Zum Weltkatzentag fordert SPD-Landtagsabgeordnete Susann Biedefeld staatliche Mittel zur Kastration freilebender Katzen. Beim Lichtenfelser Tierheim kommt die Idee gut an: Geld ist knapp und die Streuner sind zahlreich.
Die Betäubung wirkt nach, Jacky kann die Äuglein kaum offen halten. Die dunkel gescheckte Katze wurde kürzlich kastriert und trägt noch eine Halskrause, damit sie nicht an die frische Naht geht. Jacky kam im Mai in das Lichtenfelser Tierheim: Ungeimpft, ungekennzeichnet und unkastriert. All das musste im Heim nachgeholt werden, damit das Tier weitervermittelt werden kann - und verursacht Kosten von weit über 100 Euro.
Dabei kommt Jacky das Heim noch günstig, weil sie gesund angekommen ist. Kranke Katzen, die tierärztliche Behandlung brauchen, können deutlich mehr kosten, bis sie weitervermittelt werden, sagt Heimleiterin Caroline Hetzel-Farr. Derzeit leben rund 50 Katzen im Haus. "Die Versorgung, bis sie weitergegeben werden können, ist teuer. Und es kommen immer mehr." Wer eine Katze übernimmt, zahlt im Schnitt 85 Euro, das ist längst nicht kostendeckend.
Freistaat soll einspringen Susann Biedefeld, SPD-Landtagsabgeordnete und tierschutzpolitische Sprecherin ihrer Fraktion, will eine Finanzspritze vom Freistaat: Anlässlich des internationalen Tags der Katze fordert sie Mittel zur flächendeckenden Kastration und Kennzeichnung wilder Katzen in Bayern. "Die Zahl der Streuner im Freistaat wird von Experten auf 200 000 bis 300 000 geschätzt", meint Biedefeld. Die Tiere führten oft ein von Krankheit und Hunger geprägtes Leben.
Die immense Zahl ist schwer zu überprüfen. Doch dass auch im Kreis Lichtenfels viele Streuner unterwegs sind, bestätigt eine Leserin aus Reundorf. "Überall Katzen", schildert sie die Problematik, deren Ursprung Spekulation bleibt.
Oft muss in solchen Fällen das Tierheim aktiv werden - und wieder Geld in die Hand nehmen.
Susann Biedefeld vermutet, dass die Kosten für die Kastration von Katzen pro Jahr und Tierheim im Schnitt rund 35 000 Euro betragen. Viele Heime seien jedoch von der Insolvenz bedroht. "Der Freistaat muss hier endlich mit finanzieller Hilfe einsteigen", appelliert sie.
Entwurmen, markieren, impfen Die Zahlen hält Caroline Hetzel-Farr für realistisch. "Und es wird nicht besser, sondern eher schlimmer." Sie zeigt auf, was gemacht werden muss, wenn eine Katze abgegeben wird: Darunter die Kastration, die bei weiblichen Katzen bis 150 Euro kosten könne (die Bundesärztekammer gibt 95 Euro im Schnitt vor). Dann folgden das Entwurmen, Markieren, Impfen... Die Impfung allein koste 50 Euro. Wenn ein Tier krank sei, müsse auch die Behandlung bezahlt werden.
All das strapaziert das Finanzkorsett der Lichtenfelser Institution, die - wie ein Betrieb - wirtschaftlich funktionieren muss, um weiterhin Tieren helfen zu können. Ein Neubau auf dem Gelände ruht aktuell, weil weitere Mittel fehlen.
Die SPD-Landtagsabgeordnete Susann Biedefeld sieht dringenden Bedarf zur Entlastung der Heime. Bislang blieb sie mit ihrem - nicht ganz neuen - Anliegen allerdings erfolglos. Frühere Anträge auf Finanzmittel für die Kastration und Kennzeichnung freilebender Katzen wurden von der CSU-Mehrheit abgelehnt. Letztmals am 10. Dezember 2014 im Rahmen der Beratungen zum Doppelhaushalt 2015/16. "Ich werde allerdings nicht locker lassen und dieses Jahr erneut einen Antrag in den bayerischen Landtag einbringen."
Susann Biedefeld empfiehlt jedem Landtagsabgeordneten, einmal ein örtliches Tierheim zu besuchen und mit den Verantwortlichen zu diskutieren.
"Danach dürfte die Zustimmung zum Antrag der SPD-Landtagsfraktion keine Frage mehr sein", meint sie. Finanzmittel von 500 000 Euro pro Haushaltsjahr (bei rund 115 Tierheimen in Bayern) seien ihr Ziel.
Als tierschutzpolitische Sprecherin setzt sich Susann Biedefeld für die Kontrolle und Überwachung geltender Tierschutzgesetze sowie der Rahmenbedingungen von Tierschützern ein. Stellvertretend für die SPD-Landtagsfraktion pflegt sie den Kontakt zu Tierschutzvereinen und -verbänden.
Am 8. August ist Weltkatzentag Am 8. August ist WeltkatzentagAngeblich wurde der "Weltkatzentag" ausgerufen, um auf Missstände in der Katzenhaltung aufmerksam zu machen. Der Tierschutz und die Aufklärung darüber, wie Katzen richtig gehalten werden sollten, standen im Fokus. Offiziell gibt es den Tag seit 2002. Einige Quellen meinen aber, der Weltkatzentag sei ein Fake. Ein Urheber ist nicht herauszufinden.