während des Malprozesses kann es sich verändern oder verblassen. Ingrid Stumpf-Storch arbeitet daher unter Hochdruck, um das Gefühl stimmig zu verbildlichen. "Ich habe den Drang, es perfekt zu machen und die Techniken, die ich gelernt habe, zu beachten. Ich muss diesen Drang aber verdrängen, sonst verliere ich mich in Details. Technik ist nicht Sinn der Sache."
Das entstandene Bild ist, unabhängig von noch so vielen positiven Rückmeldungen aus ihrer Umwelt, erst fertig, wenn es wirklich ihrem Gefühl entspricht. Manchmal ist dies bereits nach zwei Stunden gelungen, manchmal benötigt die Malerin einen Monat.
Zu keinem Bild kann Ingrid Stumpf-Storch eine Geschichte erzählen, weiß nicht, woher die Eindrücke kamen, aber "sie müssen aus mir raus". Die aktuellen Malprozesse beinhalten häufig die Darstellung von Menschen. Diese waren schon immer Gegenstand ihres malerischen Ausdrucks gewesen.
Konsequente Entwicklung
Ingrid Stumpf-Storchs Talent zeigte sich früh. Eine Zeichnung, die sie als Zweijährige malte, ist überraschend deutlich und detailreich gestaltet. "Ich hatte schon immer ein großes Bedürfnis, zu malen." Das Kunststudium war die einzig logische Konsequenz, wenn auch erst nach einer kaufmännischen Ausbildung, die sie auf Wunsch der Eltern absolvierte.
"Mit 35 Jahren habe ich dann mein Ding gemacht." An der am Bauhaus orientierten Kunstschule Westend in Frankfurt am Main schloss sie 1986 nach nur acht Semestern als staatlich geprüfte Grafik-Designerin im Fachbereich Illustration ab. Die folgenden acht Jahre verbrachte sie mit ihrem Mann in Spanien. "Spanien hat alles verstärkt - das Emotionale und auch die Farben."
Spontane Kompositionen
Ingrid Stumpf-Storchs neueste Werke sind mit Digitalfotografie festgehalten, allerdings betont die Künstlerin: "Ich bin kein Fotograf!" Eindrücke, ob beim Spaziergang, oder bei der Gartenarbeit, werden erst beim Betrachten der Fotos am PC zu einem Gefühl, das an Ort und Stelle neu arrangiert, kontrastiert und komponiert wird. Auch dies geschieht unbewusst, sowohl die Wahl der Bilder, Ausschnitte und Ansichten als auch das benötigte Computer-Programm werden spontan gewählt.
Ebenfalls Aspekt der freien und informellen Kunst ist, dass sie genauso spontan und unbewusst betrachtet werden kann, wie sie entstanden ist. Ingrid Stumpf-Storch: "Wie ein Moment angesehen wird, liegt im Auge des Betrachters."
Die Vernissage findet am Samstag, 7. November, um 15 Uhr in der Galerie "art-ist" in der Herrengasse 30 in Kothen statt (bis 7. Februar).