Wie viel Wasserstoff wird denn gebraucht?
Wenn von Wasserstoffmengen die Rede ist, wird auch gerne der Energiegehalt in Wattstunden genannt. 100.000 Tonnen Wasserstoff haben dabei einen Energiegehalt von 3,33 Terawattstunden (TWh), also 3,33 Milliarden Kilowattstunden.
Zurzeit werden in Deutschland jährlich rund 55 Terawattstunden Wasserstoff benötigt. Er wird vor allem durch ein Verfahren namens Dampfreformierung etwa aus Erdgas gewonnen. Das dabei anfallende Kohlendioxid entweicht in die Atmosphäre. Der so hergestellte Wasserstoff wird «grau» genannt.
Die Bundesregierung geht davon aus, dass im Jahr 2030 weitere 40 bis 75 Terawattstunden Wasserstoff nötig sind, insgesamt also 95 bis 130 Terawattstunden, das sind bis zu 3,9 Millionen Tonnen. In der Menge sind auch sogenannte Wasserstoffderivate enthalten, also Energieträger, die auf Wasserstoff basieren wie Ammoniak, Methanol oder synthetische Kraftstoffe. Ein großer Abnehmer von Wasserstoff wird die Stahlindustrie sein. So wird etwa die geplante Direktreduktionsanlage von Thyssenkrupp in Duisburg, die in der Stahlherstellung einen Hochofen ersetzen soll, jährlich 143.000 Tonnen brauchen.
Woher soll der Wasserstoff kommen?
Vor allem aus dem Ausland, aber auch aus dem Inland. So soll Deutschland bis 2030 laut Nationaler Wasserstoffstrategie 10 Gigawatt Elektrolyse-Kapazität aufbauen. «Der damit erzeugbare Wasserstoff reicht aus, um rund 30 bis 50 Prozent des deutschen Wasserstoff-Bedarfs 2030 zu decken», erklärt die Bundesregierung. Den Rest soll Deutschland importieren etwa aus Afrika oder Australien. Dazu wird aktuell eine Wasserstoff-Importstrategie erarbeitet.
Von den 10 Gigawatt ist Deutschland allerdings noch weit entfernt. Laut Wasserstoffbilanz des Energiekonzerns Eon waren im August vorigen Jahres 33 Elektrolyseure mit einer installierten Leistung von 62 Megawatt in Betrieb. Für das Jahr 2030 waren zugleich 111 Anlagen mit einer Gesamtleistung von 8,7 Gigawatt (=8712 Megawatt) geplant. Große Elektrolyseure mit 100 Megawatt oder auch deutlich mehr sollen etwa in Wilhelmshaven oder Rostock entstehen.
Wer baut Elektrolyseure?
Die vom bayerischen Wirtschaftsministerium geförderte Beratungs- und Informationsorganisation Carmen hat im Internet eine Marktübersicht veröffentlicht. Im Juli 2023 umfasste sie 96 Systeme von 19 Anbietern. Die größten Anlagen hatten dabei eine Leistung von 20 MW, die kleinste von 6 Kilowatt, also 0,006 Megawatt.
Sind Elektrolyseure gefährlich?
«Sie sind technologisch beherrschbar und weitestgehend ungefährlich», sagt Thomas Kattenstein von der TÜV Nord-Tochter EE Energy Engineers. Er hält es für «sehr unwahrscheinlich», dass an einem Elektrolyseur ein zündfähiges Luft-Wasserstoff-Gemisch entsteht, das eine Explosion verursachen könnte. «Wasserstoff ist leichter als Luft und steigt sofort hoch. Wenn irgendwo ein Leck ist, dann wird sich der Wasserstoff sehr schnell verflüchtigen.»
In den Betriebsgebäuden gebe es für solche Fälle Sicherheitsvorrichtungen. «Etwa Klappen im Dach, die aufgehen, wenn Detektoren entsprechende Wasserstoffkonzentrationen messen, so dass nach menschlichem Ermessen nichts passieren kann.» Als weitere Sicherheitsmaßnahme ist laut dem Experten jede Anlage an Stickstoff-Flaschen angeschlossen, die den Wasserstoff aus der Anlage ausspülen können, so dass sich keine gefährlichen Konzentrationen bilden können.
Fallen beim Betrieb von Elektrolyseuren gefährliche Stoffe an?
Nein, nur Sauerstoff und Wasserstoff. Allerdings brauche man bei großen Anlagen Kühlmittel, sagt Kattenstein. Verwendung fänden etwa Wasser-Glykolmischungen. «Da müssen natürlich entsprechende Vorkehrungen getroffen werden, dass die nicht ins Erdreich kommen.» Um Leckagen aufzufangen, gebe es Auffangbecken.
Bei dem Elektrolyse-Verfahren der alkalischen Elektrolyse komme ätzende Kalilauge zum Einsatz, erklärt Jan Simoneit von Energy Engineers. «Für den Fall, dass etwas ausläuft, gibt es auch hier Auffangwannen.»
Gibt es auch kleinere Elektrolyseure für den Hausgebrauch?
Ja. So bietet etwa das Berliner Unternehmen HPS wasserstoffbasierte Energiespeichersysteme an, bei denen der auf dem Hausdach produzierte Solarstrom in einem Elektrolyseur grünen Wasserstoff erzeugt. Dieser kann dann zum Beispiel im Winter mithilfe einer Brennstoffzelle wieder für die Stromerzeugung verwendet werden.