- Teil-Lockdown: Fitnessstudios in Bayern seit November wieder geschlossen
- Neue Hoffnung: Klage gegen Schließungen erfolgreich
- Bayern kippt Klage: Indoor-Sport untersagt
- Fitness-Branche warnt vor Kahlschlag
Knapp fünf Monate lang hatten die Fitnessstudios in Bayern im Sommer und Herbst wieder geöffnet - dann kam Anfang November der erneute Teil-Lockdown. De Folge: Betreiber mussten abermals dicht machen. Neue Mitglieder bleiben fern, andere entdecken für sich das Training daheim. Auch eine Entscheidung des Bayerischen Verwaltungsgerichtshofs von Mitte November brachte den Fitnessstudio-Betreibern nur ganz kurz neue Hoffnung. Der Freistaat reagierte prompt auf das Urteil und verbot den Indoor-Sport ab Freitag (13. November 2020) komplett - mit nur wenigen Ausnahmen. Im Ergebnis dürfen auch unter strengen Hygienevorschriften die meisten Studios wegen der erneuten Corona-Welle nicht öffnen.
Update vom 03.12.2020, 16.30 Uhr: Rückschlag für Fitnesstudios - Lockdown erneut verlängert
Bund und Länder haben am Mittwochabend (02.12.2020) entschieden, den Lockdown bereits jetzt bis zum 11. Januar zu verlängern. Gastronomie, Kultur- und Freizeiteinrichtungen müssen damit weiterhin geschlossen bleiben - keine guten Nachrichten für Fitnessstudios, die in der Regel im Januar den höchsten Zuwachs an Neukunden verzeichnen.
Buch 'Erfolgreich trainieren ohne Geräte' bei AmazonIn der Branche herrscht derzeit große Unsicherheit durch die Corona-Beschränkungen und auch aus der Politik ist Kritik am Entschluss, den Lockdown zu verlängern, zu hören. Bayerns Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger fordert zum Beispiel einen konkreten Öffnungsplan ab dem 11. Januar - allerdings war vorerst nur von Gastronomie, Hotellerie und der Ski-Branche die Rede, Sport- und Freizeiteinrichtungen blieben außen vor.
Wann die Fitnessstudios in Bayern und Deutschland wieder öffnen können bleibt also unklar. Anfang Januar berät die Regierung über das weitere Vorgehen.
Update vom 02.12.2020, 10.42 Uhr: Fitnessstudios geht im erneuten Lockdown die Puste aus - Verbandschef: "Werden viele nicht überleben"
Angesichts der neuerlichen Schließungen der Fitnessstudios in Bayern (und ganz Deutschland) bangt nun die ganze Branche um ihre Zukunft. Jahrelang erlebten die knapp 10.000 Fitnessstudios in Deutschland einen Aufschwung, 2019 verzeichneten sie gut 11,6 Millionen Mitglieder. Mit den Schließungen aber macht sich Ernüchterung breit, zumal ein Ende der Durststrecke im Corona-Winter derzeit kaum absehbar ist.
"Die Unsicherheit in der Branche ist groß", sagt Ralph Scholz, Vorsitzender des Deutschen Industrieverbands für Fitness und Gesundheit (DIFG). Es fehle eine verlässliche Perspektive der Politik für die Corona-Pandemie, klagt er. "Die Studios können nicht im 14-Tages-Rhythmus planen, ob sie wieder öffnen dürfen oder nicht." Zwar sei die Branche berechtigt für die Novemberhilfen der Bundesregierung. Doch wann und für wen genau Geld fließe, sei unklar. Hinzu kommt, dass geschlossene Fitnessstudios keine neuen Mitglieder anlocken. Die Branche dürfte bis Jahresende 10 bis 15 Prozent weniger Mitglieder haben als Ende 2019, fürchtet Scholz. Das wären rund 1,6 Millionen. Die Umsatzeinbußen beziffert er bei 5,5 Milliarden Euro jährlichen Beitragseinnahmen auf rund 460 Millionen pro Monat. "Wenn der Lockdown noch lange dauert, werden viele das nicht überleben." Immerhin brechen Fitnessstudios anders als geschlossenen Kneipen oder Restaurants nicht automatisch die Einnahmen weg. Bei vielen liefen die Beiträge weiter, Mitglieder wurden mit späteren Freimonaten, Gutscheinen oder kostenlosen Personal-Trainings getröstet. Das erhält die Liquidität, kostet die Studios aber später Geld.
