Zwischen Kulmbach und Kronach wird scharf geschossen

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Wildschweine sind schwierig zu jagen: Am Samstag rückt ein Großaufgebot von Jägern und Helfern den Schwarzkitteln zwischen Kulmbach und Kronach auf den Pelz.Symbolbild: Ebener/dpa
Wildschweine sind schwierig zu jagen: Am Samstag rückt ein Großaufgebot von Jägern und Helfern den Schwarzkitteln zwischen Kulmbach und Kronach auf den Pelz.Symbolbild: Ebener/dpa
Erfahrener Jäger: Klaus Zapf aus Veitlahm (Mainleus) geht seit 43 Jahren auf die Pirsch. privat
Erfahrener Jäger: Klaus Zapf aus Veitlahm (Mainleus) geht seit 43 Jahren auf die Pirsch. privat
 

Wildschweine im Visier: Der erfahrene Jäger Klaus Zapf erklärt, warum die generalstabsmäßig geplante Jagd am Samstag notwendig ist und was Autofahrer und Spaziergänger beachten sollten.

Rund 300 Jäger und fast noch mal so viele Treiber und Helfer machen am Samstag Jagd auf Wildschweine. In den Revieren zwischen Kulmbach und Kronach wird von 10 bis 12.30 Uhr scharf geschossen. Der erfahrene Jäger Klaus Zapf (59) aus Mainleus-Veitlahm, der seit 43 Jahren auf die Pirsch geht, erklärt im Interview, warum die generalstabsmäßig geplante Jagd notwendig ist und was Autofahrer und Spaziergänger beachten sollten.

Haben wir eine Wildschweinplage im Raum Kulmbach?

Nein, das würde ich nicht generell sagen. Der Schwarzwildbestand steigt aber ständig an. Die Vermehrung beträgt 200 bis 400 Prozent in den letzten fünf Jahren. Gründe sind die milden, schneearmen Winter in der letzten Zeit und häufige Mastjahre. Darüber hinaus nutzt das Schwarzwild die veränderten Anbaustrukturen der Landwirtschaft mit neuen Nahrungsangeboten wie der Zunahme der sogenannten regenerativen Energiepflanzen wie Mais und Raps.

Warum muss Schwarzwild dennoch konsequent bejagt werden?

Weil sonst die Population explodieren würde und die Schäden in der Landwirtshaft überhandnehmen. Außerdem steigt die Unfallgefahr: Wir haben im Straßenverkehr ständig mehr Unfälle mit Sach- und Personenschäden.

Und es gibt noch einen positiven Effekt ...

Ja, wir jagen auch, um ein Übergreifen der Afrikanischen Schweinepest (ASP) zu verhindern. Wir sehen uns als Gehilfen der Landwirtschaft. Wenn die ASP bei uns auftreten würde, hätte das katastrophale Folgen. Ganze Schweinebestände müssten vernichtet werden.

Welche Reviere sind am Samstag bei der großen Drückjagd beteiligt?

Den Begriff Drückjagd benütze ich nicht, weil er einen negativen Beigeschmack hat. Ich spreche lieber von Bewegungsjagd, weil das Wild in Bewegung gebracht wird. Im Rahmen unserer Jagdstrategie setzen wir konsequent auf wildbiologisch anerkannte Jagdmethoden wie eben die Bewegungsjagd. Denn wir wollen eine handwerklich tadellose, tierschutz- und damit waidgerechte Jagd.

Wer macht also bei der Bewegungsjagd mit?

Wir als Reviergemeinschaft rund um den Patersberg - das sind die Reviere Höferänger, Veitlahm, Ober-/Unterdornlach, Danndorf und die Eigenjagd Schmeilsdorf - waren hier Vorreiter. Wir machen das zusammen mit der Staatsjagd Ebenberg und Hart östlich der B 85 bei der Holzmühle seit 2013. Uns angeschlossen haben sich heuer die Reviere Kirchleus, Schimmendorf, Gärtenroth, Grün, Wildenberg und Weißenbrunn.

Wie viele Leute sind am Samstag im Einsatz?

In unserer Reviergemeinschaft sind es zirka 130 Treiber und Helfer und 160 Jäger. Auch unsere Landwirte ziehen voll mit und unterstützen uns. Die anderen Zahlen wissen wir nicht.

Gibt es auch Jägerinnen?

Deren Zahl steigt stetig, ich sehe das positiv. Am Samstag machen mindestens acht Jägerinnen mit, eine davon ist meine Tochter Viktoria.

Muss die Bevölkerung am Samstagvormittag mit Einschränkungen rechnen?

Auf der B 85 gelten Geschwindigkeitsbeschränkungen. Denn es besteht die Gefahr, dass Wild oder Hunde unvermittelt über die Fahrbahn rennen. Die Polizei will auch kontrollieren. Außerdem werden die Verbindungsstraßen von Höferänger nach Lehenthal und von der B 85 nach Unterdornlach gesperrt. Für Spaziergänger gilt während der Jagd ein Betretungsverbot. Die entsprechenden Schilder im Jagdgebiet sind zu beachten.

Wild durch die Gegend geballert wird doch sicherlich nicht ...

Nein, oberstes Gebot ist die Sicherheit. Kein Schwarzwild ist es wert, dass Menschenleben gefährdet wird. Alle Schützen werden detailliert eingewiesen.

Sie haben die revierübergreifende Bewegungsjagd generalstabsmäßig geplant. Das hat nichts mehr mit Jägerromantik zu tun, oder?

Ja, das stimmt. Aber es muss sein - gerade im Zuge der drohenden Afrikanischen Schweinepest und der zunehmenden Schäden. Anders wäre es nicht möglich, die Population in den Griff zu kriegen. Denn Schwarzwild ist sehr mobil. Die Rotten würden ins Nachbarrevier wechseln und wären in Sicherheit.

Die Jäger betreiben einen großen Aufwand. Ärgert es Sie da nicht, dass die Wildschweinpreise im Keller sind?

Das ist bedauerlich, denn wir bieten dem Verbraucher besonders hochwertiges Fleisch an. Aber wir bekommen derzeit im Zuge der ASP-Vorbeugung für unseren Aufwand einen kleinen Ausgleich durch eine staatliche Prämie von 20 Euro pro Tier.

Rechnen Sie wieder mit Abschusszahlen wie im letzten Jahr mit über 80 geschossenen Tieren?

Es wäre schön, wenn alle genannten Reviere, die an diesem Tag jagen, zusammen wieder auf die Zahl des Vorjahres kommen.