Weiterführende Schule im Norden: Das meinen die Kreistagsfraktionen

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Dass im nördlichen Landkreis eine reguläre weiterführende Schule eingerichtet wird, scheint unwahrscheinlicher denn je. Symbolbild: Hendrik Steffens
Dass im nördlichen Landkreis eine reguläre weiterführende Schule eingerichtet wird, scheint unwahrscheinlicher denn je.  Symbolbild: Hendrik Steffens

Eine Potenzialanalyse, die dem Schul- und Kulturausschuss am Montag vorgelegt wurde, fiel ernüchternd aus. Gymnasium und Realschule etwa wurden für wohl nicht umsetzbar erklärt. Ist der Traum von einer weiterführenden Schule im Landkreisnorden damit ausgeträumt?

Dass der Landkreisnorden eine reguläre weiterführende Schule bekommt, ist unwahrscheinlicher denn je. Jedenfalls wenn es nach der Potenzialanalyse geht, die am Montag im Schul- und Sozialausschuss vorgestellt wurde (wir berichteten gestern). Sie geht davon aus, dass eine weitere Schule die Auslastung der Gymnasien und Realschulen in Kronach gefährden würde. Wie beurteilen das die Spitzen aus der Kreispolitik?

Baumgärtner bleibt kämpferisch

Für den Chef der Frankenwald-CSU, Jürgen Baumgärtner, ist das Thema weiterführende Schule im nördlichen Landkreis keineswegs vom Tisch. Man werde in den Gremien der CSU auswerten, "wie man die Rahmenbedingungen anpassen müsste, um eine solche Schule - auf hohem Niveau - realisieren zu können". Ob nun Gymnasium, Realschule, Privatschule oder Kooperation zwischen Mittelschule und Wirtschaftsschule: Jede dieser
Möglichkeiten müsse man abwägen und "tief in das Thema einsteigen."

Aufgeben kommt für Baumgärtner angesichts demografischer Zahlen, die wohl eindeutig gegen fast jede Form der weiterführenden Schule für den Landkreisnorden sprechen, nicht in Frage. "Mir wurde so oft gesagt, dass etwas nicht geht. Doch ich habe in meinem politischen Wirken wohl gezeigt, dass letztendlich fast immer etwas möglich ist." Baumgärtner meint klar: Im Januar oder Februar werde die CSU einen Lösungsvorschlag präsentieren.

Rauh will keine Privatschule

Eine "klare Absage" erteilte Baumgärtner allein der Möglichkeit einer Gemeinschaftsschule. Er halte das gliedrige Schulsystem in Bayern für einen Wettbewerbsvorteil. Es sei nicht sinnvoll, starke Schüler gemeinsam mit solchen zu unterrichten, die eher außerschulische Begabungen hätten: "Schule sollte die starken Schüler stärken und die schwächeren Schüler fördern."

Im Gegensatz zu Baumgärtner hält SPD-Fraktionsvorsitzender Richard Rauh die Möglichkeit einer Gemeinschaftsschule für den nördlichen Landkreis für durchaus interessant. Es sei aus jetziger Sicht vielleicht die einzig umsetzbare Alternative, weil für mehr Schüler geeignet als Gymnasium oder Realschule separat - und an den Schülern fehlt es ja laut Statistik. Baumgärtners Bedenken, dass vor allem starke Schüler dort schlecht aufgehoben seien, teilt Rauh nicht. "Zum einen gibt es Spätstarter in der Schullaufbahn, zum anderen gibt es vielfältige Talente, die durch Noten nicht abgebildet werden."

Überhaupt nicht anfreunden kann sich Rauh mit dem Gedanken an eine Privatschule als Ersatz für eine "reguläre" weiterführende Schule im nördlichen Kreis. Denn die würde wohl nicht nur Kreis und Kommunen Geld kosten, sondern auch die Familien der Schüler: "Es darf nicht sein, dass beim Zugang zu Bildung eine finanzielle Auslese getroffen wird." Im Hinblick auf das Modell einer Kooperation zwischen Mittelschule und Wirtschaftsschule, wie sie in der Potenzialanalyse als denkbar dargestellt wurde (siehe Infobox), müsse man sich fragen, was genau damit gemeint sei.

Aus Sicht des SPD-Fraktionsvorsitzenden Richard Rauh werde die Umsetzung einer weiterführenden Schule "vor dem Hintergrund des demografischen Wandels sehr schwierig. Aber wenn es eine Möglichkeit gibt, werde ich sie unterstützen." Man müsse die Ergebnisse der Potenzialanalyse in der Fraktion diskutieren, Schlüsse ziehen und Folgen abwägen. Man wolle in keinem Fall Schnellschüsse - denn die provozierten Querschläger. Für eine Standortdiskussion etwa sei es noch zu früh.

Hänel findet drastische Worte

Aus Peter Hänels (Freie Wähler) Sicht, ist das Thema weiterführende Schule im Landkreisnorden "gestorben". Es fehle ganz einfach an Schülern. Die Analyse, die im Schul- und Kulturausschuss vorgestellt wurde, bestätige dabei nur, was gesunder Menschenverstand nach einer Stunde Studium der Geburtenrate offenbare.

Im "fernen Osten" der Region, in Wallenfels, gebe es genau wie im Norden keine weiterführende Schule - und das aus gutem Grund: "Es würde zu Lasten der Kronacher Schulen gehen." Die würden Schüler und damit auf lange Sicht eine angemessene Auslastung verlieren. Deshalb meint Hänel, "das Rumgeeiere muss aufhören".
Landrat Oswald Marr war am gestrigen Dienstag für eine Stellungnahme nicht zu erreichen.

Die Analyse

Am Montag stellte Christian Rindsfüßer vom Augsburger Institut für Sozialplanung, Jugend- und Altenhilfe, Gesundheitsforschung und Statistik die Potenzialanalyse für eine weiterführende Schule im nördlichen Landkreis vor.

Kriterien Das Kultusministerium schreibt vor: Die neue Schule muss dauerhaft dreizügig laufen. Bestehende Schulen dürften deshalb nicht unter Dreizügigkeit sinken. Bestehende Schulen müssten aus Kapazitätsgründen außer Stande sein, die Schüler der möglichen neuen Schule aufzunehmen.

Ausgeschlossen Ein Gymnasium oder eine Realschule in Pressig oder eine Gemeinschaftsschule in Pressig oder in Steinbach würden die Kriterien wohl nicht einhalten. Gleiches gelte für eine Kooperation zwischen Mittelschule und zweizügiger Realschule.

Denkbar Einzig eine Privatschule (mit Internat) oder eine Kooperation zwischen Mittel- und Wirtschaftsschule seien nach Auswertung der Analyse realistisch.