Die neue US-Firma wird nach Regierungsangaben eine Kopie der bisherigen Algorithmus-Software von Tiktok bekommen. Diese soll dann durchleuchtet und mit Daten von US-Nutzern neu angelernt werden. Darüber hinaus werde man auch im laufenden Betrieb beobachten, ob der Algorithmus korrekt funktioniere. Das US-Gesetz schreibt vor, dass weder die chinesische Regierung noch Bytedance Kontrolle über den Algorithmus haben dürfen.
Trump: Am liebsten 100 Prozent MAGA
Trump wurde im Weißen Haus auch gefragt, ob er mit der US-Kontrolle über den Algorithmus gern mehr Empfehlungen von Videos rund um seine MAGA-Bewegung (Make Amerika Great Again) sehen würde. «Wenn ich könnte, würde ich es zu 100 Prozent MAGA machen könnte, würde ich es tun», sagte er in einem offensichtlichen Scherz. Aber «unglücklicherweise» gehe das nicht: «Alle werden fair behandelt, jede Gruppe, jede Philosophie, jede politische Ausrichtung.»
Trump und der US-Regierung wird in den USA gerade vorgeworfen, die Meinungsfreiheit einschränken zu wollen. Der von ihm ernannte Chef der Telekomaufsicht FCC, Brendan Carr, hatte dem Sender ABC Konsequenzen wegen der Sendung des Trump-kritischen Late-Night-Moderators Jimmy Kimmel angedroht. Der ABC-Eigentümer Disney ließ Kimmel nach einer mehrtägigen Pause am Dienstag wieder auf Sendung gehen.
Weiter Sorge um Algorithmus aus China
Kritiker aus dem Lager der Republikaner warnen zugleich davor, den in China entwickelten Algorithmus selbst per Lizenz für das neue US-Geschäft zu übernehmen. Schon in Trumps erster Amtszeit verfügte Peking, dass eine Weitergabe von Algorithmen ins Ausland eine Erlaubnis der Regierung braucht. Es war eine Reaktion auf Trumps Versuch, den Verkauf des US-Geschäfts mit einer Verbotsdrohung zu erreichen.
Laut Trump stimmte der chinesische Staatschef Xi Jinping in einem Gespräch vergangene Woche dem Tiktok-Deal zu. Dem Weißen Haus zufolge müssen aber noch technische Details geklärt werden.
Schlüsselrolle für Oracle
Die zweite große Sorge in den USA ist, dass chinesische Geheimdienste über Bytedance auf Daten amerikanischer Nutzer zugreifen könnten. Tiktok schlug deswegen schon vor Jahren im «Project Texas» vor, dass die Daten unter Aufsicht von Oracle in Rechenzentren in den USA gelagert werden sollen. Ohne eine Abspaltung Tiktoks von Bytedance überzeugte der Plan die US-Regierung nicht. Nach dem nun anstehenden Deal soll sich Oracle weiterhin um Speicherung und Datenschutz kümmern.
Oracle-Mitgründer Larry Ellison hat bei dem Unternehmen das Sagen dank einer Beteiligung von rund 40 Prozent. Der 81-Jährige ist als Trump-Unterstützer bekannt. Kritiker der Vereinbarung warnen deshalb davor, dass damit eine weitere Online-Plattform zumindest in den USA unter finanziellen Einfluss Trump-freundlicher Unternehmer kommen soll. Tech-Milliardär Elon Musk, der Twitter kaufte und in X umbenannte, stellt seine rechten politischen Ansichten zur Schau. Beim Facebook-Konzern Meta, zu dem auch WhatsApp und Instagram gehören, rückte Gründer und Chef Mark Zuckerberg zuletzt öffentlich näher zum Trump-Lager.
Ist Tiktok chinesisch?
In den USA werden Bytedance und damit auch die Tochter Tiktok als chinesische Unternehmen gesehen. Bytedance kontert, der Konzern sei zu 60 Prozent in Besitz internationaler Investoren und habe seinen Sitz auf den Cayman Islands. Bytedance ist allerdings wegen der Zentrale in Peking an viele chinesische Vorschriften gebunden. Und Gründer um Zhang Yiming halten zwar lediglich einen Anteil von 20 Prozent - haben aber laut Medienberichten die Kontrolle dank Aktien mit mehr Stimmrechten.