- Pflegekräfte können selbst angestellt werden oder über eine Agentur
- Gerade aus Osteuropa kommen viele Kräfte
- Die Kosten liegen häufig unter denen eines Pflegeheims
Ausländische Pflegekräfte sind beliebt und überzeugen durch viele Vorteile. Allerdings gibt es eine Reihe von wichtigen Faktoren zu beachten, damit das Vorhaben gelingt. Auch arbeitsrechtliche Komponenten spielen eine wichtige Rolle. Wir beantworten im Folgenden die wichtigsten Fragen.
Das sind die Voraussetzungen für ausländische Pflegekräfte
Bürger*innen aller EU-Mitgliedstaaten, im Europäischen Wirtschaftsraum (EWR) und der Schweiz genießen die sogenannte Arbeitnehmerfreizügigkeit. Ohne besondere Genehmigung dürfen sie in Deutschland arbeiten. Staatsangehörige sogenannter Drittstaaten benötigen dagegen einen Aufenthaltstitel, der die Ausübung einer Beschäftigung erlaubt.
Pflegekräfte aus Drittstaaten können nach Deutschland kommen, um den erlernten Pflegeberuf auszuüben, in Deutschland anerkennen zu lassen oder eine Ausbildung in einem Gesundheitsberuf zu absolvieren. Die Bundesagentur für Arbeit stimmt einer Beschäftigung zu, wenn die Berufsqualifikation gleichwertig mit einem deutschen Abschluss ist, es eine Vermittlungsabsprache mit der ausländischen Arbeitsverwaltung gibt, ein Defizitbescheid für die in Deutschland zuständige Stelle vorliegt oder wenn die Beschäftigungsbedingungen denen inländischer Pflegefachkräfte entsprechen.
Vor allem aus Osteuropa kommen viele Menschen, um in Deutschland als Pflegekraft zu arbeiten. Mehr als 200.000 ausländische Pflegekräfte arbeiten in Deutschland. Mittlerweile kooperiert die Arbeitsagentur mit europäischen Arbeitsvermittlungen, um dem Fachkräftemangel in Deutschland entgegenzuwirken. Fast 90.000 Kräfte kommen dabei aus der EU und knapp 120.000 aus Drittstaaten.
Wo bekomme ich die Unterstützung einer ausländischen Pflegekraft?
Wenn du eine Pflegekraft aus dem Ausland einstellen möchtest, hast du generell zwei Möglichkeiten: Entweder stellst du die Fachkraft selbst ein oder du beauftragst eine Vermittlungsagentur. Beim ersten Modell wird die pflegebedürftige Person oder ein*e Familienangehörige*r selbst zum Arbeitgeber bzw. zur Arbeitgeberin, inklusive aller Rechte und Pflichten.
Über die Agentur für Arbeit, Anzeigen im Internet bzw. die Zeitung oder private Arbeitsvermittler kann die ausländische Kraft mit einem schriftlichen Arbeitsvertrag angestellt werden. Ermöglicht wird dies durch die Arbeitnehmerfreizügigkeit. Alternativ kann ein ausländisches Unternehmen beauftragt werden. Dies wird als Entsende-Modell bezeichnet. Hierbei beauftragt ein*e Familienangehörige*r oder die pflegebedürftige Person eine ausländische Agentur, meist aus Osteuropa, die Betreuungs- und Haushaltsdienste anbietet. Diese entsendet eine Pflegekraft in den eigenen Haushalt.
Das ausländische Unternehmen bleibt dabei der Arbeitgeber, setzt den Vertrag auf und zahlt das Gehalt. Der oder die Auftraggeber*in zahlt dann einen vereinbarten Betrag an das ausländische Unternehmen. Die Vermittlung erfolgt dabei in der Regel über private, deutsche Vermittlungsagenturen. Diese übernehmen die Kommunikation zwischen dem deutschen Haushalt und dem ausländischen Unternehmen. Das Entsende-Modell wird häufig bevorzugt, da die Arbeitgeberpflichten entfallen.
Wie hoch sind die Kosten?
Bist du selbst Arbeitgeber*in und zahlst den Mindestlohn, ergeben sich bei einer 40-Stunden-Woche Lohnkosten von mindestens 2000 Euro. Dabei bleibt es dir natürlich offen, der Pflegekraft mehr zu bezahlen.
Zusätzlich kommen Steuern und Sozialabgaben von ungefähr 500 Euro hinzu, wodurch Gesamtkosten von etwa 2500 Euro entstehen. Im Rahmen einer Entsendung werden pauschal 2200 bis 3000 Euro gezahlt. Steuern und Sozialabgaben übernimmt die ausländische Agentur.
Außerdem können noch weitere Ausgaben dazukommen, wie Aufwendungen für Unterkunft und Verpflegung, Reisekosten oder Gebühren für die Vermittlungsagentur. Viele Haushalte bevorzugen es, wenn die osteuropäische Pflegekraft direkt im eigenen Haus wohnt.
Die Vor- und Nachteile ausländischer Pflegekräfte
Vor allem die prekäre Pflegesituation in Deutschland sorgt dafür, dass Pflegekräfte aus Osteuropa rekrutiert werden. Zudem ist eine private Pflegekraft rund um die Uhr für die pflegebedürftige Person da, was der Qualität der Pflege zugutekommt.
Die Pflegeheime sind teilweise überfüllt, eine 1:1-Betreuung ist so gut wie nirgendwo möglich. Gerade um den menschlichen Kontakt kann sich besser gekümmert werden. Ebenso vorteilhaft ist, dass die private Pflegekraft meist rund um die Uhr zur Verfügung steht und die pflegebedürftige Person in den eigenen Vier-Wänden bleibt.
Nachteilig kann dagegen das Sprachniveau sein. Manche Pflegekräfte verfügen über sehr gute Deutschkenntnisse, andere nur rudimentär. Das kann die Kommunikation deutlich erschweren. Zudem ist in der Regel ein eigenes Zimmer für die Fachkraft notwendig; nicht in jeder Wohnung gibt es entsprechende Räumlichkeiten.
Fazit
Die Pflegekraft aus dem Ausland überzeugt durch eine Vielzahl an Vorteilen. Die zu pflegenden Personen profitieren vor allem von der 1:1 Betreuung. Zudem können sich die Ausgaben im Vergleich zu einem Pflegeheim durchaus rentieren.
Alles wichtige rund um das Thema Pflege findest du hier:
- Tagespflege: Für wen ist sie geeignet - und was kostet sie?
- Pflegeheim: Wer bezahlt es, wenn die Rente nicht reicht?
- Pflegeplatz: Wann muss ich mich darum kümmern - und wie lange dauert es, bis man einen bekommt?
- Pflege zu Hause: Worauf muss man achten - Möglichkeiten der Unterstützung
- Pflegegeld: Wie viel Geld erhältst du, wenn du Angehörige pflegst?
- Ambulanter Pflegedienst: Wer bekommt ihn, was kostet es und was wird erledigt?
- Ein Platz im Pflegeheim: Welche Kosten kommen auf dich oder Angehörige zu?