Selbst gesammelte Pilze solltest du vor allem in Bayern nur in Maßen essen.
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Nicht nur die Pilzsorte, sondern auch die verzehrte Menge entscheidet über Strahlenbelastung.
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Waldpilze sind auch 36 Jahre nach Tschernobyl immer noch radioaktiv belastet. Der aktuelle Pilzbericht des Bundesamts für Strahlenschutz zeigt: Diese Pilzsorten sind besonders betroffen.
Immer noch teils hohe radioaktive Belastung bei Waldpilzen
Bayern besonders betroffen
Diese Pilzsorten solltest du meiden
Pilzgenuss in kleinen Mengen
Im September und Oktober ist Hauptsaison für Pilze. 2022 haben fehlender Regen und große Hitze im Sommer den Boden austrocknen lassen. Wie viel Regen und damit Pilze der Herbst bringen wird, bleibt abzuwarten. Doch wenn du Waldpilze suchen gehst, solltest du wissen: Diese sind teilweise stark mit radioaktivem Cäsium belastet. Das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) veröffentlichte dazu gerade den aktuellen Pilzbericht.
Süddeutschland besonders betroffen
Für Speisepilze im Handel gilt in der Europäischen Union ein Grenzwert von 600 Becquerel Cäsium-137 pro Kilogramm. Aber wie sieht es bei selbst gesammelten Pilzen aus? Das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) untersucht dazu jedes Jahr Pilze auf ihre Belastung mit radioaktivem Cäsium. Dieses stammt hauptsächlich aus dem Unfall des Atomkraftwerks von Tschernobyl 1986. Ein kleiner Anteil wurde auch durch Kernwaffentests in den fünfziger und sechziger Jahre verursacht.
Der Pilzbericht des BfS verrät dir, welche Pilzsorten hoch belastet und welche Regionen Deutschlands besonders betroffen sind. Er fasst dabei Untersuchungsergebnisse der Jahre 2019 bis 2021 zusammen. Du kannst dich daran orientieren, wenn du Schwammerl suchen gehen willst.
Vor allem Waldpilze in Süddeutschland, speziell in Südbayern und dem Bayerischen Wald, haben hohe Cäsium-137 Werte. "In diesen Gebieten – etwa dem Bayerischen Wald, dem Alpenrand und dem Donaumoos südwestlich von Ingolstadt – sollte man selbst gesammelte Pilze nur in Maßen verzehren, um eine unnötige Strahlenbelastung zu vermeiden", rät BfS-Präsidentin Inge Paulini.
Meide diese Pilzarten
Verschiedene Pilzsorten nehmen Cäsium-137 unterschiedlich stark auf. Die Belastung von Pilzen ist also nicht bei jeder Sorte gleich. Du solltest deiner Gesundheit zuliebe Pilzarten mit hohem Cäsium-Gehalt meiden. Besonders hohe Wertebis über 4.000 Becquerel Cäsium-137 pro Kilogramm fanden sich bei der Untersuchung des BfS in
Semmel-Stoppelpilzen und
Rotbraunen Semmel-Stoppelpilzen.
Bei über 1.000 Becquerel pro Kilogramm lagen die Messwerte von
verschiedenen Schnecklingsarten,
Gelbstieligen Trompetenpfifferlingen,
Gemeinen Rotfußröhrlingen,
Maronenröhrlingen,
Mohrenkopfmilchlingen,
Ockertäublingen,
Rotbraunen Scheidenstreiflingen,
Seidigen Ritterlingen,
Violetten Lacktrichterlingen und
Ziegenlippen.
Auch das Bayerische Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit untersucht regelmäßig die Radioaktivität von Wildpilzen. Im letzten Ergebnisbericht von 2019/2020 fanden auch sie einzelne Proben von Semmel-Stoppelpilzen und Maronenröhrlingen, deren Belastung über den geltenden Grenzwerten lag.
Unbedenkliche Pilzsorten
Mit weniger als zehn Becquerel pro Kilogramm radioaktivem Cäsium sehr gering belastet waren laut Pilzbericht des BfS:
Beutelstäubling,
Birnenstäubling,
Blutender Waldchampignon,
lutroter Filzröhrling,
Brauner Riesenscheidenstreifling,
Braunroter Ledertäubling,
Braunschuppiger Riesenchampignon,
Faltentintling,
Hasenröhrling,
Honiggelber Hallimasch,
Judasohr,
Kurzstieliger Weichritterling,
Mönchskopf,
Riesenporling,
Safran-Riesenschirmling,
Schiefknolliger Anischampignon,
Schopftintling,
Schwarzblauender Röhrling,
Sternschuppiger Riesenschirmling,
Weißer Büschelrasling,
Würziger Tellerling,
Zitterzahn,
Zweifarbiger Lacktrichterling
und Zweifarbiger Scheidenstreifling.
Zuchtpilze wurden für den Bericht nicht untersucht. Da diese normalerweise in Räumen und auf speziellem Substrat angebaut werden, sind sie laut Pilzbericht des BfS kaum belastet. Vergleichbar wären auch andere landwirtschaftliche Produkte belastet: Gemüse, Getreide oder Kartoffeln haben meist weniger als 1 Becquerel pro Kilogramm. Der Grund dafür ist der unterschiedliche Boden: Radioaktives Cäsium wird in landwirtschaftlich genutzten Böden so stark gebunden, dass die Pflanzen es kaum aufnehmen. Im Wald wird das Cäsium dagegen schnell durch Bodenorganismen, Pilze und Pflanzen aufgenommen und gespeichert.
Pilzgenuss mit Verstand
Für deine eigene Strahlenbelastung ist auch die Menge der Pilze entscheidend, die du isst. Du solltest generell versuchen, dich so wenig wie möglich Radioaktivität auszusetzen. Meide daher besser besonders hoch belastete Pilzarten aus kritischen Regionen wie dem Bayerischen Wald.
"Ein Erwachsener, der jede Woche eine Mahlzeit aus 200 Gramm Pilzen mit 2.000 Becquerel Cäsium-137 pro Kilogramm verzehrt, erfährt eine zusätzliche jährliche Strahlendosis wie bei rund 20 Flügen von Frankfurt nach Gran Canaria." erklärt das BfS in seiner Pressemitteilung. Das BfS sieht allerdings keine generellen gesundheitlichen Gefahren durch Radioaktivität, wenn du selbst gesammelte Pilze in den "üblichen Mengen" verzehrst. Andere Expert*innen sehen das kritischer. So rät das Umweltinstitut München e.V. wegen der Radioaktivität und auch wegen hoher Schwermetallbelastung von Wildpilzen, diese nicht regelmäßig zu essen. Insbesondere Risikogruppen wie Schwangere, stillende Mütter, Kinder und geschwächte Menschen sollten ihrer Meinung nach, lieber unbelastete Zuchtpilze essen.
Auch 36 Jahre nach dem Reaktorunfall von Tschernobyl sind wild wachsende Pilze also noch messbar radioaktiv belastet. Die Höhe der Verunreinigung mit Cäsium-137 ist dabei je nach Pilzsorte und Region unterschiedlich. In Süddeutschland sind vermehrt hohe Werte zu finden.
Kontakt mit Radioaktivität solltest du wegen der Gesundheitsgefahren immer so gering wie möglich halten. Meide beim Verzehr selbstgesuchter Pilze die aufgeführten stark belasteten Sorten. Iss wild wachsende Pilze nur gelegentlich und in kleinen Mengen. Gehörst du zu einer Risikogruppe oder willst auf Nummer sicher gehen, nimm stattdessen lieber Zuchtpilze.
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