Wie soziale Medien den Lokaljournalismus bereichern

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Tausende Leser beobachteten am Abend des 9. Juli den Verlauf des Kartbahn-Brands in Marktzeuln über unsere Facebook-Präsenz. Sie erkundigten sich nach dem Zustand des Schwerverletzten und der Verkehrsführung oder brachten neue Details mit ein. Foto: Hendrik Steffens
Tausende Leser beobachteten am Abend des 9. Juli den Verlauf des Kartbahn-Brands in Marktzeuln über unsere Facebook-Präsenz. Sie erkundigten sich nach dem Zustand des Schwerverletzten und der Verkehrsführung oder brachten neue Details mit ein. Foto: Hendrik Steffens

Die Facebook-Seite von inFranken.de feiert ihren 100 000sten Follower. In Lichtenfels sind wir bei knapp 900. Warum wir das noch steigern wollen und wie Sie über soziale Medien Themen setzen können.

Am Donnerstagabend, 9. Juli, nimmt das Unglück auf der Marktzeulner Kartbahn seinen Lauf. Das gasbetriebene Kart eines 30-jährigen Fahrers geht bei einer Verpuffung in Flammen auf. Der Mann wird im Feuer schwer verletzt. Ein Hubschrauber bringt ihn in die Spezialklinik, während die Halle - abgesichert von der Feuerwehr - vollständig ausbrennt. Über Facebook werden Sie von unseren Reportern und Lesern unverzüglich informiert.

"Gute Besserung an den Verletzten", ist ein Kommentar, der sinngemäß am häufigsten fällt. Ob das Feuer unter Kontrolle ist oder ob der Unfall Auswirkungen auf den Verkehr hat, wird auf der Facebookseite von inFranken.de gefragt. Unsere Online-Redakteure halten die Beobachter auf dem Laufenden, aber auch unsere Leser aus der Region berichten ihre Sicht der Dinge.
Fotos, teils von Journalisten, teils von Lesern oder Rettungskräften, zeigen die Entwicklung der Situation aus unterschiedlichen Perspektiven. Tausende verfolgen die Berichterstattung der vielen Stimmen zu dem Unglück, fast 500 teilen den interaktiven Beitrag - und all das passiert Stunden, bevor die Zeitung gedruckt wird und an die Haushalte hinausgeht.


Nachfragen und anregen

Die Facebookseite von inFranken.de hat diese Woche ihren 100 000sten Follower erhalten. Das heißt, ebenso viele Menschen sehen unmittelbar Veröffentlichungen unserer inFranken-Online-Redakteure auf der Seite. Gleichzeitig heißt es, dass sie sich an der Berichterstattung beteiligen können: Neue Aspekte einbringen, kritisch hinterfragen und kommentieren. All das in einem Raum, der von erfahrenen Journalisten beobachtet und moderiert wird. Diese Form des interaktiven Journalismus behandelt Spiele des "Clubs", diskutiert eindrucksvolle Bilder aus Oberfrankens Landkreisen oder informiert über tragische Unglücke wie dem Kartbahn-Brand in Marktzeuln.

Der Facebookseite unserer Redaktion für den Kreis Lichtenfels folgten zu Redaktionsschluss knapp unter 900 Nutzer. Um Sie, liebe Leser, ein Stück weit mehr in unsere Berichterstattung einzubeziehen, wollen wir diese Zahl noch deutlich steigern.

Stefan Fößel, Lokalchef der Redaktion des Fränkischen Tags für den Kreis Lichtenfels, macht klar: "Facebook-Gruppen haben für uns wie auch für unsere Leser stetig an Bedeutung gewonnen." Viele Medienkonsumenten, sagt der Diplomjournalist, fänden hier Hinweise auf wichtige Informationen und spannende Geschichten aus ihrer Region. "Sie können direkt mit uns in Kontakt treten, nachfragen und uns Anregungen geben", weist Fößel auf die Möglichkeit der Interaktion hin.


Gemeindeleben verlagert sich ins Internet

Die sozialen Netzwerke seien außerdem ein wertvolles Recherche-Instrument für Journalisten geworden. Regional wie überregional gelte dabei: "Wir erfahren über Facebook manchmal schneller über Stromausfälle, Unfälle und ungewöhnliche Begebenheiten als aus herkömmlichen Quellen." Auch wenn zu aktuellen Themen Betroffene gesucht würden, führten nicht selten Facebook-Aufrufe zum Ziel. Für Journalisten ist Facebook mittlerweile eine Beobachtungsplattform geworden. Das ist wichtig, weil sich ein Teil des Gemeindelebens von Stammtischen und Zaungesprächen in den virtuellen Raum verlagert hat. Vor allem über mobile Endgeräte wie Smartphones können Bürger zu jeder Zeit von fast jedem Ort aus Nachrichten konsumieren und verbreiten. Manchmal werden auch zweifelhafte Wahrheiten lanciert, weiß Lokalchef Stefan Fößel. "Wir werden über die sozialen Netzwerke immer wieder mit Gerüchten aus der Region konfrontiert, die wir ab einer gewissen Fallhöhe überprüfen - und manchmal auch widerlegen können."

Was bei der überregionalen Anlaufstelle, der Facebook-Präsenz von infranken.de, bereits auf höchstem Level funktioniert, soll bei den Lokalredaktionen weiter vorangebracht werden: Vernetzung, Austausch, Anregung.


Die 1000er-Marke "knacken"

Stefan Fößel merkt an, über Facebook könne man einerseits publizistische Reichweite steigern. In entgegengesetzter Richtung könnten aber auch Leserschichten die Zeitung erreichen, "die sonst nicht zu uns gestoßen wären". Es müsse in Lichtenfels das Ziel sein, die Zahl der Facebook-Fans weiter zu steigern, um den Austausch voranzubringen, so Fößel. "Ich hoffe, dass die Seite ,Fränkischer Tag Lichtenfels' im kommenden Jahr die 1000-Freunde-Marke knacken kann." Die Seite ist unter www.facebook.com/ftlichtenfels zu finden.