Auch der Arbeitgeberverband deutscher Fitness- und Gesundheits-Anlagen warnt vor den Folgen der Schließungen. Den Schaden durch Kündigungen und ausbleibende Neumitgliedschaften beziffert er in diesem Jahr auf mindestens 865 Millionen Euro. "Die Ausmaße, die sich hier 2021 und auch 2022 ergeben werden, sind bei weitem höher einzustufen als in diesem Jahr", warnt er. In der Fitness- und Gesundheitsbranche seien gut 217.000 Arbeitsplätze betroffen.
Einige Betreiber sehen den Ausweg aus der Krise vor Gericht. Die Kette Fitness First konnte sich in erster Instanz vor dem Verwaltungsgericht Hamburg durchsetzen, auch in Bayern erzielten Fitnessstudios vorübergehende Teilerfolge. Flächendeckende und dauerhafte Öffnungen hat die Branche aber nicht erreicht. Auf Klagen will sich Verbandschef Scholz nicht verlassen. "Ein Katz-und-Maus-Spiel bringt uns nicht weiter." Fitnessstudios böten den Menschen die Möglichkeit, sich in gerade Corona-Zeiten mental und körperlich fit zu halten, wirbt er. Alle Studios hätten Hygienekonzepte und seien mit niedrigen Infektionszahlen keinesfalls Superspreader-Orte.
Mit einer Wiederöffnung der Studios im Dezember rechnet Scholz nicht unbedingt. Er warnt vor Schließungen zum Jahresstart, wenn sonst viele Menschen in die Fitnessstudios strömen, um mit guten Vorsätzen den Weihnachtsspeck loszuwerden. "Der Januar ist für uns Hochsaison und bei Neuverträgen richtungsweisend fürs ganze Jahr." Gut möglich, dass dieses Mal viele zu Hause gegen die Pfunde kämpfen müssen.
Update vom 17.11.2020, 10.15 Uhr: Nach Bund-Länder-Beratungen: Dürfen Fitnessstudios im Dezember wieder öffnen?
Die Frage, ob Restaurants, Kultureinrichtungen oder Fitnessstudios im Dezember wieder aufmachen können, bleibt auch nach den erneuten Beratungen von Bund und Ländern am Montag (16.11.2020) unbeantwortet. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und die Ministerpräsidenten der Länder fassten dazu bei ihrem Gespräch über das weitere Vorgehen in der Corona-Krise keine Beschlüsse. Offiziell gilt weiterhin die Aussage der letzten Beratungen der Kanzlerin mit den Länderchefs von Ende Oktober, dass die Schließung der Einrichtungen in Kultur, Unterhaltung und Gastronomie - und damit auch der Fitnessstudios - bis Ende November befristet sein soll. Da der Lockdown aber bis vorerst 20. Dezember 2020 verlängert wurde, bleiben auch die Fitnessstudios zu. Nach aktuellem Stand dürften sie also ab 21. Dezember wieder öffen - ob es wirklich dazu kommt, ist angesichts der aktuellen Corona-Lage in Deutschland mehr als fraglich.
Merkel sagte nach den Beratungen am 16. November lediglich, man sei durch das Schließen bestimmter Einrichtungen im Freizeitbereich aus dem exponentiellen Wachstum herausgekommen. Im gemeinsamen Beschlusspapier von Bund und Ländern wurde das Thema nicht weiter erwähnt.
Update vom 13.11.2020, 06.00 Uhr: Indoor-Sport wird in Bayern ab Freitag komplett verboten
Wegen der Corona-Krise müssen ab Freitag so gut wie alle Indoor-Sportstätten in Bayern geschlossen bleiben - einzig Schul- und Profisport bleiben im November in Innenräumen erlaubt. "Die Staatsregierung zieht damit eine Entscheidung vor, die Bayern bei der nächsten Ministerpräsidentenkonferenz am kommenden Montag ohnehin vorgeschlagen hätte", sagte Gesundheitsstaatssekretär Klaus Holetschek (CSU) am Donnerstag der dpa in München. Von der Entscheidung fühlen sich einige Fitnessstudio-Inhaber in Franken überrumpelt. So auch Thomas Gnida von "Tom's Personal Training" in Nürnberg: "Das ist einfach zu kurzfristig."
Hintergrund für die Neuregelung ist eine Entscheidung des Bayerischen Verwaltungsgerichtshofs (BayVGH). Dieser hatte unter Verweis auf das Gleichheitsprinzip am Donnerstag die bisherige Schließung von Fitnessstudios aufgehoben, weil auf der anderen Seite sonstige Sportstätten für Individualsport geöffnet seien. Das Gericht gab damit dem Eilantrag eines Fitnessstudio-Inhabers zum Teil statt.
