"Voreingenommen": Soziologin wettert bei Lanz gegen Nahost-Experten

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Soziologin wettert bei Lanz gegen Nahost-Experten - "voreingenommen"
Soziologin Melody Sucharewicz unterstellte Journalist Daniel Gerlach, dass er voreingenommen auf den Nahost-Konflikt schaue.
Soziologin Melody Sucharewicz unterstellte Journalist Daniel Gerlach, dass er voreingenommen auf den Nahost-Konflikt schaue.
ZDF / Markus Hertrich
Soziologin wettert bei Lanz gegen Nahost-Experten - "voreingenommen"
Soziologin Melody Sucharewicz lieferte sich ein hitziges Wortgefecht mit Journalist Daniel Gerlach.
Soziologin Melody Sucharewicz lieferte sich ein hitziges Wortgefecht mit Journalist Daniel Gerlach.
ZDF / Markus Hertrich
Soziologin wettert bei Lanz gegen Nahost-Experten - "voreingenommen"
Kinderpsychologin Katrin Glatz Brubakk berichtete bei "Markus Lanz" von den vielen traumatischen Dingen, die die Kinder in Gaza bereits erleben mussten.
Kinderpsychologin Katrin Glatz Brubakk berichtete bei "Markus Lanz" von den vielen traumatischen Dingen, die die Kinder in Gaza bereits erleben mussten.
ZDF / Markus Hertrich
Soziologin wettert bei Lanz gegen Nahost-Experten - "voreingenommen"
Bei "Markus Lanz" waren am Dienstagabend Soziologin Melody Sucharewicz (links) Kinderpsychologin Katrin Glatz Bruback und Journalist Daniel Gerlach zu Gast.
Bei "Markus Lanz" waren am Dienstagabend Soziologin Melody Sucharewicz (links)Kinderpsychologin Katrin Glatz Bruback und Journalist Daniel Gerlach zu Gast.
ZDF/ Markus Hertrich

Die Situation in Gaza verschärft sich. Bei "Markus Lanz" unterstellte Soziologin Melody Sucharewicz Journalist Daniel Gerlach, dass er voreingenommen auf den Nahost-Konflikt schaue.

Seit zwei Jahren fordert der Konflikt zwischen der Hamas und Israel zahlreiche Todesopfer. Die Fronten sind augenscheinlich verhärtet wie nie zuvor und weltweit wird die Frage nach der Verhältnismäßigkeit immer lauter. Markus Lanz nutzte daher seine Sendung am Dienstagabend (1. Oktober 2025), um offen und ehrlich über die Lage in Gaza und Israel zu sprechen. Laut dem ZDF-Moderator geht es darum, genau zuzuhören und keine Schuld zuzuweisen.

Ein Vorhaben, das nur schwer umzusetzen war. Nachdem die in Tel Aviv lebende Soziologin Melody Sucharewicz über die Todesangst vieler israelischer Kinder seit dem 7. Oktober berichtet hatte, fügte sie mit Blick auf Gaza hinzu: "Es gibt kein Kind auf der Welt, das so eine Situation erleben darf. Und jedem Kind, dem geholfen werden kann, muss geholfen werden." Es sollte sich ein hitziges Wortgefecht mit Nahost-Experte Daniel Gerlach anschließen.

"Markus Lanz": Soziologin fassungslos nach Aussage von Nahost-Experte

Gerlach hakte prompt nach: "Glauben Sie nicht, dass die israelische Regierung dafür verantwortlich ist, was diesen Kindern passiert?" Gerlach wetterte weiter: "Es muss doch irgendwann der Moment der Reflexion einsetzen!" Eine Aussage, die Melody Sucharewicz wiederum fassungslos machte. Sie konterte streng: "Um Gottes willen, Herr Gerlach! Sie werfen mir gerade vor, dass ich die Frage von Herrn Lanz beantworte, der mich fragt, (...) wie Kinder in Israel mit dem Trauma des 7. Oktobers umgehen."

