Besitzt Deutschland keine Löschflugzeuge? Bei einem Waldbrand droht die Eskalation

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So ein "Super-Tanker" fehlt in Deutschland aktuell, um vor drohenden Waldbränden gerüstet zu sein. Symbolbild. Foto: Thomas Frey/dpa
So ein "Super-Tanker" fehlt in Deutschland aktuell, um vor drohenden Waldbränden gerüstet zu sein. Symbolbild. Foto: Thomas Frey/dpa

Temperaturen von bis zu 40 Grad Celsius: Der Sommer 2018 legt uns den anhaltenden Klimawandel gnadenlos offen. Nicht nur für uns Menschen ist das eine Belastung. Auch die Natur hat darunter zu leiden. Für eine Eskalation ist Deutschland nicht wirklich gerüstet.

Obwohl Deutschland fast zu Drittel mit Wald bedeckt ist, sind Waldbrände bei uns recht selten. Doch die zunehmend trockeneren Sommer und immer steigenderen Temperaturen erhöhen die Gefahr stetig. Speziell wenn man dieser Tage auf die verheerenden Waldbrände Griechenland und Schweden schaut, möchte man für den Ernstfall gerüstet sein.

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Deutschland fehlt es an Ausrüstung

In Deutschland fehlt es einem Medienbericht zufolge allerdings genau daran. Es sollen aktuell viel zu wenig Spezialisten und Ausrüstung zur Waldbrandbekämpfung vorhanden sein. "Es ist tatsächlich so, dass die Länder und der Bund über kein einziges Löschflugzeug verfügen", sagte die Sprecherin des Bundesamtes für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe in Bonn, Marianne Suntrup, der "Rheinischen Post" am Dienstag.

Auch bei für den Lösch-Einsatz geeigneten Hubschraubern sieht es nicht besser aus. Der Waldbrandexperte und Düsseldorfer Branddirektor Ulrich Cimolino bestätigte im Gespräch mit der Zeitung: "In Deutschland verfügen nur die Bundeswehr, die Bundespolizei und vereinzelt die Länderpolizei (etwa Bayern) und einzelne private Anbieter über für solche Einsätze benötigte Hubschrauber."

Cimolino, der zu dem Thema promoviert hat, ergänzte: "Und von den rund 40 größeren Hubschraubern der Bundeswehr ist meist rund die Hälfte im Einsatz und die andere Hälfte ist entweder kaputt oder bei Wartungsarbeiten."


Brandbekämpfung ist Ländersache - Fehlt das Geld?

Der offensichtliche Mangel könnte auch daran liegen, dass die Brandbekämpfung Ländersache ist und diese das Geld schlicht woanders benötigen oder investieren wollen. Aufgrund der steigenden Gefahr von Waldbränden sollten allerdings speziell Bundesländer mit vielen Waldgebieten umdenken.

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Feuerforscher Johann Georg Goldammer, vom Max-Planck-Institut für Chemie in Freiburg, warnt in einem Gespräch mit der "Welt" vor den Folgen. "30 bis 40 Jahre lang hatten wir ein gemäßigtes und weitgehend ausgeglichenes Klima, jetzt spüren wir den Klimawandel, der zunehmend extreme Wetterlagen mit sich bringt", erklärt er.


Feuerwehr-Verband teilt Kritik nicht

Der Verband der Feuerwehren (VdF) in Nordrhein-Westfalen teilt diese Kritik nicht. "Es gibt in Deutschland genug Spezialisten zur Bekämpfung von Waldbränden", sagte der Landesgeschäftsführer des VdF, Christoph Schöneborn, der Deutschen Presse-Agentur. Zwar besitze die Feuerwehr selbst keine Hubschrauber, die aus der Luft löschen können. Dafür sei in NRW aber das Innenministerium zuständig.

Feuerforscher Goldammer hätte einen Kompromiss-Vorschlag: "Die Bundesländer sollten sich für die gemeinsame Anschaffung zusammentun, um gemeinsame Finanzierung und Nutzung abzustimmen." So könnten ohne großes finanzielles Risiko neue Löschflugzeuge für mehrere Länder bereitgestellt werden. Damit wäre man für den Ernstfall wieder gerüstet.

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Symbolbild: Ciro Fusco/ANSA/AP/dpa