In Teilen Frankens hat es schon geschneit. Höchste Zeit, auf Winterreifen umzusteigen - oder Allwetter-Reifen? Und woran erkenne ich eigentlich Qualität? Wir haben nachgefragt, wie Sie sicher durch den Winter fahren.
Beim Reifenhändler an der Horlachenstraße in Bad Staffelstein herrscht Hochkonjunktur. "Übernimmst mal kurz?", fragt Filialleiter Georg Fleischmann zwischen zwei klingelnden Telefonen den Kollegen. Nicht unwahrscheinlich, dass die Anrufer Termine zum Reifen-Umziehen vereinbaren wollen. "Seit zwei Wochen geht es richtig los", sagt Fleischmann.
Die meisten Kunden agierten vorausschauend, was den Wechsel auf Winterreifen angeht. Aber Ausnahmen bestätigen die Regel. Er erinnert sich an einen Fall, da wollte jemand am 30. Dezember die Reifen gewechselt haben. "Ganz plötzlich vom Schnee überrascht worden", sagt Georg Fleischmann und schüttelt den Kopf. Vernünftiger sei, bereits im September oder Anfang Oktober einen Termin auszumachen. "Wenn's schneit, könnt's knapp werden." Aktuell müsse man auf einen Termin zum Reifen-Umziehen etwa eineinhalb Wochen warten.
Aber wann müssen die Winterreifen eigentlich drauf sein?
Einen Stichtag gibt es nicht
Eine Faustregel besagt, "von O bis O", also Oktober bis Ostern, sollten Autofahrer mit Winterreifen unterwegs sein. Dass sich viele daran halten, beweist ein Blick in die Werkstatt des Staffelsteiner Reifenhändlers, wo sich Winterpneus stapeln. Einen Stichtag, ab dem Winterreifen Pflicht sind, gibt es aber nicht, wie der Experte versichert. Wenn die Sonne scheint und die Straßen trocken sind, darf uneingeschränkt mit Sommerreifen gefahren werden. Die Umrüstung von Saison- oder Schönwetter-Fahrzeugen kann man sich daher sparen.
Wer bei Schnee, Eis und Reifglätte fährt, sollte aber schleunigst die Pneus wechseln. "Das sollte man schon vernunfthalber tun. Aber es gibt auch gesetzliche Regelungen", sagt Georg Fleischmann.
In Deutschland gilt seit Dezember 2010 die "situative Winterreifenpflicht". Seitdem darf bei Schnee, Eis und glatten Straßen ausschließlich mit Winterreifen gefahren werden. Doch auch bei trockener Witterung empfiehlt es sich, "umzuziehen", wie Experte Fleischmann weiß: "Je kälter es wird, desto mehr verhärtet die Gummimischung herkömmlicher Sommerreifen". Winterreifen bieten dann den besseren Grip - ob Schnee liegt oder nicht.
Wer gar bei Glatteis, Schneeglätte, Schneematsch, Eis- oder Reifglätte mit Sommerreifen unterwegs ist, riskiert ein Bußgeld von 60 Euro sowie einen Punkt in Flensburg. Werden wegen der falschen Reifen andere Verkehrsteilnehmer beeinträchtigt, wird mitunter das Doppelte fällig.
Wer "ohne" einen Unfall baut ...
Deutlich teurer kann es werden für Fahrer, die bei widrigen Bedingungen mit Sommerreifen einen Unfall bauen: "Kommt es wegen der Benutzung der Sommerreifen zum Unfall, kann dies zur erhebliche Leistungskürzung der Kaskoversicherung wegen grober Fahrlässigkeit führen", warnen Juristen des Allgemeinen Deutschen Automobilclubs (ADAC). Kollidiere ein Pkw mit Sommerreifen auf einer vereisten Straße mit einem anderen Fahrzeug, könne das sogar als Mitverschulden des Autofahrers bewertet werden.
Rechtlich auf der sicheren Seite ist, wer Reifen mit dem Siegel "M+S" für "Matsch und Schnee" fährt. Wer wirklich gute Reifen haben will, sollte sich aber genauer informieren, denn: Die Qualität von Winterreifen variiert stark. Das zeigt der ADAC-Winterreifentest, den der Club jährlich gemeinsam mit der Stiftung Warentest macht.
In diesem Jahr erhielten von 35 Winterreifen für Klein- und Mittelklassewagen nur fünf die Note "gut". Vier schnitten "mangelhaft" ab. Georg Fleischmann rät dazu, Reifen mit dem so genannten "Snowflake-on-the-Mountain"-Symbol zu kaufen (siehe Foto). Das Symbol der Schneeflocke vor dem Berg dürfen nur Reifen tragen, die in einem genormten Testverfahren Winterqualitäten bewiesen haben. "Meiden sollte man in jedem Fall Reifen von Billigst-Herstellern."
Wann Allwetter-Reifen reichen
Und was ist am Gerücht dran, dass Winterreifen nur langsam gefahren werden sollen? "Mittlerweile gibt es sogar Modelle, die für 270 km/h zugelassen sind", sagt Fleischmann. Erkennbar ist die zugelassene Höchstgeschwindigkeit am Geschwindigkeitsindex auf der Reifenflanke. "T" steht für ein Maximaltempo von 190 km/h, "H" für 210 km/h, "V" für 240 km/h.
Und was ist mit Allwetter-Reifen? "In unserer Region sind sie durchaus akzeptabel", macht Georg Fleischmann klar. Die Erfordernisse richteten sich danach, wie schnee- und eisreich ein Winter sei. Allwetter-Reifen seien weder sehr gute Sommer- noch sehr gute Winterreifen. Jemandem, der beruflich weit unterwegs ist, rät er "auf jeden Fall zu Winterreifen".
Bei glatten Straßen ist der entscheidende technische Vorteil gegenüber Sommerreifen die feine Lamellierung der Lauffläche, die dann für die bestmögliche Haftung sorgt - und auch für einen minimal höheren Spritverbrauch. Diese Lamellierung ist bei einem gewissen Abnutzungsgrad der Reifen jedoch nur noch teilweise vorhanden. Der ADAC empfiehlt deshalb, eine Mindestprofiltiefe von vier Millimetern bei Winterreifen nicht zu unterschreiten. Vorgeschrieben ist bei Sommer- und Winterreifen eine Profiltiefe von 1,6 Millimetern. Zum eigenen Schutz und dem aller Verkehrsteilnehmer sollte man sich dieser Grenze nicht zu weit nähern. "Lieber zu früh als zu spät Neue draufziehen ", rät Fleischmann.