Die Deutsch-Israelin schoss weiter in Richtung Gerlach und warf ihm vor, sich "nicht zufrieden" zu geben, "bis Sie nicht auf dem Tablett serviert bekommen, dass Israel der Aggressor ist und dass Israel die größere Gefahr in der Welt ist, als der Iran": "Wie voreingenommen können Sie denn sein, um (...) bei dieser Obsession des Bashings zu bleiben?" Melody Sucharewicz redete sich weiter in Rage und stellte klar: "Ich trauere um jedes einzelne palästinensische Kind, das heute nicht mehr lebt." Die Verantwortung dafür trage jedoch nur einer, "und einer alleine - und das ist die Hamas".

Ein Ende des Krieges sei erst in Sicht, wenn es die Hamas nicht mehr gebe: "Solange unsere Kinder nicht sicher sind, (...) kann Israel es sich als souveräner und demokratischer Staat nicht leisten, diesen Krieg mittendrin zu beenden und die Hamas weiter agieren zu lassen und den nächsten 7. Oktober zu planen." Markus Lanz hörte zunächst zu, sprach dann jedoch das Thema der Verhältnismäßigkeit an. Er wollte konkret wissen, wie viele Tote mit Blick auf das Attentat der Hamas angemessen seien.

Kinderpsychologin mit emotionalem Einblick: "Sind total am Ende ihrer Kräfte"

Die Soziologin konterte sichtlich geschockt: "Es gibt doch um Gottes willen nicht eine Antwort auf so eine Frage!" Lanz ließ jedoch nicht locker und merkte an, dass zwei Drittel derer, die in Gaza bereits gestorben sind, Frauen und Kinder seien. Diesen Fakt wollte Melody Sucharewicz jedoch nicht hinnehmen. Sie unterstellte dem Moderator vielmehr, "der Hamas-Statistik" zu glauben. Ein Vorwurf, der Journalist Daniel Gerlach fassungslos machte. Er stellte klar: "Die israelische Armee übernimmt diese Zahlen selber!" Als Gerlach weiter kritisierte, dass Sucharewicz "wissenschaftliche, (...) anerkannte Zahlen" einfach "vom Tisch" wische, konterte sie nüchtern: "Nein, das tue ich nicht!"

Eine Einigung konnten die beiden nicht erzielen. Vielmehr warnte der Journalist in Bezug auf die aufgeheizte Debatte: "So kann es nicht weitergehen! (...) Die Diskussion über den Nahost-Konflikt ist kein Volkssport. Es ist auch keine Frage, wer geht hier als Sieger in einer Debatte vom Platz." Ähnlich deutlich äußerte sich Gerlach auch zum neuen Friedensplan für Gaza, den US-Präsident Donald Trump am Montag stolz präsentiert hatte. Der Journalist sagte dazu ehrlich: "Das ist (...) kein Friedensplan, sondern es ist allenfalls ein Waffenstillstandsplan." ZDF-Korrespondent Elmar Theveßen nickte zustimmend: "Es ist alles recht vage formuliert und es fehlt (...) jede Zeitreferenz."

Kinderpsychologin Katrin Glatz Brubakk erinnerte in dem Zusammenhang daran, dass in Gaza selbst eine Zweistaaten-Lösung kein Gesprächsthema sei. Glatz Brubakk, die selbst für "Ärzte ohne Grenzen" mehrfach in Gaza war, offenbarte, dass die Menschen vor Ort "nicht die Kraft" hätten, "viel über Politik zu denken. Sie wünschen sich nur, dass der Frieden kommt". Viele ihrer Kollegen vor Ort seien mittlerweile so ausgemergelt, "dass ich sie nicht mehr erkenne". "Sie sind total erschöpft, sie sind total am Ende ihrer Kräfte", so die Ärztin emotional. Sie stellte weiter klar: "Es gibt wirklich keinen sicheren Ort im Gazastreifen." Dennoch sehe sie es als ihre Verpflichtung an, zu helfen: "Ich versuche, Kindern die Hoffnung noch zu geben, dass es eine Zukunft gibt. (...). Ich versuche, ihnen zu helfen, weiterzuleben, wenn sie das Aller-, Allerschlimmste erlebt haben."