Dein Körper sendet bestimmte Warnsignale - dann könnte eine Neuropathie der Auslöser sein

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Neuropathie - viele Millionen Menschen in Deutschland leiden an einer Nervenkrankheit.
Hinter Kribbeln und Taubheit in Händen und Füßen kann eine Erkrankung des Nervensystems stecken.
Hände eine Frau halten einen Fuß fest.
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Millionen Menschen in Deutschland leiden unter einer Nervenkrankheit. Laut Experten gibt es meist kleine erste Anzeichen im Körper für eine Neuropathie.

Bei vielen Krankheiten werden erste Symptome übersehen. So gibt es erste kleine Anzeichen im Mund, die als Warnsignale für ein erhöhtes Herzinfarktrisiko gelten, wie inFranken.de berichtet hat. Und auch bei Krebs gibt es Veränderungen des Körpers, die man beachten sollte. Verschiedene Untersuchungen zeigen, dass dies auch auf Neuropathie zutrifft. 

In Deutschland leiden laut Schätzungen von Experten rund fünf Millionen Menschen an einer Nervenkrankheit. Die "Neuropathie", auch "Polyneuropathie" genannt, zählt damit zu den zehn häufigsten Erkrankungen des Nervensystems. Laut dem Fachmagazin Deutsches Ärzteblatt will nun eine Reihe "von Forscherinnen und For­schern aus Münster, Essen, Heidelberg und Leipzig die Krankheitsmechanismen genauer bestimmen". 

Was steckt hinter der Nervenkrankheit? Das Krankheitsbild der Polyneuropathie

Was ist eine Polyneuropathie? Ein solches Krankheitsbild liegt laut Definition dem US-amerikanischen Pharmaunternehmen Merck Sharp & Dohme (MSD) dann vor, wenn gleichzeitig mehrere periphere Nerven im Körper nicht richtig funktionieren. Periphere Nerven sind alle Nervenbahnen, die außerhalb des Gehirns oder des Rückenmarks in der Wirbelsäule liegen.

Infektionen, Toxine, bestimmte Arzneimittel, Krebs, Nährstoffmangel, Diabetes, Autoimmunerkrankungen und andere Erkrankungen können demnach eine Fehlfunktion vieler peripheren Nerven zur Folge haben.

Laut Angaben von MSD kommt es eventuell zu Empfindungsverlust, Schwäche oder zu beiden Symptomen, zuerst in den Füßen und Händen und anschließend in den Armen, Beinen oder dem Rumpf. Ein unangenehmes Kribbeln, Taubheitsgefühle, Pelzigkeit oder gar ein Brennen in den Händen und Füßen setzt ein.

Neuropathie: Wodurch entstehen neuropathische Schmerzen?

Die Ursachen sind laut den Experten des Fraunhofer-Instituts vielfältig. So treten Missempfindungen oftmals nach Operationen oder Unfällen auf, wenn das Rückenmark dabei zu Schaden gekommen ist. Auch Phantomschmerzen lassen sich zu den neuropathischen Schmerzen zählen.

Unternehmen: Merck Sharp & Dohme (MSD)
Art des Unternehmens: US-amerikanisches Pharmaunternehmen
Hauptsitz:  Rahway, New Jersey, Vereinigte Staaten
Gründer:  George Merck
Gründung:  1. Januar 1891, New York, Vereinigte Staaten

Die häufigste Ursache für eine Erkrankung an Neuropathie ist aber Diabetes-Erkrankung. Schon in einer älteren Ausgabe der Deutschen Apotheker Zeitung weisen Experten darauf hin, dass nur durch "frühzeitige Intervention" ein Voranschreiten der Nervenschädigung verhindert werden kann und schwerwiegende Komplikationen wie das diabetische Fußsyndrom, auf das jährlich bis zu 50.000 Amputationen zurückzuführen sind, zu verhindern ist. Mögliche Ursachen für Neuropathie laut MSD:

  • Diabetes (die häufigste)
  • Übermäßiger Alkoholgenuss
  • Infektionen (wie z. B. Hepatitis C, HIV-Infektion, Lyme-Borreliose, Gürtelrose)
  • Erbliche (hereditäre) Neuropathien (wie das Charcot-Marie-Tooth-Hoffmann-Syndrom)
  • Autoimmunerkrankungen (wie z. B. chronisch inflammatorische demyelinisierende Polyneuropathie, Vaskulitis und systemischer Lupus erythematodes)
  • Vitamin-B12-Mangel, der auch eine subakute kombinierte Degeneration des Rückenmarks und oft perniziöse Anämie verursacht
  • Andere Nährstoffmängel (wie Thiaminmangel); eine seltene Ursache in den USA, außer bei unterernährten Alkoholikern
  • Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose)
  • Giftstoffe, u. a. Schwermetalle wie Arsen, Blei und Quecksilber
  • Nierenversagen
  • Krebs (z. B. multiples Myelom), der unmittelbar in die Nerven eindringt oder auf die Nerven Druck ausübt und daher die Nerven schädigt
  • Arzneimittel, u. a. das Antiepileptikum Phenytoin, einige Antibiotika (Chloramphenicol, Nitrofurantoin und Sulfonamide) sowie einige Mittel zur Chemotherapie (Vinblastin und Vincristin)
  • Selten die Aufnahme von zu hohen Mengen Vitamin B6 (Pyridoxin)

