Tödlicher Doppelgänger: Verzehr von grünem Knollenblätterpilz endet meist mit dem Tod

2 Min

Der Grüne Knollenblätterpilz führt jedes Jahr zu zahlreichen Todesfällen. Nicht selten wird er mit Champignons verwechselt. Nach dem Verzehr folgen Bauchschmerzen und Durchfall - dann akutes Leberversagen.

Der Grüne Knollenblätterpilz ist eine Pilzart aus der Familie Amanitaceae, der zur Gattung der Wulstlinge gehört. Auf ihn gehen die meisten tödlichen Pilzvergiftungen in Mitteleuropa zurück, denn schon geringe Mengen des Pilzfruchtkörpers sind lebensgefährlich. Die darin enthaltenen für die Leber giftigen Amatoxine verursachen ohne medizinische Versorgung mehrfaches Organversagen. In Essen werden nach Verzehr des Grünen Knollenblätterpilz Spenderlebern für drei Kinder im Alter von fünf bis 15 Jahren gesucht. Auch der Vater benötigt dringend ein neues Organ, weil er eine Vergiftung durch den Pilz erlitten hat.

So erkennst du ihn: Merkmale des Grünen Knollenblätterpilz

Der Grüne Knollenblätterpilz ist zwischen Juli und Oktober anzutreffen und das gar nicht so selten. Man findet ihn vor allem nach ergiebigen Regenfällen in Eichen(misch)wäldern auf allen Böden, aber auch (seltener) bei Hainbuchen, Buchen und Fichten. Er ist zwischen 5 und 15 cm groß und erreicht eine Höhe von bis zu 18 cm.

Der halbkugelige, glatte und glänzende Hut des Grünen Knollenblätterpilzes schirmt flach auf, wenn dieser reif ist und kann dadurch einen Durchmesser von bis zu 12 cm erreichen. Er ist oft grün eingefärbt, dies muss aber nicht der Fall sein und zum Rand hin blasst er gerne aus. Seine freien, aber eng stehenden Lamellen, die sich auf der Hutunterseite befinden, und auch das Sporenpulver, sind weißlich gefärbt.

Das weiße Stielfleisch ist brüchig und längsfaserig und die knollige Basis steckt oft tief im Boden, weshalb Pilze beim Sammeln nicht abgeschnitten werden sollten, um sie bestimmen zu können. Der Pilz riecht süßlich und erinnert an Kunsthonig.

Doppelgänger Champignon: Was den Pilz so gefährlich macht

Meist wird der Grüne Knollenblätterpilz mit essbaren Champignons oder grünen Täublingen verwechselt. Er ist aber durch seine freien, weißen Lamellen, die sich unter dem Hut befinden und durch die sackartig umhüllte, knollige Stielbasis gut zu erkennen.

Da die Basis des Pilzes verborgen sein kann, müssen unbekannte, ähnliche Lamellenpilze aus dem Boden gehebelt werden, anstatt sie einfach abzuschneiden. Wer nach dem Pilzesammeln trotzdem nochmal auf Nummer sicher gehen will, lässt seine Ausbeute im besten Fall durch eine*n Pilzberater*in oder durch Pilzsachverständige freigeben.

Es gibt auch den Weißen Frühlings-Knollenblätterpilz, der ähnliche Vergiftungen verursacht wie der Grüne Knollenblätterpilz, allerdings ist er seltener vorzufinden und der Giftgehalt ist etwas niedriger. Es besteht aber eine größere Gefahr, diesen mit weißen Steinpilzen zu verwechseln.

Giftwirkung: Akutes Leberversagen führt zum Tod

Das Vergiftungsgeschehen des Grünen Knollenblätterpilzes verläuft in drei Phasen:

  • 4-6-24 Stunden nach dem Verzehr: schlimmes Erbrechen, Cholera-artige Durchfälle und heftige Bauchschmerzen
  • darauf folgt eine trügerische Erholung von 2 bis 4 Tagen
  • danach werden die Folgen der zwischenzeitlich schwer geschädigten Leber deutlich: Gelbsucht, Leberschwellung, Folgen der leberschädigungsbedingten Blutgerinnungsstörung mit Magen- und Darmblutungen

Wenn die Pilzvergiftung nicht oder zu spät behandelt wird, endet sie zwischen dem 3. und 10. Tag tödlich im hepatischen Koma (Leberkoma) und/oder durch Multiorganversagen. Das passiert übrigens, wenn du einen Fliegenpilz isst.

Vergiftung - das ist zu tun: Schnelles Handeln gefragt!

Wer unglücklicherweise eine bestimmte Menge des Grünen Knollenblätterpilzes verzehrt hat, darf keine Zeit verlieren! Wenn man zu lange wartet, kann sowohl die Leber als auch die Nieren schwer geschädigt werden. 

Ratgeber: 'Handbuch Pilze: Speisepilze und ihre Doppelgänger' jetzt ansehen

Beim geringsten Verdacht muss sofort ein Arzt/eine Ärztin oder eine Notfallambulanz aufgesucht werden. Man darf sich auf keinen Fall darauf verlassen, dass die Vergiftung nach einmaligem Erbrechen oder Durchfall vorüber ist.

Besonders beeilen muss man sich auch, wenn das vegetative Nervensystem gestört ist. Zur Untersuchung bringt man, falls es möglich ist, Reste der verzehrten Pilze mit, sodass schnellstmöglich die korrekte Behandlung durchgeführt werden kann.

Vorbeugung durch Beratung: Iss keinen Pilz, den du nicht zuordnen kannst!

Um gar nicht erst in solch eine gefährliche Situation zu geraten, sammelt man unbekannte und nicht sicher als essbar bekannte Waldpilze nicht auf. Schon bei den geringsten Zweifeln ist es besser, die Pilze einfach liegenzulassen und zu verzichten.

Sollten die Zweifel aber erst nach der Mahlzeit aufkommen, ist ein zeitnaher Kontakt zu einem Pilzberater/einer Pilzberaterin empfehlenswert. Bei Symptomen muss natürlich sofort ein Arzt/eine Ärztin kontaktiert werden.

Wer gerne Pilze sammeln geht, kann sich generell schon vorher von Pilzberatern und Pilzsachverständigen aufklären lassen. Diese arbeiten mit Giftzentralen zusammen. Mit dem nötigen Fachwissen und Sicherheit macht es doch gleich viel mehr Spaß, neue Waldbewohner zu entdecken und einzusammeln.

Du interessierst dich fürs Pilzesammeln und willst mehr erfahren? Hier findest du weitere Artikel rund ums Thema: 

Amazon-Buchtipp: Essbare Pilze und ihre giftigen Doppelgänger
Artikel enthält Affiliate Links
Vorschaubild: © el_cigarrito/AdobeStock