"Völlig falsche Informationen"? Einfluss von KI-Fakes auf Wähler löst Sorge vor Bundestagswahl aus

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Eine Person arbeitet am Rechner, auf dessen Bildschirm ein durch Künstliche Intelligenz generiertes Illustrationsbild mit Code verschiedener Programmiersprachen und einem neuronalen ...
Nehmen Desinformation und Beeinflussung in sozialen Medien durch KI zu?
Oliver Berg (dpa)

Wie stark beeinflusst KI den Wahlkampf? Die Sorge vor einer Meinungs-Manipulation durch Fakes und Chatbots ist groß. Ein Forscher sagt, warum KI Grenzen braucht.

Der KI-Forscher Gerard de Melo warnt vor einer Zunahme von Desinformation und Beeinflussung in sozialen Medien durch Künstliche Intelligenz (KI) bei Wahlen in Deutschland. "Die größte Sorge ist, dass Menschen völlig falsche und aus der Luft gegriffene Informationen und Bilder erhalten, die durch KI erzeugt sind", erklärte de Melo am Hasso-Plattner-Institut (HPI) in Potsdam gegenüber der Deutschen Presse-Agentur. Auf einer zweitägigen Konferenz bis zum 4. Dezember 2024 erörtern Fachleute aus Wissenschaft, Wirtschaft und Politik am HPI die Chancen und Risiken von KI.

"Im Moment gibt es das Problem, dass TikTok und andere Plattformen einfach mehr Geld verdienen, wenn Leute länger an ihren Geräten hängenbleiben und immer extremeres Material zu Gesicht bekommen", sagte der KI-Professor de Melo. Seiner Meinung nach könnten dahinter auch Chatbots stecken, die sich dank der Weiterentwicklung von KI-Systemen sehr menschlich artikulieren und für Einflussversuche eingesetzt werden.

KI-Fakes bei der Bundestagswahl? Sicherheitsbehörden warnen

Ob dies bereits bei der Neuwahl des Bundestags im Februar eine wesentliche Gefahr darstelle, bleibe allerdings unklar. Der Forscher glaubt, dass es künftig mehr Überprüfungen und Mechanismen geben werde, um sicherzustellen, "dass man es wirklich mit einem Menschen zu tun hat und um Bots zu entlarven".

Das Bundesamt für Verfassungsschutz (BfV) weist auf mögliche Einflussversuche anderer Staaten bei der bevorstehenden Bundestagswahl hin. Laut Experten könnten durch KI in immer kürzerer Zeit sogenannte Deepfake-Videos erstellt und Stimmen imitiert werden. Auch vor Cyberangriffen warnen die Sicherheitsbehörden.

Aus der Sicht des KI-Forschers de Melo wird langfristig der Nutzen von KI-Technologien überwiegen, vorausgesetzt, es werden technische und ethische Grenzen gesetzt. "Eine KI darf jetzt nicht einfach in einem Unternehmen entscheiden, wie gespart wird und welche 20 Prozent der Belegschaft eine Kündigung erhalten. Also da muss es gewisse Grenzen geben", betonte de Melo.

Technologien könnten Positives bewirken

"Wir wollen auch nicht in einer Gesellschaft leben, in der eine Massenüberwachung herrscht, wo jeder Schritt des Menschen aufgezeichnet wird und man sich nicht mehr frei bewegen kann", so der Wissenschaftler. Grundsätzlich könnten Technologien, die bei Videokameras zum Einsatz kommen, viel Positives bewirken und Datenschutzbedenken abmildern. Denn es bestehe etwa die Möglichkeit, Gesichter unkenntlich zu machen und dabei dennoch Gefahren wie aggressive Menschensammlungen zu erkennen, was der Polizei ein schnelleres Eingreifen ermögliche.

Wie wir künstliche Intelligenz einsetzen