Am Sonntag, 13. September ist Tag des offenen Denkmals. Im Schustermuseum Burgkunstadt werden Besucher aber nicht nur in die Vergangenheit, sondern auch in die modische Gegenwart und Zukunft blicken.
Budapester, mehrfarbige Herrenhalbschuhe, Mokassins, "Öko"-Sandalen. Sie alle sind moderne Schuhe. Die erwähnten Sandalen liegen gerade ganz besonders im Trend. So wie vor Jahrzehnten schon - und sie werden wieder trendig sein. Das ist eine Erkenntnis, die in den Glasvitrinen des Burgkunstädter Schustermuseums liegt. Darüber hinaus gibt es viel über die Industrie zu erfahren, die das "Pirmasens am Obermain" groß gemacht hat. Über Holznägel, Skistiefel und Kinderarbeit.
Eine Geschichte enormen Aufschwungs in Burgkunstadt
Marlene Bromm (77) schwärmt von den goldenen Jahren der Burgkunstädter Schuhindustrie. "Nicht nur industriell, auch sozial hat sie enormen Aufschwung gebracht", weiß sie. Die Details kennt die freundliche Frau mit den weißen Locken aus Schriften und Erzählungen. Seit 25 Jahren arbeitet Bromm in dem Schustermuseum.
Sie erzählt vom Juden Joseph Weiermann, der 1888 die erste Schuhfabrik eröffnete. Ein Meister und ein Dutzend Angestellte produzierten in dem Anwesen, in dem heute der Gasthof "Drei Kronen" ist, ausschließlich Stulpenstiefel für Knaben. Eine enorme Zahl von Schustern, Gerbern und Händlern, vor allem aus der jüdischen Gemeinde, prägte die Entwicklung von Burgkunstadts Schuhindustrie. Nach Weiermann kamen andere Fabrikanten dazu: Iglauer, Pretzfelder, Riexinger, Püls, Hühnlein und Büttner.
Bromm hat die Namen alle parat, und wenn sie mal stockt, hilft ihr ein dünnes Büchlein mit den Jahreszahlen: 1925 gründete Friedrich Baur in Burgkunstadt den ersten Schuhversand Deutschlands. "Damit sind die Schuhe von hier in die Welt hinaus gekommen", sagt die 77-Jährige. Zu Hochzeiten arbeiteten weit über 2000 Menschen in Burgkunstadt an Maschinen wie denen, die im Eingangsraum des Schustermuseums stehen.
Erst 1990 schloss mit der "Obermain" die letzte Fabrik.
In der Maschinenhalle, in der Schusterwerkstatt zwei Türen weiter und in den Vitrinen des Obergeschosses warten: Riesige Wächterstiefel, militärische "Knobelbecher", die bis zum Kaukasus und zurück marschierten. Und die Schuhe eines Brautpaars, das vor 102 Jahren heiratete. Viele Stücke haben Identifikationspotenzial.
Tag des offenen Denkmals
Am Sonntag, 13. September 2015 ist ein guter Anlass, das Museum zu besuchen. Dann ist "Tag des offenen Denkmals". Als Motto für die diesjährige Veranstaltung hat die Deutsche Stiftung Denkmalschutz das Thema "Handwerk, Technik, Industrie" ausgewählt. Im Kreis Lichtenfels wird der Feiertag um 14 Uhr in den Hallen der ehemaligen Schuhfabrik Iglauer in Burgkunstadt eröffnet. Von 14 Uhr bis 17 Uhr sind das Deutsche Schustermuseum und die Vogtei geöffnet, in der das Nachlasszimmer mit Gegenständen aus dem Besitz von Kathi und Friedrich Baur zu sehen ist.