Extrem giftigen Pilz gegessen: Bereits drei Lebern transplantiert - weitere Patientin in "kritischem Zustand"

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Drei Kinder und ein Mann hatten in Essen Knollenblätterpilz gegessen, der tödlich wirken kann. Für zwei der Kinder und den Erwachsenen wurden bereits Spenderorgane gefunden - ein Mädchen ist noch auf der Intensivstation.

Update vom 22.10.2024: Bereits drei Lebern transplantiert - weitere Patientin in "kritischem Zustand"

Vorsichtiges Aufatmen: Nach knapp einer Woche intensivmedizinischer Behandlung am Uniklinikum Essen wegen einer schweren Pilzvergiftung hat ein weiteres Kind eine Spenderleber erhalten. Damit sei nun bei vier Patienten in drei Fällen eine Transplantation erfolgt - bei zwei Kindern und einem Erwachsenen, schilderte das Klinikum am Montag (21. Oktober 2024).

Dort werden seit Dienstag der vergangenen Woche drei Kinder im Alter von fünf bis 15 Jahren sowie ein Erwachsener nach dem Verzehr von Knollenblätterpilzen betreut. Bei dem vierten Patienten, einem fünf Jahre alten Jungen, "sieht es so aus, als regeneriere sich die Leber selbst". Die Klinik betonte weiter: "Der Zustand aller Patienten ist stabil, sie werden weiterhin engmaschig und intensiv betreut." 

Sie waren in lebensbedrohlichem Zustand in die Klinik gebracht worden, in zwei Fällen war kurz darauf eine Transplantation erfolgt. Keines der Kinder stammt aus NRW, zwei kommen aus dem Saarland. Bei dem Erwachsenen handelt es sich um den Vater eines der drei Kinder. 

In Münster wird eine Patientin ebenfalls wegen einer schweren Pilzvergiftung seit einer Woche intensivmedizinisch behandelt. "Die Patientin befindet sich weiterhin in einem kritischen Zustand und muss deshalb noch immer intensivmedizinisch behandelt werden", sagte ein Kliniksprecher jetzt auf dpa-Anfrage. Auch in diesem Fall handelt es sich aller Wahrscheinlichkeit nach um eine Vergiftung mit Knollenblätterpilzen, eine Spenderleber wird gesucht.

Update vom 17.10.2024: Warten auf Spenderleber - nach Pilzvergiftung läuft Wettlauf gegen die Zeit

Drei Kinder und ein Erwachsener werden wegen akuten Leberversagens nach dem Verzehr von Knollenblätterpilzen auch weiterhin im Essener Uniklinikum intensivmedizinisch behandelt. Eine Sprecherin machte am Donnerstag keine Angaben zum Zustand der Patienten oder zur Frage, ob für die Betroffenen ein Spenderorgan für eine Lebertransplantation gefunden worden sei - und verwies auf Persönlichkeitsrechte.

Die drei Kinder im Alter von fünf bis 15 Jahren waren laut Uniklinikum in der Nacht zu Dienstag in lebensbedrohlichem Zustand in die Kinderklinik aufgenommen worden und benötigten dringend eine Notfalltransplantation, wie das Klinikum unmittelbar danach mitgeteilt hatte. Auch der Vater eines der Kinder wird behandelt.

In derart eiligen Fällen (High Urgency/HU) wird nach Angaben der Deutschen Leberstiftung im europäischen Raum mit oberster Priorität nach geeigneten Spenderlebern gesucht. Dabei spielten etwa Größe oder Blutgruppe eine Rolle, sagte der Hauptgeschäftsführer der Stiftung, Markus Cornberg der Deutschen Presse-Agentur. "Diese HU-Listung gilt zunächst für zwei Wochen, in dieser Zeit wird meist ein Organ gefunden." Meist erfolge eine Transplantation in solchen Eil-Fällen bereits innerhalb von Stunden oder binnen zwei bis drei Tagen. Allerdings sei es bei Kindern schwieriger, eine geeignete Leber zu finden. Das Problem sei oft sei die Größe des Organs. "Daher kann hier die Wartezeit länger sein."

Der Experte erläuterte, man könne eine Leber auch auf zwei Personen teilen, das werde "Split-Leber" genannt. In einer High Urgency-Situation erwäge man das aber in der Regel nicht gleich als erste Option. Denn man müsse dann auch gleichzeitig zwei geeignete Kandidaten haben. Laut Leberstiftung werden etwa 800 Lebern im Jahr transplantiert, der Bedarf sei aber mehr als doppelt so hoch.

Originalmeldung vom 16.10.2024

Ein Fehler mit fatalen Folgen: Die drei Kinder, die nach Knollenblätterpilz-Verzehr von Experten der Universitätsmedizin Essen wegen akuten Leberversagens behandelt werden, schweben weiter in Lebensgefahr. Auch der ebenfalls vergiftete Vater eines der Kinder befindet sich nach derzeitigem Stand weiterhin in Behandlung

"Bereits drei Kinder wurden heute Nacht in der Kinderklinik mit akutem Leberversagen aufgenommen, die nun dringend eine Notfalltransplantation benötigen", erklärte die Einrichtung. Die Kinder sind den Angaben zufolge zwischen fünf und 15 Jahre alt. Woher genau sie kommen und ob es sich um Jungen oder Mädchen handelt, könne man nicht sagen.

Wegen Giftpilz in Lebensgefahr - Kinder brauchen dringend neue Leber

Es handele sich um zwei getrennte Fälle. Zwei der Kinder seien verwandt, erläuterte eine Sprecherin des Klinikums auf Nachfrage. Alle drei Kinder stammten nicht aus Nordrhein-Westfalen und seien zur Behandlung zu den Experten nach Essen gebracht worden, zwei von ihnen aus dem Saarland. Weitere Details wie das Alter der drei Kinder nannte die Sprecherin nicht. Die Universitätsmedizin Essen ist nach eigenen Angaben eines der wenigen Lebertransplantationszentren in Deutschland. 

Diese Fälle seien alarmierend und unterstrichen die Gefahren, die mit dem Sammeln und Verzehr von Pilzen verbunden seien, hieß es. Die Universitätsmedizin Essen warnt vor lebensbedrohlichen Gefahren, insbesondere durch Knollenblätterpilze. Die Westdeutsche Allgemeine Zeitung hatte über die drei Kinder mit akutem Leberversagen berichtet. 

Die drei Kinder würden für Lebertransplantationen gemeldet. Es sei hoch wahrscheinlich, dass dies erforderlich sein werde, sagte der Direktor der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin II am Uniklinikum Essen, Prof. Dr. Lars Pape. Der Vater eines der Kinder werde ebenfalls in Essen behandelt, sagte er. 

Verdacht auf Pilzvergiftung? So sollte man reagieren

Die Universitätsmedizin Essen gehört zu einem der wenigen Lebertransplantationszentren in Deutschland. Der Knollenblätterpilz gilt als einer der giftigsten Pilzen überhaupt - akutes Leberversagen sei typisch für eine Vergiftung mit dem Pilz. "Wir sehen das alle paar Jahre wieder", erklärte Pape. Bei Anzeichen einer Pilzvergiftung sollten sich Betroffene sofort ins Krankenhaus begeben. Schnelle Hilfe sei wichtig, bevor ein Leberversagen eintrete.

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