Der FC Bayern reist blamiert und mit personellen Sorgen aus Saarbrücken ab. Zeit, um darüber nachzudenken, bleibt kaum. Schon am Samstag steht das Topspiel in Dortmund auf dem Programm. Viele Optionen hat Thomas Tuchel nicht. Die Vorzeichen für den BVB standen selten besser - oder?
Update vom 02.11.2023: Hamann vor Bayern-BVB-Kracher: "Verlieren verboten"
Nach der Pokal-Blamage des FC Bayern traut TV-Experte Dietmar Hamann (50) Borussia Dortmund im Bundesliga-Spitzenspiel gegen die Münchner ein Zeichen im Meisterschaftskampf zu. "Die Vorzeichen könnten wahrscheinlich kaum besser sein", sagte der frühere Fußball-Nationalspieler, der für Sky als Experte vor der Kamera steht, bei einem Gespräch am Donnerstag in München. "Die Vorzeichen waren wahrscheinlich selten besser, du musst aber immer noch durch die offene Tür gehen."
Der FC Bayern war am Mittwochabend nach einem 1:2 beim Drittligisten 1. FC Saarbrücken in der zweiten DFB-Pokal-Runde ausgeschieden und muss außerdem eine erneute Verletzung von Verteidiger Matthijs de Ligt verkraften. Die Dortmunder zogen durch ein 1:0 gegen Ligakontrahent TSG 1899 Hoffenheim dagegen ins Achtelfinale ein.
"Im Moment ist die eine Mannschaft auf dem aufsteigenden Ast, die andere auf dem absteigenden Ast. Das muss in so einem Spiel aber nichts heißen. So ein Ergebnis kann was Reinigendes haben, wir rücken jetzt noch enger zusammen, aber den Eindruck hatte ich bei den Bayern in den letzten Monaten nicht. Deswegen weiß ich nicht, ob die Niederlage so förderlich war", sagte Hamann vor dem Klassiker in Dortmund am Samstag (18.30 Uhr/Sky).
Nach Einschätzung des früheren Münchner Mittelfeldspielers hat die Mannschaft von Trainer Thomas Tuchel längst den Nimbus der "Unantastbarkeit" und "Unbesiegbarkeit" verloren. "Wenn du sie jetzt nicht schlägst, schlägst du sie nie mehr", meinte Hamann in Richtung Dortmund. "Verlieren ist verboten, wenn sie wirklich diese Saison eine Rolle spielen wollen." Beide Teams sind in dieser Bundesligasaison noch ungeschlagen, der FC Bayern hat als Tabellenzweiter aktuell zwei Punkte mehr als der BVB.
Ursprünglicher Artikel vom 01.11.2023: FC Bayern scheitert an Drittligist Saarbrücken - Pokalsensation perfekt
Thomas Tuchel wirkte ruhig und gefasst. Der Trainer des im DFB-Pokal sensationell gescheiterten FC Bayern wusste aber, dass ihn harte drei Tage bis zum Bundesliga-Kracher erwarten. "Wir haben in der Kabine bereits gesagt, es ist kein Zeitpunkt, mit dem Finger aufeinander zu zeigen, kein Zeitpunkt, alles infrage zu stellen", sagte Tuchel spät am Mittwochabend (1. November 2023) nach dem blamablen 1:2 in der zweiten Pokalrunde beim Drittligisten 1. FC Saarbrücken. "Es wird leider nicht unsere letzte Niederlage in unser aller Fußballleben bleiben."
Bereits am Samstag (4. November 2023, 18.30 Uhr/Sky) tritt der Rekordsieger beim Dauerrivalen Borussia Dortmund an. Mindestens moralisch geschwächt, wahrscheinlich auch personell. Nach wochenlangen Problemen in der dünn besetzten Innenverteidigung erlitt der niederländische Nationalspieler Matthijs de Ligt in der Pokal-Partie wieder eine Knieverletzung. "Wir hoffen, dass es nichts Strukturelles ist", sagte Tuchel, der beim BVB erneut zum Umbau gezwungen wäre.
Bayern München scheidet nach Niederlage beim FC Saarbrücken aus DFB-Pokal aus
"Wir müssen eine Lösung finden, um gegen Dortmund bestehen zu können", sagte Tuchel nachdenklich und verwies auf Noussair Mazraoui (krank) und Leon Goretzka (Mittelhandbruch), die möglicherweise wieder dabei sein könnten. "Wir haben zwei Tage, um uns vorzubereiten." Die Abwehrspieler Dayot Upamecano und der Ex-Dortmunder Raphael Guerreiro waren im Pokal nach Muskelverletzungen nicht einsatzbereit.
Wer am Ende auch spielt - die Bayern werden sich deutlich steigern müssen. Zwar dominierten die Münchner die Partie auf dem tiefen Rasen im Ludwigsparkstadion. Viele Chancen spielte sich das Starensemble aber nicht heraus. Harry Kane wurde von Tuchel in der Partie geschont. "Es war nur noch ein Wechsel. Ich wollte zur Verlängerung warten, falls Verlängerung ist. Ich musste erstmal abfragen, ob alle durchspielen können. Das hätte bedeutet, wir können nicht mehr wechseln", begründete Tuchel in der ARD, warum er den 30 Jahre alten Stürmer nicht in der Schlussphase eingewechselt hatte.