"Die Staatsregierung respektiert selbstverständlich den Beschluss des Bayerischen Verwaltungsgerichtshofs und seine Begründung", sagte Holetschek. Deshalb werde sie durch eine sofortige Verordnungsänderung die vom BayVGH geforderte Gleichbehandlung von Fitnessstudios und sonstigen Sportstätten durch Schließung sämtlicher Indoor-Sportstätten in Bayern mit Wirkung zum Freitag, 13. November, herstellen.
Sportmatte bei Amazon ansehenDie leider steigende Infektionslage in Bayern zwinge zu weiteren Maßnahmen, um das Geschehen in den Griff zu bekommen. "Der Infektionsschutz und die Gesundheit unserer Bürger haben absoluten Vorrang."
Nach der seit 2. November gültigen Corona-Verordnung dürfen in Bayern Einrichtungen des Freizeitsports nur für den Individualsport und nur allein, zu zweit oder mit den Angehörigen des eigenen Hausstands genutzt werden. Diese Regelung müsse auch für Fitnessstudios gelten, befanden die Richter.
Update vom 12.11.2020: Der Bayerische Verwaltungsgerichtshof kippt die Schließung von Fitnessstudios
Fitnessstudios in Bayern dürfen trotz der Corona-Pandemie wieder öffnen. Nach einer Entscheidung des Bayerischen Verwaltungsgerichtshofs (VGH) verstößt die komplette Schließung gegen den Gleichbehandlungsgrundsatz. Das Gericht gab am Donnerstag (12.11.2020) einem Eilantrag des Inhabers eines Fitnessstudios zum Teil statt und setzte die Regelung in der aktuellen Bayerischen Infektionsschutzmaßnahmenverordnung außer Vollzug. Der Betrieb von Fitnessstudios ist darin vollständig untersagt.
Der Senat ging in seiner Entscheidung davon aus, dass Inhaber von Fitnessstudios durch diese Regelung benachteiligt würden, ohne dass dies sachlich gerechtfertigt sei, teilte ein Justizsprecher mit. Die vollständige Schließung von Fitnessstudios wertete das Gericht demnach als nicht verhältnismäßig.
Nach der seit 2. November gültigen Corona-Verordnung dürfen in Bayern Einrichtungen des Freizeitsports nur für den Individualsport und nur allein, zu zweit oder mit den Angehörigen des eigenen Hausstands genutzt werden. Diese Regelung müsse auch für Fitnessstudios gelten, befanden die Richter.
Eine Außervollzugsetzung der restlichen Beschränkungen des Freizeit- und Individualsports lehnten die Richter ab. Das derzeitige Infektionsgeschehen rechtfertige aus Gründen des Schutzes von Leben und Gesundheit diese Beschränkungen. Damit sei auch der Betrieb von Fitnessstudios nur in einem stark eingeschränkten Umfang möglich, so der VGH.
Gegen den Beschluss können keine Rechtsmittel eingelegt werden.
Update vom 12.11.2020: Erste Fitnessstudios in Hamburg öffnen wieder
In Hamburg dürfen die ersten Fitnessstudios wieder öffnen. Der Betreiber der Kette "Fitness First" klagte gegen die aktuelle Gesetzeslage. Das Hamburger Verwaltungsgericht hatte dazu einen Eilantrag gegen die Schließung mehrerer Fitnessstudios stattgegeben - mit Erfolg: Acht Fitnessstudios des Betreibers dürfen in Hamburg wieder eröffnen. Ob die fränkischen Fitnessstudios nachziehen, bleibt abzuwarten.
Update vom 06.11.2020: Fitnessstudios müssen wieder schließen
Nach dem erneuten Lockdown-Beschluss von Bund und Ländern sind seit Montag, 02.11. auch die Fitnessstudios wieder geschlossen. Die getroffenen Maßnahmen sind erst einmal bis Ende November befristet. Ob Fitnessstudios danach wieder öffnen dürfen, hängt von der Infektionsentwicklung ab und bleibt daher zunächst unklar.
Update vom 01.07.2020: Fitnessstudios wohl keine Infektionsherde
Fitnessstudios in Deutschland haben seit einigen Wochen unter Auflagen wieder geöffnet. Für Betreiber und Sportler stellt sich die Frage, wie hoch das Infektionsrisiko im Fitnessstudio ist: genau das hat eine nun veröffentlichte Studie im medRxiv untersucht.
