Moll-Batterien aus Bad Staffelstein wird 70 Jahre

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So sah die Produktion in der alten Turnhalle an der Lichtenfelser Straße aus. Gründer Peter J. Moll (stehend, 4. von rechts) begutachtet den Ablauf. Fotos: Moll
So sah die Produktion in der alten Turnhalle an der Lichtenfelser Straße aus. Gründer Peter J. Moll (stehend, 4. von rechts) begutachtet den Ablauf.  Fotos: Moll
Batterieproduktion war damals noch größtenteils Handarbeit.
Batterieproduktion war damals noch größtenteils Handarbeit.
 
Kaltstart-Test einer Batterie in einem Eisblock.
Kaltstart-Test einer Batterie in einem Eisblock.
 
Bevor das Werksgelände an der Angerstraße entstand, waren auf dem Areal Weiher und Erdbeerfelder.
Bevor das Werksgelände an der Angerstraße entstand, waren auf dem Areal Weiher und Erdbeerfelder.
 
Ein Arbeiter gießt das Bleigitter einer Starterbatterie.
Ein Arbeiter gießt das Bleigitter einer Starterbatterie.
 
Gertrud Moll-Möhrstedt lässt sich von unserem Fotografen in einer der modernen Produktionshallen ablichten. Foto: Hendrik Steffens
Gertrud Moll-Möhrstedt lässt sich von unserem Fotografen in einer der modernen Produktionshallen ablichten.  Foto: Hendrik Steffens
 
Ein Arbeiter gießt Batterie-Pole. Heute tut das eine Maschine.
Ein Arbeiter gießt Batterie-Pole. Heute tut das eine Maschine.
 
Sechs-Volt-Starterbatterie für Motorräder mit Hartgummischale.
Sechs-Volt-Starterbatterie für Motorräder mit Hartgummischale.
 
Eine Werbung aus den frühen Tagen des Unternehmens.
Eine Werbung aus den frühen Tagen des Unternehmens.
 
Anfangs standen Motorräder im Fokus der Firma.
Anfangs standen Motorräder im Fokus der Firma.
 

1945 hob Peter J. Moll den Bad Staffelsteiner Batteriehersteller mit Weltruf aus der Taufe. Seine Tochter blickt stolz zurück - aber nur kurz, denn es gibt viel zu tun.

er Umbau einer Maschinenhalle gestaltet sich aufwendiger. Die Partner in China warten sehnsüchtig, dass die Produktion anläuft. Und dann ist da noch dieses Jubiläum anlässlich 70 Jahre Moll-Batterien. "Ich bin mit dem Kopf gerade viel mehr in der Zukunft als in der Vergangenheit", sagt Geschäftsführerin Gertrud Moll-Möhrstedt. Sie nimmt sich trotzdem gern die Zeit, im Besprechungsraum des Firmengebäudes an der Angerstraße mit dem Reporter zurückzublicken.

Eigentlich dient die Fotoschau, die ein Beamer an die Wand wirft, dazu, Bilder für diesen Artikel auszuwählen. Doch hinter jedem Bild steckt ein Stück Geschichte, das Gertrud Moll-Möhrstedt kurz kommentiert. Wie als sie das Bild von dem Eisblock sieht, in dem eine Batterie zum Kaltstart-Test steckt. Oder bei einem Bild, das so etwas wie die formale Gründung von "Moll" zeigt: Darauf unterschreibt ihr Vater Peter J.
Moll den Mietvertrag für eine alte Turnhalle.


Kein Geld für einen Fotografen

In dieser Halle, die hinter dem Gebäude des heutigen Fotostudios an der Lichtenfelser Straße stand, fertigte das Familienunternehmen im Jahr 1946 die ersten (Motorrad-)Batterien. Der Zweite Weltkrieg war gerade vorbei. "Aus vier, fünf Batterien wurde eine brauchbare gemacht. Es gab ja nichts", sagt Gertrud Moll-Möhrstedt.

