Öl ist seit Monaten günstig wie seit Jahren nicht. Aber die Gas-Kunden profitieren bislang kaum von fallenden Preisen. Bei den Stadtwerken Lichtenfels kann man relativ günstig davonkommen - zumindest im Treuetarif.
Der Herbst kommt, es wird kälter - und das Thema Heizen rückt wieder in den Fokus. Niedrige Ölpreise sorgen für entspannte Stimmung, schließlich gibt es den Liter derzeit schon für etwa 61 Cent (bei etwa 3000 Litern Abgabemenge/Bruttopreis) - rund 20 Cent weniger als vor einem Jahr. So können bei einer Tankfüllung bis zu 600 Euro gespart werden. Gas-Kunden können von so einem Preisverfall nur träumen.
Generell senken nur wenige Versorger ihre Preise, obwohl auch das Gas günstiger geworden ist. Im vergangenen Jahr mussten die deutschen Importeure im Durchschnitt noch 6538 Euro für ein Terajoule (TJ) Erdgas bezahlen, im Mai dieses Jahres nur noch 5686 Euro. Das belegen Zahlen des Bundesamtes für Wirtschaft. Rohöl verbilligte sich um mehr als das Dreifache.
Auf Laufzeiten achten
Gegenwärtig sind viele Gaskunden frustriert, weil sie wenig spüren von den sinkenden Energiepreisen. Während Heizöl viel günstiger ist als vor einem Jahr, beträgt der Rückgang beim Erdgas nur zwei Prozent. Der Verivox-Verbraucherpreisindex steht aktuell bei 6,37 Cent je Kilowattstunde und hat sich damit nur hinter dem Komma verändert. Von August bis September haben nur 23 Versorgungs-Unternehmen angekündigt, dass sie ihre Preise senken wollen - von 710, die Verivox beobachtet. Das Ausmaß der vorgesehenen Preissenkungen liegt bei knapp fünf Prozent.
Aber man muss tiefer blicken. Dietmar Weiß, Leiter der Stadtwerke Lichtenfels, stellt klar: Es sei nicht immer gegeben, dass die Gasimporteure die günstigeren Importpreise auch an die Weiterverteiler (Stadtwerke) durchreichen. "Und je nachdem wie lang die Laufzeiten mit dem Vorlieferanten sind, spiegeln die aktuellen Importpreise nicht immer den Gasbezugspreis des Vorlieferanten wieder, da Gasbezugsmengen teilweise schon vor ein bis zwei Jahren eingekauft wurden." Dementsprechend könnten sich die derzeitigen Import- und Börsenpreise erst auf Gasbezugspreise der Jahre 2016 bis 2018 auswirken.
Wechsel zur Ersparnis?
Mittlerweile sind neben dem örtlichen Grundversorger im Schnitt 100 weitere Gasversorger verfügbar, in Bamberg beispielsweise sind es sogar weit über 200. Ein Wechsel zu einem alternativen Gasanbieter birgt Einspar-Potential. Ein exemplarischer Gaspreis-Vergleich in Bamberg mit einem jährlichen Gasverbrauch von 18 000 Kilowattstunden zeigt Einspar-Möglichkeiten von fast 600 Euro bei einem Wechsel aus der Grundversorgung bei den Stadtwerken (mit rund 16500 Kunden) in einen verbraucherfreundlichen Gas-Tarif (siehe auch Tabelle). In Lichtenfels ist durch den Wechsel theoretisch eine Ersparnis von bis zu 380 Euro möglich.
"Wir beobachten, dass die derzeit niedrigen Gaspreise offensichtlich nicht weitergegeben werden", sagt Daniela Czekalla von der Verbraucherzentrale Bayern. Zudem wird kritisiert, dass die Gasversorger ihre Gewinne nicht mit dem Verbraucher teilen würden.
Dietmar Weiß weist derartige Vorwürfe zurück: "Die Stadtwerke Lichtenfels haben den Gaspreis zum 1. Januar 2015 um durchschnittlich fünf Prozent gesenkt." Der Verbrauch von 18 000 Kilowattstunden Gas koste für Privatkunden im so genannten Treuetarif 939,42 Euro netto (der Treuetarif zeichnet sich durch eine Erstlaufzeit von zwei Jahren aus). Der Standard-Tarif ist mit 1164, 53 Euro teurer.
"Bei den Stadtwerken Lichtenfels wechseln viele Kunden aus dem Grundversorgungstarif in den günstigeren Treuetarif der Stadtwerke Lichtenfels", erklärt Weiß. Gleichzeitig betrage die Wechselquote zu anderen Anbietern rund zehn Prozent.
Ist der Wechsel sinnvoll?
Verbraucherschützer meinen: ja. Sie empfehlen die Suche nach günstigeren Anbietern. Dabei sollten Verbraucher aber auf eine Preisgarantie über mindestens die Vertragslaufzeit hinweg achten - und auf Vorkasse- oder Kautionstarife verzichten. Zudem sollten möglichst kurze Vertragslaufzeiten und Kündigungsfristen bestehen.
Ölpreisbindung ade!
Vor fünf bis zehn Jahren galt noch die Ölpreisbindung in Deutschland. Das hatte historische Gründe. Damals ging es darum, die erheblichen Investitionen in Gas-Pipelines, Lager und Infrastruktur abzusichern. Von den Gasquellen in Russland über die Fernhändler und die Energieversorger bis zum Endkunden wurden Gasverträge mit Preisklauseln abgeschlossen, die auf Rohöl oder Ölprodukte Bezug nahmen.
Die Lieferverträge hatten Laufzeiten über Jahrzehnte. Frei verfügbare Mengen gab es kaum. Das ist nun aber weitgehend vorbei. Längst gibt es mehr Konkurrenz, verflüssigtes Erdgas (LNG), Energiebörsen wie die EEX in Leipzig, überschüssige Mengen und neue Akteure. Kurz: Der Wettbewerb ist eingezogen auf dem Gasmarkt.
Wenn das Öl wieder teurer werde, müsse der Gaspreis nicht mitziehen. Tatsächlich war Gas während der Hochpreisphase des Öls als Brennstoff deutlich günstiger für die Verbraucher. Das ist nun vorbei.
pg