Herbstzeit ist Apfelzeit. Bald beginnt die Kelter-Saison. Die Obstwiese von Hans-Karl Hertel aus Horsdorf liegt schon voll mit Früchten. Aber werden sich die Äpfel nach dem extrem heißen Sommer zum Saft-Machen eignen?
Hans-Karl Hertel erlebte eine Tragodie am Apfelbaum. Er zeigt auf den nicht allzu Großen, der am Rand der Parzelle am Südhang des Staffelbergs steht. "Da ist mein Vater runtergestürzt. Und dann gestorben - mit 57 Jahren", sagt er. Ein morscher Ast sei Schuld gewesen. Gefällt hat er den Baum nicht. Er steht unberührt zwischen rund 70 anderen Obstbäumen. Die Pflanzen spenden Hertel Ruhe an einem Rückzugsort in der Natur.
Ein Geschäft ist das nicht. Der Horsdorfer meint, er habe sich der Bewahrung alter Apfelsorten verschrieben. Mehr als 20 davon hält er auf der Wiese vor. Er prüft einen Sächsischen Königsapfel, der am Ast hängt. "Die Sorte ist selten. Vielleicht sind das hier die letzten in der Gegend", sagt Hertel. Gut 400 Gramm können Früchte der Sorte wiegen. In diesem Jahr sind sie kleiner, so wie viele der Äpfel auf Hertels Wiese. "Das war wohl die Wasserknappheit.
Aber der Geschmack ist meist intensiv", sagt er und beißt in einen Roten anderer Sorte. Seine Erfahrungen mit dieser Saison sind nicht ungewöhnlich.
Klein, aber lecker
Michael Stromer, Leiter der Umweltstation Weismain und Geschäftsführer der Kreis-Gartenbauverbands, hat einen ungefähren Überblick zur Entwicklung des Obstes im Einzugsbereich: Insgesamt sei sie wohl als sehr gut zu bezeichnen. "Aber die Ernte fällt immer durchwachsen aus - je nach Lage der Pflanzen", relativiert er. Die Wärme und die viele Sonne hätten den meisten Früchten gut getan. Obstwiesen seien auch meist an Hängen mit unterirdischen Quellen angelegt, so Stromer, was sie unabhängiger vom Regen mache. Etwa an den Rändern des Staffelbergs - wie Hertels Parzelle - oder auf den Klosterwiesen bei Banz.
"Überrascht war ich, dass einige Zwetschgen, Mirabellen und Pfirsiche nicht so intensiv schmeckten, wie die viele Sonne erwarten ließ", meint Stromer. Die meisten Früchte, vor allem auch Äpfel und Birnensorten, seien aber lecker und geschmacksintensiv.
Äpfel sind das dominante Obst
Etwa 70 bis 75 Prozent der Obstbäume im Kreis Lichtenfels sind Apfelbäume, schätzt Michael Stromer. Auf dem Lichtenfelser "Apfelposter", das in der Umweltstation hängt, sind mehr als 40 Sorten verzeichnet, die es so im Landkreis gab oder gibt: Sie heißen "Sternrenette", "Ingrid Marie" oder "Gelber Richard".
Sie haben ihre Eigenheiten, sind klein, groß, süß oder bitter: Doch sie alle kann man zu Saft verarbeiten. Und das wird bald geschehen.
Mitte September beginnt das Keltern der Früchte (Termine siehe Infobox). Dann fährt auch wieder ein Team mit dem Saftmobil der Gartenbauvereine des Landkreises durch die Ortschaften und füllt kleinere Mengen des Frischsaftes ab. "Letztes Jahr gingen 63 000 Liter durch das Saftmobil", hat Stromer noch im Kopf.
Industrie gegen "Bio"
Landkreisbürger können jährlich ihre eigenen Früchte in den Keltereien zu Saft verarbeiten lassen; eigene Erzeugnisse oder solche aus der Region. Theoretisch könne man alles keltern, meint Stromer, nur müsse die Flüssigkeitsausbeute den Aufwand rechtfertigen. Was dann rauskommt, ist so "Bio" wie es nur geht und sogar günstiger als Saft vom Supermarkt: Die Preise für das Abfüllen in die "Bags" liegen bei 1,80 Euro für den Fünf-Liter-Beutel und bei drei Euro für den Zehn-Liter-Beutel.
Die Keltereien der Gartenbauvereine starten mit dem Saftmobil des Kreisverbandes am 11. September in die Keltersaison.
Die Termine des Saft-Mobils
Keltern An folgenden Terminen: Freitag, 11. September., Rothwind; Samstag, 12.September., Burgkunstadt; Donnerstag, 17.September. Unterlangenstadt, Freitag, 18. September, Wiesen; Samstag, 19. September, Kleukheim; Mittwoch, 23. September, Rothwind; Donnerstag, 24. September, Horsdorf; Freitag, 25.September, Burgkunstadt; Samstag, 26. September, Unterlangenstadt; Dienstag, 29. September, Wiesen; Mittwoch, 30. September, Burkheim; Donnerstag, 1. Oktober, Birkach; Freitag, 2. Oktober, Burgkunstadt; Mittwoch, 7. Oktober, Burkheim; Donnerstag, 8. Oktober, Horsdorf, Freitag, 9. Oktober, Marktgraitz; Samstag, 10. Oktober, Rothwind; Donnerstag, 15. Oktober, Marktgraitz; Freitag, 16. Oktober, Kleukheim; Samstag, 17. Oktober, Horsdorf; Donnerstag, 22.
Oktober, Unterlangenstadt; Freitag, 23. Oktober, Rothwind; Samstag, 24. Oktober, Birkach; Donnerstag, 29. Oktober, Burgkunstadt; Freitag, 30. Oktober, Burgkunstadt; Samstag, 31. Oktober, Marktgraitz.
Infos Mehr Informationen gibt es unter www.landespflege-lichtenfels.de. Press- und Abfülltermine müssen zuvor telefonisch vereinbart werden, damit es nicht zu langen Wartezeiten kommt.
red