Eiskaffee mit Vanilleeis und haufenweise Schlagsahne ist ein Klassiker - doch der scheint mittlerweile ausgedient zu haben. Den Gaumen junger Menschen erobern mittlerweile andere eiskalte Trend-Getränke.
Das ist doch kalter Kaffee: Bei dieser Redewendung geht es um eine angebliche Neuigkeit, die eigentlich gar nicht neu ist. Doch was ist im wörtlichen Sinne mit kaltem Kaffee? Dieser scheint heutzutage von großer Bedeutung zu sein und beliebter denn je. Allerdings oft in anderer Form als früher. Doch der Reihe nach.
Sicher ist: Kaffee ist hierzulande ein Lieblingsgetränk. Der Konsum pro Person liegt in Deutschland bei durchschnittlich etwa 163 Litern jährlich (zum Vergleich: bei Bier sind es nur noch 88 Liter, davon gut 8 Liter alkoholfrei). Hinter vielen günstigen Supermarkt-Eigenmarken stehen übrigens namhafte Röstereien. Angesagt ist im Sommer oft kalter Kaffee: in erster Linie Iced Coffee, Iced Latte (geeister Espresso mit kühler Milch), Espresso Tonic oder der In-Cocktail Espresso Martini (Shot Espresso mit Wodka, Kaffeelikör, Zuckersirup). Daneben gibt es Cold Brew (über Stunden kalt extrahiert, was als magenfreundlich gilt). Es gibt aber einige Getränke, auf die du im Sommer auf jeden Fall verzichten solltest.
Wie "out" ist klassischer Eiskaffee? Cold Brew und Iced Coffee auf dem Vormarsch
Wie viel Kaffee tatsächlich kalt getrunken wird, bleibt allerdings unklar: "Zum Pro-Kopf-Konsum von Eiskaffee oder anderen kalten Kaffeegetränken wie Cold Brew oder Iced Coffee gibt es keine offiziell umfassenden Statistiken", sagt eine Sprecherin beim Deutschen Kaffeeverband in Hamburg. Früher im Sommer bei Sonnenschein bestellte Oma im Eiscafé um die Ecke einen Eiskaffee. Klassisch ist das in Deutschland abgekühlter Filterkaffee mit am besten gleich zwei Kugeln Vanilleeis und ordentlich Schlagsahne. Meist steckt noch ein pappsüßes Waffelgebäck darin. An vier Details erkennst du übrigens, dass du dir dein Eis gerade in einer guten Eisdiele holst.
Dieses Getränk, eher ein Dessert, wird vielerorts Wiener Eiskaffee genannt. Im Gegensatz dazu steht der amerikanische Iced Coffee. Das ist heiß gebrühter Kaffee, der abgekühlt und über Eiswürfel gegossen serviert wird. Auch der hat, auswärts bestellt, trotz deutlich weniger Zutaten oft einen gepfefferten Preis. Das alles kann noch zu Missverständnissen führen, wie etwa in einem Café in Potsdam beobachtet: Eine ältere Dame bestellt auf der Terrasse Iced Coffee ohne Sahne. Die Bedienung klärt auf, dass da ohnehin keine Sahne drin sei.
"Wiener Eiskaffee steht für gemütliche Kaffeehausromantik, Iced Coffee für Social-Media-Ästhetik, Beschleunigung, Leistungsorientiertheit", sagt Thomas Stiegler, Autor des Buchs "Kaffee - 35 Kulturgeschichten für Genießer". "Sahne und Vanilleeis werden zunehmend mit Überfluss und Vergangenheit assoziiert", meint der Österreicher. "Als süßes luxuriöses Sommergetränk symbolisierte der klassische Eiskaffee einst im deutschen Sprachraum den Wohlstand in den Nachkriegsjahrzehnten." Vorbei die Zeit.
Trend-Getränk Iced Coffee - mit Tonic Water und Sirup statt Vanilleeis und Sahne
Seit den 2010er Jahren setze sich unter dem Einfluss globaler Trends der Iced Coffee als puristischeres Getränk durch - meist ohne Milch oder Zucker, oft mit pflanzlichen Milchalternativen oder Zutaten wie Tonic Water, Zitrusnoten oder floralen Sirups. "Iced Coffee steht für Energie und Ästhetik und richtet sich vor allem an ein junges, gesundheitsbewusstes und medienaffines Publikum." In diesem Jahr kündigt sich außerdem ein ganz besonderer Eistrend an, der die klassische Waffel durch fluffiges Hefegebäck ersetzt.
Stiegler (51) erklärt: "Der Wandel im Kaffeekonsum ist stark von der Generation Z und den Millennials geprägt, die Kaffee primär nicht mehr als traditionelles Getränk sehen, sondern als Lebensgefühl. Erfrischung statt Gemütlichkeit, Stil statt Sättigung." Mit der sogenannten Gen Z und den Millennials sind die Menschen zwischen etwa 16 und Anfang vierzig gemeint. Plattformen wie Instagram oder Tiktok machen kalten Kaffee zum viralen Star; Influencer inszenieren Getränke gern als Lifestyle. Viele Trends kommen aus den USA, Australien und Südkorea.