Der Jugendhilfeausschuss des Lichtenfelser Kreistags sucht Lösungen angesichts zunehmender Personalnot im Landratsamt. Die wachsende Zahl der unbegleitet eingereisten Minderjährigen bringt das Jugendamt an seine Kapazitätsgrenzen. Die Coburger Caritas könnte helfen.
Die Versorgung der Flüchtlinge bleibt eine zentrale Herausforderung für das Landratsamt. Bei der Betreuung unbegleitet eingereister Minderjähriger stößt das Jugendamt der Behörde an seine Kapazitätsgrenzen. Vor allem das Thema Vormundschaft fordert heraus, wie bei der Herbstsitzung des Jugendhilfeausschusses für den Kreis Lichtenfels klar wurde.
"Die Arbeit des Jugendamtes muss in gewohnter Qualität beibehalten werden - trotz der zusätzlich anfallenden Arbeit durch minderjährige Flüchtlinge", machte Landrat Christian Meißner (CSU) klar. Auf Hilfe angewiesene Jugendliche und Familien, die aus dem Kreis Lichtenfels stammen, sollten nicht wegen des gestiegenen Arbeitspensums des Jugendamtes zurückstecken müssen.
Schwierig wird für das Jugendamt zunehmend, für jeden unbegleitet eingereisten Minderjährigen ein Vormund zu finden.
Bislang ist ausschließlich Personal des Sachgebiets Jugend und Familie als Vormund bestellt. Jedoch darf eine Vollzeit-Fachkraft des Jugendamtes nur maximal 50 Vormundschaften betreuen. Und im Falle der jungen unbegleiteten Flüchtlinge, die mehr Betreuung brauchen, sogar nur 30.
Aktuell sind rund 40 Jugendliche im Kreisgebiet untergebracht. "Nach jetzigem Stand muss in den nächsten Wochen von mindestens 20 weiteren ausgegangen werden", so Jugendamtsleiter Achim Liesaus. Bis Ende des Jahres könnten 70 unterzubringen sein. "Dann werden wir vom Sachgebiet nicht mehr in allen Fällen die Vormundschaft übernehmen können."
Die Caritas könnte einspringen
Eine Alternative wäre, einen rechtsfähigen Verein als Vormund zu bestellen, erklärte der Jugendamtsleiter.
Der Caritasverband für die Stadt und den Landkreis Coburg sei dazu grundsätzlich legitimiert und habe Bereitschaft signalisiert, bei Bedarf auszuhelfen. Von Vereinen eingesetzte Vormünder erhalten eine Vergütung aus der Justizkasse (33,50/Stunde) oder von der Jugendhilfe (für erhöhten Aufwand). Das Plenum sprach sich für die Annahme von Unterstützung bei der Vormundschaft aus.
Achim Liesaus stattete die Ausschussmitglieder noch mit einigen aktuellen Informationen zum Thema unbegleitete Minderjährige aus. So befinden sich im Landkreis rund 40 Jugendlichen in den Einrichtungen in Lichtenfels und Burgkunstadt. Die meisten stammen aus Eritrea und Afghanistan. Zehn von ihnen werden seit März in der Berufsschule Kronach unterrichtet. Weitere besuchen künftig eine Vorklasse zum Berufsintegrationsjahr, die mit dem Schuljahr 2015/16 eingerichtet wurde.
Der Fokus liegt auf dem Erwerb der deutschen Sprache und Kultur.
"Meilenstein" bis 2018 gesichert
Auch andere Projekte behandelte der Ausschuss: Das Projekt "Mein Leben neu steuern - Inspiration nutzen" (Meilenstein) wird auf einstimmigen Beschluss bis einschließlich 2018 fortgesetzt. Weil die finanzielle Unterstützung des Projekts durch die Oberfrankenstiftung und den Freistaat zum Ende 2015 auslaufen, war die Zukunft ungewiss. Das Landkreis fängt das auf: Durch eine künftige finanzielle Beteiligung von maximal 50 000 Euro (2016), maximal 51 000 Euro (2017) sowie maximal 52 000 Euro (2018) Beteiligung pro Jahr (bei Gesamtkosten von 77 000 Euro für 2016).
Die rückläufigen Zahlen bei der Jugendgerichtshilfe, insbesondere den Rückgang von Körperverletzungsdelikten, würdigte Landrat Christian Meißner auch als einen Verdienst des Projekts: "Ich
glaube, Meilenstein hat entscheidend dazu beigetragen." Jugendamtsleiter Liesaus sagte, es sei eine "wichtige und tragende Säule der Jugendhilfe".
Ebenfalls einstimmig beschlossen wurde eine neue vertragliche Regelung mit dem BRK-Kreisverband über die Jugendsozialarbeit an der Mittelschule Altenkunstadt. Damit wurde die Jugendsozialarbeit an der Schule im Umfang einer Vollzeit- oder zweier Teilzeitstellen gesichert. Von den jährlichen 35 000 Euro Kosten beträgt der Eigenanteil des Landkreises 18 360.
Über die Stütz- und Förderklasse an der St. Katharina-Schule Lichtenfels referierte Schulleiter Werner Lindner. Das Projekt sei gut angelaufen: "Es gelingt, Kinder wieder auf den Weg zu bringen", so Lindner.
Liesaus wechselt das Ressort
Für Jugendamtsleiter Achim Liesaus war es seine vorerst letzte Sitzung im Jugendhilfeausschuss des Lichtenfelser Kreistags.
Nach mehr als zehn Jahren beim Jugendamt übernimmt Liesaus ab 1. Oktober den Bereich Öffentliche Sicherheit und Ordnung, zu dem auch die Belange von Flüchtlingen gehören. Leiterin des Sachgebiets Jugend und Familie ist künftig Lydia Brückner. Als solche wird sie wie ihr Vorgänger ein beratendes Mitglied des Jugendhilfeausschusses.
Doch sind es zu 95% junge Männer.Aber geschickt gemacht,die Tränendrüse wirkt immer.