Experten forschen an alternativen Therapien zur frühzeitigen Behandlung

Ein für die Krankheit typisches Symptom ist eine Veränderung der Hautsensibilität. Betroffene empfinden mechanische Reize wie Hitze, Kälte oder Berührungen stärker oder kaum noch. Spätestens bei chronischen Schmerzen wird die Lebensqualität der Betroffenen erheblich beeinträchtigt. Die Folge: Beruf und Freizeitbeschäftigungen können häufig nicht mehr wahrgenommen werden. Auch Gleichgewichtsstörungen, Unsicherheit beim Gehen, fehlende Muskelreflexe, Muskelschwäche bis hin zum Muskelschwund können durch Neuropathie auftreten.

Um die beschriebene Einschränkung der Lebensqualität zu verhindern, muss die Entwicklung der Nervenschmerzen so früh wie möglich unterbunden werden. Hier setzen die Forscher des am Institutsteil "Translationale Medizin und Pharmakologie (TMP)" des "Fraunhofer-Institut für Molekularbiologie und Angewandte Oekologie (IME)" im hessischen Frankfurt an. In mehreren Tests konnten die Wissenschaftler nachweisen, dass verschiedene Fette, die als Signalmoleküle bei Verletzungen freigesetzt werden, die Entzündungsreaktionen an den beschädigten Nerven steuern.

"Die Nerven schlagen Alarm und setzen Lipide frei, um dem Immunsystem zu signalisieren, dass eine Verletzung vorliegt und die Ursache beseitigt werden muss", sagt Klaus Scholich, der am Projekt mitwirkte. "Bei neuropathischen Schmerzen werden die angelockten Immunzellen nach einiger Zeit zum Feind. Sie interagieren derart mit den Nerven, dass die betroffenen Areale permanent entzündet sind. Die Nervenschmerzen können nicht mehr abflauen, sie werden chronisch. Indem wir Signalwege unterbrechen, die Immunzellen anlocken, können wir die Schmerzen deutlich verringern", führt der Experte fort.

Mögliche Formen der Behandlung der Polyneuropathie

Das US-Pharmaunternehmen geht in einem Beitrag zum Thema der Nervenerkrankung auch auf mögliche Arten der Behandlung ein. So ist häufig der erste Ansatz eine klassische Schmerzbehandlung. Dazu komm dann meist Physio- und Ergotherapie.

Dazu heißt es bei MSD weiter, dass die Physiotherapie manchmal die Muskelsteife verringern kann und verhindert, "dass sich die Muskeln verkürzen und steif werden". Eine "spezifische Behandlung der Polyneuropathie" ist dem Bericht nach eben durch gewisse Ursachen bedingt. 

Außerdem, so heißt es, gibt es einige Arzneimittel, die keine reinen schmerzlindernden Wirkstoffe enthalten, aber dennoch zur Beseitigung der von Nervenschädigung hervorgerufenen Schmerzen führen. Dazu gehören den Experten zufolge das Antidepressivum Amitriptylin, die Antiepileptika Gabapentin und Pregabalin sowie Mexiletin (zur Therapie von Herzrhythmusstörungen). Positiv wirkt auch Lidocain, ein Betäubungsmittel, welches in Form einer Lotion, einer Salbe oder eines Hautpflasters Anwendung findet.

Erkrankung des Nervensystems: Forscher können Schmerzentstehung deutlich verringern

"Wir konnten die nachgeschalteten Mechanismen aufklären, die über Entzündungsreaktionen die Entstehung neuropathischer Schmerzen begünstigen", erklärt Scholich. Wenn herkömmliche Arzneimittel wie "Ibuprofen" nicht mehr wirken, können die Forscher den chronischen Schmerz durch bestimmte Antikörper bekämpfen beziehungsweise die Schmerzentstehung deutlich verringern.

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Dabei ist es jedoch ein Nachteil, dass diese Antikörper gespritzt werden müssen und die meisten Patienten dies als unangenehm empfinden. Aus diesem Grund arbeiten Scholich und seine Kollegen bereits an alternativen Wirkstoffen, die sich oral verabreichen lassen.

Ihre Ergebnisse haben die Forschenden in der renommierten Fachzeitschrift Journal of Biological Chemistry veröffentlicht.