Wenige Jahre später war die Marke Moll auf dem Deutschen Markt für Batterien ein etablierter Name. Ein Gruppenfoto von 1948, das die Belegschaft zeigt, erscheint an der Wand. "Vater ist nicht drauf. Wahrscheinlich hat er es gemacht", sagt die Tochter. Damals habe er nicht das Geld gehabt, um einen Fotografen zu bezahlen. Damals wurden die Bleigitter der Starterbatterien auch noch einzeln per Hand gegossen. Heute verlassen 5000 davon in acht Stunden die Maschine. Und die Geschwindigkeit wird weiter steigen.


Das Ringen mit den "Großen"

Für mehr Produktionsvolumen wird die strategische Partnerschaft mit dem chinesischen Batterie-Riesen Chaowei sorgen, die im vergangenen Jahr besiegelt wurde. 6,5 Millionen Euro fließen in das Werk in Bad Staffelstein, damit die Produktion von 900 000 Batterien auf 1,6 bis 1,7 Millionen Exemplare erhöht wird. Die Kooperation ermöglicht, typische Mittelständler-Probleme - wie überschaubare Investitionsvolumen und Personalstärke - hinter sich zu lassen. "Die Großen haben immer wieder versucht, uns loszuwerden", sagt Gertrud Moll-Möhrstedt und meint Varta, Bosch und Konsorten. Einige der schlimmsten Momente ihres Lebens hätten Patent-Verfahren vor Gericht verursacht. Im Ringen im die Gunst der Automobil-Riesen wie VW konnte sich Moll nur mit innovativen Ideen gegen die Macht der "Großen" durchsetzen. Aber zurück zur Diashow.

Als ein Bild von der Feier zum fünfjährigen Bestehen erscheint, gibt die Geschäftsführerin zu: "Wir haben immer ein bisschen gemogelt, damit Geburtstag und Firmenjubiläum zusammenfallen." Ihr Vater sei 1906 geboren, die Firma 1945 gegründet. "Aber weil wir eine sparsame Firma waren, haben wir die Gründung einfach auf 1946 datiert." Die Lehre der Sparsamkeit hat Gertrud Moll-Möhrstedt später sogar studiert. Die Tochter des Gründers und heutige Geschäftsführerin ist Diplom-Kauffrau. "Aber wenn ich noch mal auf die Welt käme, würde ich Wirtschaftsingenieurwesen studieren und Jura draufsatteln", sagt sie. Ersteres, weil es ihr Wissen über Maschinenbau hätte vertiefen können. Jura, weil fast jeder Schritt beim Führen eines Unternehmens anwaltliches Geschick vertragen könne: Bei der Durchsicht von Verträgen, der Abwicklung des Auslandsgeschäfts oder der Vorformulierung einer strategischen Partnerschaft ...

Doch obwohl sie keinen technischen Beruf erlernt hat, kennt Gertrud Moll-Möhrstedt die genaue Funktionsweise wohl jeder Batterie, die je den Moll-Schriftzug getragen hat. Sie geht zum Regal, nimmt eine Autobatterie heraus und erklärt den Weg, den die integrierte Gasableitung in der Mollschen Kamina-Batterie nimmt. Man merkt ihr den Stolz an auf das Unternehmen, das mit pfiffigen Patenten gewachsen ist.

An vielen von denen hat Gründer Peter J. Moll persönlich mitgearbeitet. Ein Vollblut-Techniker, der den Grundstein für 70 Jahre innovatives Denken legte und es verstand, mit relativ kleinen Mitteln besser als größere Konkurrenten zu sein. Jetzt ermöglicht die neue Kooperation auch noch den "Weg aus der Mittelstandsklemme", wie Gertrud Moll-Möhrstedt es nennt. Mitte Oktober soll die neue Ladestation betriebsbereit sein. Eine weitere Maschine kommt im Dezember aus den USA. Und nebenbei wollen auch noch Katalogfotos geschossen und will eine Jubiläumsfeier geplant werden. "Sie merken, ich bin gedanklich gerade mehr bei dem, was kommt", wiederholt Gertrud Moll-Möhrstedt. Erfüllt eher von Energie als Nostalgie.