Berlinale und Musikfilm - da war doch mal was?
2008 eröffneten Martin Scorsese und die Rolling Stone mit der Doku "Shine a light" die Filmfestspiele. Völlig außer Rand und Band war das Festival damals.
Da ist die Vorfreude auf "Weil Du nur einmal lebst - Die Toten Hosen auf Tour" natürlich riesig. Heute Abend wird die Band diesen, ihren Film im vollbesetzten Friedrichstadtpalast präsentieren - aber ganz so viel Hysterie wie einst Mick Jagger und Co. werden die in Ehren gealterten Altpunker aus Düsseldorf nicht auslösen.
Rummel und großes Kino
"Berlinale Special" heißt die Sparte, in der "Weil Du nur einmal lebst" zu sehen ist. Dieser Berlinale-Teil wurde vor nicht allzu langer Zeit eingeführt, um großen Filmen außerhalb des Wettbewerbs eine Plattform zu geben. Filme von Michael Moore waren da ebenso zu sehen wie der erste Teil von "Fifty Shades of Grey" - Rummel und großes Kino halt. Auch wichtig für ein Festival. Heuer kommt die Special-Reihe aber recht dünn daher.
Aus deutscher Sicht ganz interessant war "Brecht", eine zweiteilige Fiktion-Doku von Heinrich Breloer, die sich über drei Stunden hinweg mit dem Leben des großen deutschen Autoren und Theatermachers Bertolt Brecht auseinandersetzt.
Glaubwürdigkeit fehlt
Die Besetzung - unter anderem mit Tom Schillig als jungem und Burghart Klaußner als altem Brecht - ist dabei genau so zu viel versprechend wie Breloers Filmographie mit "Todesspiel" über die Schleyer-Entführung an der Spitze. "Brecht" aber ist im Fernsehen, da vielleicht nicht einmal zur besten Sendezeit, gut aufgehoben. Für mehr fehlt es an der Glaubwürdigkeit der Schauspieler und tiefgreifender Auseinandersetzung mit der Person Brecht. Da war mehr drin.
Und gleich noch eine echte Dokumentation war diese Woche in Berlin zu sehen: "Es hätte schlimmer kommen können", der Film, der Mario Adorf ein filmisches Denkmal setzt. Verdient hat sich Adorf dieses schön anzuschauende Werk. Ob es - wenn, dann schon dank der Berlinale - den Weg ins Kino schafft, ist noch offen.
Unvermeidliches Happy End
Dass das "Berlinale Special" heuer immer noch mehr Beachtung als das völlig untergegangene "Panorama"-Programm findet, liegt an Filmen wie "Photograph".