Als Linnemann über "die SPD-Fraktion" spricht, lacht Lanz ungläubig auf: "Klingt so nach Wellness!"

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Markus Lanz
"Offenkundig hat die SPD-Fraktion ihren Minister zu wenig mitgenommen", mutmaßte CDU-General Carsten Linnemann (rechts) im Gespräch mit Markus Lanz.
ZDF / Cornelia Lehmann
Markus Lanz
Journalistin Ulrike Herrmann kritisierte im Gespräch mit Markus Lanz (links) und Carsten Linnemann die geplanten Reformen der Regierung: "Aus meiner Sicht ist es wieder so, dass viel zu hohe Erwartungen geweckt wurden."
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Markus Lanz
Im ZDF-Talk diskutierten am Dienstag, von links: Moderator Markus Lanz, Carsten Linnemann, Ulrike Hermann und Efrat Machikawa.
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Eigentlich sollte aktuell die Einigung auf ein Losverfahren beim Wehrdienst verkündet werden. Dazu scheint es jedoch vorerst nicht zu kommen. Bei "Markus Lanz" erläuterte Carsten Linnemann, dass dies daran liege, dass die SPD-Fraktion ihren Minister Boris Pistorius zu wenig mitgenommen habe.

Eigentlich soll das geplante Wehrdienstgesetz dazu dienen, der Bundeswehr neue Rekruten zu bringen. Doch nun steht plötzlich das vorgeschlagene Losverfahren im Fokus, das bei der Rekrutierung greifen soll, sofern die Zahl der Freiwilligen nicht ausreicht.

Besonders innerhalb der SPD soll es Widerstand gegen das Losverfahren geben, das die Union vorgeschlagen hatte. Gegenüber dem "Tagesspiegel" beteuerte Verteidigungsminister Boris Pistorius jedoch bereits, dass er den ausgehandelten Kompromiss zum Wehrdienstgesetz nicht sabotiert habe.

ZDF-Moderator Markus Lanz wollte am Dienstagabend ergründen, wie es zur geplatzten Pressekonferenz von SPD-Politikerin Siemtje Möller und CDU-Mann Norbert Röttgen kommen konnte. Beide hätten die Einigung auf ein Losverfahren beim Wehrdienst verkünden sollen.

"Aber Sie wissen doch noch mehr, Herr Linnemann!"

Im Talk-Studio reagierte CDU-Generalsekretär Carsten Linnemann zunächst schwammig: "Da laufen jetzt in dieser Stunde Gespräche. Ich gehe davon aus, dass man sich einigt." Lanz ließ jedoch nicht locker und sagte streng: "Aber Sie wissen doch noch mehr, Herr Linnemann!" Der Unionspolitiker erläuterte daraufhin in Bezug auf Verteidigungsminister Pistorius: "Vielleicht fühlte er sich überrumpelt oder zu wenig mitgenommen. Normalerweise muss man es doch so machen, dass die Fraktion ihren eigenen Minister mitnimmt. (...) Das ist offenkundig hier nicht passiert."

Mit seiner Aussage sorgte Linnemann für blankes Entsetzen beim ZDF-Moderator: "Entschuldigung! Der Verteidigungsminister, um den es da gerade geht, (...) fühlt sich nicht mitgenommen? Das klingt so nach Wellness!" Linnemann wiederholte dennoch trocken: "Offenkundig hat die SPD-Fraktion ihren Minister zu wenig mitgenommen, weil sonst wäre das ja nicht passiert."

Ulrike Herrmann: "Aus meiner Sicht ist es wieder so, dass viel zu hohe Erwartungen geweckt wurden"

Markus Lanz rang noch immer um Fassung: "Das wäre so, als würde der Bus losfahren und der Busfahrer sagt, ihr habt mich nicht mitgenommen." Linnemann nickte zustimmend: "Ja, das hätte nicht passieren dürfen und das muss die SPD jetzt klären, Herr Lanz. So einfach ist es."

Der CDU-Politiker versuchte daraufhin, die Debatte auf den jüngsten Koalitionsausschuss zu lenken. Er stellte stolz fest: "Wir haben Entscheidungen getroffen (...) und dafür sind wir gewählt worden." Lanz blickte jedoch skeptisch auf die geplante "neue Grundsicherung" und fragte: "Ist das tatsächlich der große Durchbruch, oder ändert sich im Grunde nichts und aus Raider wird jetzt Twix?"

"taz"-Journalistin Ulrike Herrmann antwortete kritisch: "Aus meiner Sicht ist es wieder so, dass viel zu hohe Erwartungen geweckt wurden. Das ist ja das grundsätzliche Problem von Herrn Merz und (...) Herrn Linnemann." Der CDU-Generalsekretär wollte die Kritik nicht auf sich sitzen lassen und stellte klar, dass es einen "großen Sozialleistungsmissbrauch" in Deutschland gebe, bei dem Menschen auf legale Weise ihr Einkommen mit Sozialleistungen aufstocken.

Eine Aussage, die Ulrike Herrmann aufhorchen ließ. Sie stichelte: "Was ich schwierig finde, ist, wenn eine Partei sagt: Dann sparen wir da 30 Milliarden ein oder 10 Milliarden oder zweistellige Milliardensummen. Das ist nicht nur deswegen schwierig, weil es irgendwie unseriös ist. Sondern das ist ja auch deswegen schwierig, weil dann so getan wird, als wäre der gesamte Bereich der Arbeitslosenunterstützung (...) eigentlich ein einziger Morast des Sozialbetrugs. (...) Das entspricht aber nicht der Realität!"

Carsten Linnemann lobt Markus Lanz: "Super, dass Sie mich knallhart konfrontieren"

Ulrike Herrmann merkte dennoch mit Blick auf Carsten Linnemann an, dass sie "sehr dafür" sei, "dass Sie gezielt Missbrauch attackieren". Der Politiker fühlte sich trotzdem auf den Schlips getreten. Er konterte mit ernster Miene: "Dieser Vorwurf, dass wir alle über einen Kamm scheren, (...) den sollten wir jetzt mal ad acta legen." Linnemann versprach in dem Zusammenhang: "Wir werden diese Bürgergeldreform so machen, dass diejenigen, die Hilfe brauchen, auch in Zukunft Hilfe volle Pulle bekommen."

Insgesamt zeigte sich der Politiker gewillt, auch kritische Fragen zu beantworten. Im Gespräch mit Markus Lanz sagte er sogar: "Ich finde das super, dass Sie mich damit jetzt knallhart konfrontieren. (...) Das ist doch mein Anspruch. Ich gehe doch nicht aus Spaß in die Politik, sondern um die Dinge besser zu machen."