Dazu konzipierten Forscher der Universität Oslo eine randomisierte Studie mit 3754 Probanden ohne Vorerkrankungen im Alter 18 bis 64 Jahren. Die Teilnehmer wurden in eine Versuchs- und eine Risikogruppe aufgeteilt. Für die Durchführung wurden extra ein paar Fitnessstudios in Norwegen geöffnet, die aufgrund des Lockdowns eigentlich geschlossen waren.
Die Versuchsgruppe (1896 Probanden) durfte unter verschiedenen Hygienemaßnahmen, wie etwas Abstandsregeln, im Fitnessstudio trainieren. Nach drei Wochen führten 3016 Probanden einen Test auf eine Sars-CoV-2-Infektion durch. Dabei wurde bei einem Teilnehmer der Versuchsgruppe eine Infektion nachgewiesen. Allerdings war dieser Teilnehmer nach Angaben der Autoren kein mal im Training, sodass eine Ansteckung am Arbeitsplatz vermutet wird.
Die Autoren schreiben, dass mit entsprechender Hygiene und Abstandsregeln ("social distancing measures") keine erhöhte Covid-19 Verbreitung im Fitnessstudio festgestellt wurde. Zu beachten ist allerdings, dass die Ergebnisse noch nicht wissenschaftlich geprüft sind. Ein sogenannter Peer Review fand noch nicht statt - das heißt, dass der wissenschaftliche Artikel noch nicht von unabhängigen Begutachtern geprüft wurde.
Update vom 08.06.2020: Fitnessstudios in Bayern eröffnen ab heute wieder - unter Auflagen
Ab dem heutigen Montag (08. Juni) dürfen die Fitnessstudios in Bayern wieder öffnen - unter Auflagen. Sportler müssen einiges beachten: Beim Betreten und Verlassen des Studios sowie der Sanitäranlagen gilt die schon bekannte Maskenpflicht. Betreiber müssen ihre Studios regelmäßig lüften und desinfizieren. Dafür muss auch ausreichend Desinfektionsmittel bereitgestellt werden.
Außerdem müssen die Abstandsreglen (mindestens 1,5 Meter) eingehalten werden. Um das zu gewährleisten, könnten etwa Teile der Umkleiden oder Trainingsgeräte gesperrt bleiben. Die Studios hatten seit der Ankündigung von Ministerpräsident Markus Söder (CSU) vom 26. Mai indes genügend Zeit, sich auf die Wiedereröffnung vorzubereiten und die Vorgaben umzusetzen. Der Start dürfte also problemlos klappen.
Update vom 26.05.2020: Söder verkündet - Fitnessstudios in Bayern dürfen im Juni öffnen
Am Dienstag (26. Mai) verkündete Bayerns Ministerpräsident Markus Söder die Nachricht, auf die Fitnessfans und nicht zuletzt auch die Betreiber von Fitnessstudios lange gewartet haben. Die Studios in Bayern dürfen wieder öffnen.
Lange mussten sie warten, nun gibt es endlich auch eine Perspektive für die Fitnessstudios in Bayern. Sämtliche Studios dürfen ab dem 8. Juni 2020 wieder öffnen. Die Betreiber müssen sich allerdings an bestimmte Vorgaben halten. Details dazu verkündete Ministerpräsident Markus Söder am Dienstag (26. Mai) bei einer Pressekonferenz.
Die Fitnessstudio-Kette McFit berichtet, dass Umkleidekabinen und Duschen voraussichtlich geschlossen bleiben werden. McFit bittet die Mitglieder auch, maximal eine Stunde zu trainieren, da die Anzahl der Mitglieder im Studio begrenzt ist. Es muss der Mindestabstand von 1,50 Metern eingehalten werden, aber Schutzmasken müssen nicht getragen werden. Kurse und Gruppentrainings werden weiterhin nicht stattfinden. Die Geräte im Studio sind so aufgestellt, dass man auch beim Trainieren genug Abstand halten kann. Dabei soll auch immer das eigene Handtuch untergelegt werden.
Tipps zur Verringerung des Ansteckungsrisikos im Fitnessstudio
Die Fitnessstudio-Kette "Mrs.Sporty" ist speziell für Frauen und bietet funktionelles Training mit dem eigenen Körpergewicht an. Schon vor Corona war die Verweildauer dort durch die 30-minütigen Trainingseinheiten sehr kurz. Nun bekommt jedes Mitglied beim Training einen gekennzeichnet Bereich zur Verfügung gestellt. Beim Betreten und Verlassen des Clubs, sowie außerhalb des Trainingsbereichs muss ein Mund-Nasen-Schutz getragen werden.