"Bernd Höcke oder wie der heißt ..."
Der Ex-Landwirtschaftsminister lehnt es ab, AfD-Funktionären Ausschuss-Vorsitze im Bundestag zu ermöglichen und begründet das bei "Press Play" so: "Weil wer heute in der AfD ist, ist in der Partei von Bernd Höcke oder wie der heißt ..." - "Björn Höcke!", korrigiert Klamroth die vor Jahren schon zum Running Gag gewordene Namensverwechslung und hakt nach: "Müsste dann nicht konsequenterweise ein Verbotsantrag kommen?"
Doch auch auf dem Flausche-Sofa ist der Polit-Profi so leicht nicht aus der Reserve zu locken. "Ich bin kein Jurist", vermeidet Özdemir eine klare Aussage, lässt sich aber immerhin entlocken: "Dann gründen sie halt ne andere Partei. Ist dann irgendwas gelöst?"
Als man schon nicht mehr auf Erhellendes zu hoffen wagt, kommt spät in der Sendung doch noch ein Überraschungsmoment zustande - ganz so, wie ihn das Sendekonzept nach dem Willen der Macher provozieren soll. Klamroth führt Özdemir Szenen aus Robert Habecks Abschieds-Interview als Parlamentarier bei "Markus Lanz" vor und fragt: "Vermissen Sie ihn schon?"
Özdemir wirft Habeck vor, "die Leute in den Wahnsinn" getrieben zu haben
Habecks Parteikollege auf dem ARD-Sofa windet sich jetzt noch mehr als zuvor bei der Parteiverbotsfrage: "Ich gehöre nicht zur Abteilung Nachtragen", lässt er den Fragesteller wissen. Man habe Grund, Habeck dankbar zu sein. "Wir wünschen ihm alles Gute, aber lernen auch aus dem, was wir damals falsch gemacht haben."
Plötzlich wacht Klamroth aus der Sofa-Gemütlichkeit auf. "Das hätte ich wärmer erwartet!", wirft er ein und fragt nun ganz direkt: "Sind Sie froh, dass er weg ist?" Özdemir setzt eine Kunstpause und vermeidet ein klares Nein. "Jemanden, der Politik so gut erklären kann wie er, bräuchten wir heute", sagt er und lässt eine rhetorische Backpfeife für den früheren Vizekanzler folgen: "Nur wenn sie es dann so machen, dass am Ende Klimaschutz für viele zum Hassobjekt wird, dann ist der Schuss nach hinten losgegangen."
Durchaus kunstvoll ist vom Heizgesetz keine Rede, und doch kann sich jeder den passenden Reim machen: Man habe als Politiker die Verpflichtung, die Forderungen von NGOs in Relation zum Rest der Gesellschaft zu setzen, hat Özdemir offenbar als Kardinalfehler ausgemacht. Man müsse sich fragen: "Wie kriege ich das so umgesetzt, dass ich die Leute nicht alle in den Wahnsinn treibe?"
Das wiederum sollte sich eigentlich jeder fragen, von der Politikerin bis zum Fernsehmacher. Über diese Mindestanforderungen hinaus ist bei "Press Play" jedoch noch Luft nach oben. Auch wenn Cem Özdemir seinen Besuch als gewinnbringend verbucht: "Danke, dass ich das alles mal sehen konnte!", sagt der bekennende TV-Muffel zum Abschied. Klamroth erwidert einen Appell: "Ab jetzt mehr fernsehgucken!" Da meint er die ARD-Mediathek ganz sicher mit.