Gefängnis hatte er nicht mehr zu befürchten - denn 1976 waren die Taten nach damaligem Recht bereits verjährt. Doch dort sei er "mit den dortigen Verhältnissen" nicht zurechtgekommen, weshalb man dem Mann, der laut Generalvikar "einen leidvollen Weg gehen musste", den Versetzungswunsch erfüllte. So landete der Missbrauchspfarrer dann in der Gemeinde Roßtal im Kreis Fürth, wo er laut Akten "Jungen im Sexualkundeunterricht explizite, nicht altersgemäße Fragen gestellt und diese nach eigenem Geschlechtsverkehr befragt" habe. "Zur freundlichen Kenntnisnahme" habe ihm die Kirche daraufhin die Richtlinien für Familien- und Sexualerziehung in den bayerischen Schulen zugeschickt. 2003 habe der Markt Roßtal ihm die Bürgermedaille verliehen.
Eichstätter Bischof wusste von Missbrauch - doch Geistlicher durfte in Schwabacher Seniorenheim bleiben
2005 wurde der Pfarrer in den Ruhestand versetzt. Doch im Anschluss war er weiter für das Bistum Eichstätt tätig, nämlich im Seniorenheim St. Willibald in Schwabach, das vom Caritasverband für die Diözese Eichstätt e.V. betrieben wird. Hier hat er laut Caritas 2011 und 2012 sexuelle Übergriffe gegenüber Mitarbeiterinnen und Seniorinnen begangen. Wie das Bistum nun in einer Mitteilung einräumte, wusste der heutige Bischof Georg Maria Hanke zu diesem Zeitpunkt bereits, dass es in der Vergangenheit sexuellen Missbrauch durch den Priester gegeben hatte.
2010 habe er dazu "erste Gespräche" geführt, wird Hanke zitiert. Doch personalrechtliche Konsequenzen zog er nicht - so konnte der Geistliche weiter ungehindert in Schwabach praktizieren. Er müsse "selbstkritisch anmerken", dass er damals "sofort hätte reagieren müssen", zitiert ihn das Bistum. Hanke habe sich "nicht vorstellen können", dass "von einem Täter auch in hohem Alter in einem Seniorenheim noch Gefahr ausgehen kann". Der "Umfang des Grauens war mir nicht bekannt. Das war ein großer Fehler, aus dem ich schmerzhaft gelernt habe", so Hanke weiter.
Und so wurden die neuen Missbrauchsfälle im Schwabacher Seniorenheim wohl hauptsächlich intern "behandelt". Die "damalige Verbands- und Einrichtungsleitung" habe Maßnahmen eingeleitet, "damit der Hausgeistliche nicht mehr alleine Kontakt zu den Bewohnerinnen und Bewohner hatte", so die Caritas in einer Mitteilung. Gleichzeitig habe man auf einen Auszug aus seiner Dienstwohnung im Nebengebäude "hingewirkt". Von 2012 bis 2014 gab er dann Aushilfsgottesdienste in Heroldsbach (Landkreis Forchheim), laut Erzbistum Bamberg allerdings ohne Seelsorgeauftrag, hieß es aus Bamberg.
Druck auf Bischof Hanke wächst - Erzbistum Bamberg "nicht über verbrecherische Vergangenheit informiert"
Von 2014 lebte der Missbrauchspfarrer schließlich in Bamberg, 2016 verstarb er im Alter von 86 Jahren. Nach einer internen "gesonderten Aufarbeitung" könne man mitteilen, dass das Bistum Eichstätt dem Erzbistum Bamberg nicht mitteilte, dass der Priester in dessen Verantwortungsbereich gezogen war - auch zu den Missbrauchsfällen sei das Bistum weder von Hanke noch von anderen Verantwortlichen informiert worden. "Dass das Bistum Eichstätt nicht über die verbrecherische Vergangenheit des Priesters informiert hat, zeigt eine Schwachstelle in unserem System, die wir umgehend beheben müssen", wird der Eichstätter Generalvikar Michael Alberter zitiert.
"Die kirchenrechtlichen Vorgaben wurden bei der Führung der Personalakten nicht hinreichend umgesetzt", so Alberter weiter. Nun habe man veranlasst, dass "Personalakten nochmals gesichtet und entsprechend den Vorgaben geordnet werden müssen". Außerdem kündigt Alberter eine Beschleunigung der "geplanten Neuorganisation der Personalverwaltung" an. Konsequenzen für das eigene Amt kündigt der Eichstätter Bischof in der Mitteilung nicht an. Doch dass die Suche nach weiteren Betroffenen erst 12 Jahre nach dem Zeitpunkt begonnen hat, als Hanke nach eigenem Bekunden von Taten des Pfarrers erfuhr, dürfte den Druck auf ihn stark erhöhen.
Wie die Aufarbeitungskommission berichtet, habe es etwa 2014 ein Gespräch zwischen dem Priester und einer "Unabhängigen Ansprechperson" zu "Anerkennungsleistungen" für eines seiner Opfer gegeben. Auch 2018, als die Personalakten für die MHG-Studie gesichtet wurden, gingen Hanke und das Bistum nicht an die Öffentlichkeit. Das "Verhalten der Verantwortlichen der älteren sowie jüngeren Vergangenheit" soll jetzt von der UAK in einem Rechtsgutachten behandelt werden. Auch die Rolle des Klosters Münsterschwarzach bei der Vertuschung soll tiefer untersucht werden.
Zum Thema: Jugendlichen jahrelang sexuell missbraucht - fränkischer Pfarrer erhält Predigt-Verbot
Die Priester werden nie verurteilt weil wenn es herauskommt (oder man es vlt. herauskommen lässt) ist das schon verjährt (warum eigentlich ändert man hier keine Verjährungsfristen?).
Und von der Kirche werden diese "Priester" (eigentlich eine Frechheit diese Bezeichung für solche Leute zu verwenden) wegbefördert und niemand weiß was ob sie nicht in ihrer neuen Stellung damit weitermachen.
Eigentlich ohne Worte, mich betrübt, das sich so wenige Leser melden. Findet Ihr das alles ok
Pfaffen
Gäbe es tatsächlich einen Gott, dann müsste solche Kreaturen der Blitz treffen
Ja es ist nicht nur traurig, sondern es ist unverzeihbar. Aber ich frage schon weshalb die Kritiker, die zum Teil auch schon damals von dem en Missbrauch wussten, heute erst schreien und nicht gleich damals!