"Pionierarbeit": Forscher der Uni Würzburg entwickeln innovatives Mittel gegen Thrombose

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Kompressionsstrümpfe können das Risiko einer Thrombose eindämmen.
Bein, Fuß, Thrombose
Olga Yastremska, New Africa, Afr (613113029)/AdobeStock
Professor Bernhard Nieswandt (links) und Dr. Stefano Navarro im Labor des Rudolf-Virchow-Zentrums der Uni Würzburg ...
Würzburger Forschende präsentieren neuen hochwirksamen Thrombosehemmer
Kerstin Siegmann / Universitätsklinikum Würzburg

Jedes Jahr sterben mehr als 40.000 Menschen in Deutschland an Thrombose. Würzburger Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler forschen seit Jahren und präsentieren nun ein neues hochwirksames Mittel gegen die gefährliche Krankheit.

Gesundheitsrisiko Thrombose: Eine Reihe von Faktoren wie ein ungesunder Lebenswandel, gesundheitliche Probleme, Verletzungen, genetische Prädispositionen sowie eine erhöhte Blutgerinnungsneigung können zur Entstehung von Blutgerinnseln in den Gefäßen führen. Auch die Anti-Baby-Pille kann durch den höheren Östrogengehalt zu einem höheren Thromboserisiko führen.

Eine Thrombose muss schnell erkannt und behandelt werden, da die Folgen schwerwiegend sein können. Je nachdem wo das Gerinnsel entsteht, kann es zu einem Schlaganfall, einer Lungenembolie oder einem Herzinfarkt kommen. Selbst scheinbar harmlose Symptome können auf die gefährliche Bildung eines Blutgerinnsels hinweisen. 

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Hochwirksam und nebenwirkungsarm: Würzburger Forscher entwickeln Mittel gegen Thrombose

Wissenschaftler der Universität Würzburg sagen der Krankheit seit Jahren den Kampf an - jetzt mit einem potenziellen Erfolg: Sie haben einen neuartigen Hemmstoff entwickelt, der effektiv zur Vorbeugung und Behandlung von arteriellen Thrombosen und entzündlichen Reaktionen eingesetzt werden kann, ohne das Risiko von Blutungen zu erhöhen.

Professor Bernhard Nieswandt, Forschungsgruppenleiter am Rudolf-Virchow-Zentrum (RVZ) der Julius-Maximilians-Universität Würzburg (JMU) und Leiter des Lehrstuhls für Experimentelle Biomedizin I am Universitätsklinikum Würzburg (UKW), veröffentlichte jetzt mit seinem Team im European Heart Journal eine Studie zu einem neuen, hochwirksamen und gleichzeitig sehr nebenwirkungsarmen antithrombotischen Wirkstoff, der breite therapeutische Anwendung finden könnte.

Dass das Forschungsteam Ergebnisse präsentieren kann, war nur durch jahrzehntelange Vorarbeit möglich: Nieswandt widmet sich bereits seit dem Beginn seiner wissenschaftlichen Karriere den Blutplättchen, den sogenannten Thrombozyten. Wie es in der Pressemeldung heißt, habe er in diesem Bereich seitdem bahnbrechende Arbeiten geleistet.

Thrombose-Antikörper Ergebnis von Forschungsarbeiten der vergangenen 25 Jahre

Vor einem Vierteljahrhundert erörterte er zum ersten Mal die Rolle des Rezeptors Glykoprotein VI (GPVI), der speziell in Thrombozyten und deren Vorläuferzellen im Knochenmark vorkommt. "Die Würzburger Forschungsarbeiten der vergangenen 25 Jahre zeigten eindrücklich, dass GPVI eine vielversprechende Zielstruktur für anti-thrombotische und anti-entzündliche Therapien ist, (...)", erklärt Bernhard Nieswandt. Der Biologe habe der Pressemeldung der Universität zufolge einen Mechanismus endeckt, mit dem GPVI "sowohl gehemmt als auch ausgeschaltet" werden kann.

Ein erstes Medikament, der GPVI-Hemmer ACT017/Glenzocimab, wurde inzwischen von einer französischen Forschungsgruppe - basierend auf der Grundlagenforschung der Würzburger Universitätsmedizin - in die klinische Phase III gebracht: "Erste klinische Daten mit diesem GPVI-Hemmer bei Schlaganfallpatientinnen und -patienten wurden kürzlich veröffentlicht, waren sehr vielversprechend und deuten darauf hin, dass dieser therapeutische Ansatz im Menschen funktionieren kann", sagt Bernhard Nieswandt.

Auch sein Team hat einen GPVI-blockierenden Antikörper entwickelt, der in seiner Wirksamkeit die bisherigen Wirkstoffe weit übertrifft, sogar bei sehr niedrigen Dosen, und dabei gleichzeitig das Blutungsrisiko nicht erhöht. "Unser Antikörper ist um den Faktor 50 potenter als die bislang beschriebenen GPVI-Inhibitoren und dürfte daher eine höhere klinische Wirksamkeit und breitere Einsatzmöglichkeiten haben", so Nieswandt. 

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Ein anderer bedeutender Pluspunkt des vom Würzburger Forscherteam entwickelten Antikörpers, des GPVI-Inhibitor EMA601, liegt darin, dass er offenbar die reguläre Blutgerinnung nicht stört. Traditionelle antithrombotische Mittel, die momentan in der Klinik verwendet werden, sind dagegen oft mit einem höheren Blutungsrisiko verbunden.