Aktivrente: Vorteile nur für Gutverdiener mit Bürojob? Experten mit scharfer Kritik

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Wenn es nach Friedrich Merz geht, soll die Aktivrente bereits ab Januar 2026 starten. Gewerkschafter, Arbeitgeber und CDU-Wirtschaftsrat äußern jedoch Bedenken an dem Konzept.

Mit der Aktivrente will Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) Anreize für Rentner schaffen, auch über die Regelaltersgrenze hinaus zu arbeiten. So soll es schon ab Januar 2026 möglich sein, sich im Alter bis zu 2000 Euro steuerfrei dazuzuverdienen. 

An dem Konzept äußern neben Gewerkschaftern und Arbeitgeber nun jedoch auch Politiker aus den eigenen Reihen Bedenken. Die Kritik: Nicht alle würden von der Aktivrente profitieren, zudem stehe sie im Gegensatz zur Frührente mit 63.

"Die Politik drückt auf Gas und Bremse zugleich": Arbeitgeber-Chef übt scharfe Kritik an Aktivrente

 "Von diesem Angebot profitieren Menschen mit guten Renten und Arbeitsbedingungen, meist in Bürojobs – oder aber Selbstständige", kritisierte Anja Piel, Vorstandsmitglied beim Deutschen Gewerkschaftsbund (DGB) und Präsidentin der Deutschen Rentenversicherung Bund gegenüber dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND). So würden Gutverdienende im Alter noch durch Steuerboni bevorteilt, während Menschen in körperlich belastender Arbeit oft gar nicht bis zur Regelaltersgrenze durchhalten würden. Sie fordere daher bessere Arbeitsbedingungen, altersgerechte Arbeitsplätze und Wege für Frauen aus unfreiwilliger Teilzeit statt einer Aktivrente.

Verena Bentele, Präsidentin des Sozialverbands VdK, gab in der Vergangenheit bereits zu bedenken: "Die übergroße Mehrheit der über die Regelaltersgrenze hinaus arbeitenden Menschen ist in Minijobs tätig und würde von der Steuerentlastung überhaupt nicht profitieren."

Auch der Hauptgeschäftsführer des Arbeitgeberverbandes BDA, Steffen Kampeter, sieht bei dem Konzept erhebliche Mängel: "Die Aktivrente soll längeres Arbeiten fördern, gleichzeitig belohnt die abschlagsfreie Frühverrentung aber den vorzeitigen Ausstieg. Die Politik drückt auf Gas und Bremse zugleich. Das ist in der Anreizwirkung wenig effektiv und teuer für Beitrags- und Steuerzahler", kritisiert auch er laut RND

Rente mit 63 für Aktivrente abschaffen? 

Sogar der CDU-Wirtschaftsrat scheint von Merz' Aktivrente nicht vollends überzeugt. So sagte Generalsekretär Wolfgang Steiger laut dpa-Berichten der Bild: "Mit der Aktivrente werden in der Tat unterschiedliche Signale zugleich gesetzt. Es macht wenig Sinn, Arbeitnehmer durch teure finanzielle Anreize in die Frühverrentung zu locken, um dann gleichzeitig mit anderen teuren Anreizen dagegen zu arbeiten." Die Lösung sieht er demnach in der Abschaffung von Frühverrentungsanreizen und der Kopplung des Renteneintrittsalters an die steigende Lebenserwartung.

Eine Abschaffung der sogenannten Rente mit 63 wurde in der Vergangenheit immer wieder von einzelnen Institutionen öffentlich gefordert. Im März dieses Jahres ordnete der Wirtschaftsweise Martin Werding die Frührente als fatalen Fehler ein. Ob 63, 65 oder 67 Jahre – die Frührente bleibt für viele Experten einfach falsch

Eine andere Meinung zur geplanten Aktivrente hat hingegen CDU-Generalsekretär Carsten Linnemann. Er unterstützt die Pläne und betont im Gespräch mit der Bild: "Ich bin froh, dass die Aktivrente jetzt kommt. Die lasse ich mir auch nicht kaputt reden. Wir probieren das jetzt einfach mal aus."

Dieser Artikel wurde mit Material der Deutschen Presse-Agentur erstellt (dpa).

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