"Das ist heute eine bittere Pille", sagte der Trainer nach dem Aus aller Triple-Träume der Bayern-Fans. Zum dritten Mal in den vergangenen vier Spielzeiten war in der zweiten Pokalrunde Schluss. "Das ist natürlich alles andere als unser Anspruch", sagte Thomas Müller, der die am Ende wertlose Münchner Führung erzielt hatte. Besonders den Fans, die "auswärts den Block vollmachen", müsse das Team den "nötigen Respekt" entgegenbringen.
Matthijs de Ligt erleidet erneut Knieverletzung
"Das Gute ist, dass wir wieder spielen, da gibt es nicht viel nachzudenken", sagte Torschütze Müller in der ARD. "Auch wenn es für uns ein brutaler Schlag ist." Er könne "viele Gründe" finden. "Man kann den Saarbrückern nur gratulieren. Wenn Bayern München in Saarbrücken verliert, haben wir mit Sicherheit auch einiges falsch gemacht." Müller kritisierte überdies seine Mitspieler für das Verhalten gegenüber den eigenen Fans nach dem Spiel. "Das werden wir auch intern besprechen, warum auch unsere Fans zu Recht sauer sind, unabhängig vom Spiel. Da müssen wir ein anderes Gesicht zeigen, dass wir unseren Fans auch den nötigen Respekt entgegenbringen, wenn die hier auswärts den Block vollmachen", sagte Müller der ARD. Neben Müller waren nur einige Spieler nach der Partie zu den mitgereisten Fans gegangen und hatten sich für die Unterstützung bedankt. Die Bayern waren zuvor zum dritten Mal in vier Jahren in der zweiten Runde des DFB-Pokals gescheitert. Den letzten Cupsieg gab es in der Saison 2019/20. Ganz anders die Stimmung beim Drittligisten: "Ich kann es nicht glauben, das ist Wahnsinn", sagte Torwart Tim Schreiber. "Einfach geil!".
Vor 16.000 Zuschauern traf erst Müller (16.) für die Bayern. Patrick Sontheimer (45.+1) glich noch vor der Pause für den Drittligisten aus - und dann schoss Marcel Gaus (90.+6) den Außenseiter ins Glück.
Schiedsrichter Frank Willenborg hatte bei einer Platzbegehung das Spielfeld am Vormittag für bespielbar befunden. Am Sonntag war die Partie der Saarbrücker gegen Dynamo Dresden in der Halbzeit wegen Pfützen auf dem Geläuf abgebrochen worden. "Er sieht besser aus, als er ist", hatte Bayern-Trainer Tuchel kurz vor dem Anpfiff in der ARD über den Rasen gesagt, er betonte aber auch: "Das reicht natürlich nicht, um ein Spiel abzusagen, ist doch klar."
Bayern München verliert in Saarbrücken: Tuchel und Müller äußern sich zur Niederlage
Die Bayern waren erst am Spieltag angereist und gingen mit Nationaltorwart Manuel Neuer, der vor vier Tagen sein viel beachtetes Comeback gefeiert hatte, in die Partie. Zuletzt war im Pokal zweimal die zweite Runde und einmal das Viertelfinale Endstation gewesen. Mit einem überaus optimistischen Banner über die ganze Osttribüne erinnerten die FCS-Fans dagegen an den legendären 6:1-Erfolg der Saarländer in der Bundesliga-Saison 1976/77 gegen die Bayern: "Nach tristen Jahren gut erholt, wird die Geschichte heute wiederholt."
Danach sah es aber nach einer guten Viertelstunde nicht unbedingt aus: Der Favorit hatte bis dahin selten so richtig das Tempo forciert, doch Müller schoss aus 22 Metern flach ins linke Eck zur Führung. Dennoch blickten die Münchner in der 19. Minute ziemlich besorgt drein: De Ligt verletzte sich am rechten Knie, der niederländische Verteidiger musste humpelnd vom Platz.
Die überaus disziplinierten Hausherren von Trainer Rüdiger Ziehl wagten sich auch immer wieder nach vorne und fanden mitunter erstaunliche Lücken. Das pomadige Auftreten des deutschen Meisters wurde in der Nachspielzeit der ersten Halbzeit dann bestraft: Lukas Boeder eroberte den Ball von Startelf-Debütant Frans Krätzig, spielte Sontheimer frei, und der traf zum Ausgleich.
Lucky-Punch kurz vor Schluss: Gaus schießt Saarbrücken ins Achtelfinale
2020 war der FCS als erster Viertligist überhaupt ins Halbfinale eingezogen und erst an Bayer Leverkusen gescheitert. Mit den eingewechselten Jamal Musiala, Serge Gnabry nach längerer Ausfallzeit und Kingsley Coman bekamen die Saarbrücker nach einer knappen Stunde gleich drei neue Topstürmer vorgesetzt. Die Bayern dominierten die Partie klar, wurden aber kurz vor Schluss eiskalt erwischt.
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