Warum Bergbau für Stockheim auch Zukunft ist

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Diese Miniatur der alten Katharinenzeche ist in dem Bergbau-Magazin zu sehen. Gregor Förtsch ist derzeit häufiger vor Ort, um das Projekt, das die Attraktivität der Gemeinde Stockheim noch steigern soll, zu begleiten. Fotos: Hendrik Steffens
Diese Miniatur der alten Katharinenzeche ist in dem Bergbau-Magazin zu sehen. Gregor Förtsch ist derzeit häufiger vor Ort, um das Projekt, das die Attraktivität der Gemeinde Stockheim noch steigern soll, zu begleiten.  Fotos: Hendrik Steffens
 

Das Stockheimer Bergbau-Magazin soll im Sommer fertig gestellt werden. Es ist Bestandteil der Planung, wie die Gemeinde langfristig attraktiv bleiben soll.

Das Bergbau-Magazin im Bauhof zeigt ein vergangenes Stockheim in Miniatur. Das Innenleben der Katharinenzeche, den Förderschacht der Adam-Friedrich-Grube, das Areal der Grube St. Michael. Doch nicht nur ins Damalige, auch in die Zukunft der Gemeinde weist dieses Kooperationsprojekt dreier Vereine und der Gemeinde um Bürgermeister Rainer Detsch. Es zeigt vor allem, wie wichtig Bürgerengagement für eine florierende Gemeinde ist. Unzählige Arbeitsstunden und tausende Euro brachten die Ehrenamtlichen auf, um Stockheims 400 Jahre dauernde Bergbaugeschichte erlebbar zu machen.

Ehrenamtliches Engagement zu fördern und zu erhalten, ist eine Grundvoraussetzung für das Bestehen einer Kommune in Zeiten demografischen Wandels. Rainer Detsch legt viel Wert darauf. "Die jungen Leute dürfen gerne raus in die Welt und Erfahrungen sammeln. Aber sie sollen ein Heimatgefühl mitnehmen. Nur dann kommen sie irgendwann zurück." Und das ist wichtig. Denn wie jede Kommune im Landkreis, ist auch in Stockheim der Bevölkerungsrückgang ein Thema.


Ein Viertel weniger unter 18

40 Geburten in 2014 stehen 75 Sterbefälle gegenüber. Durchaus kein schlechter Wert, zumal die Schwankung der Geburtenrate in den vergangenen Jahren relativ gering war. "Wenn ich das sehe, weiß ich - in sechs Jahren werden wir einen zweizügigen Grundschuljahrgang bekommen", meint Detsch. Die Gesamtbevölkerung allerdings sank von 5413 (2005) auf aktuell 5072, das ergibt ein Minus von etwa 6,3 Prozent. Die Zahl der Unter-18-Jährigen verringerte sich um etwa ein Viertel, die der 18- bis 65-Jährigen nur um rund zwei Prozent (um 64) und die der Über-65-Jährigen sank ebenfalls minimal um etwa ein Prozent (um zwölf).


Leerstände sind fast kein Thema

Positiv fallen die Wanderbewegungen aus: 219 Wegzügen stehen erfreuliche 232 Zuzüge gegenüber. "Wir haben mehr Nachfrage nach Wohnraum als Angebot", sagt Detsch. Die kürzlich erhobenen 2,9 Prozent Leerstand im gesamten Gemeindegebiet seien nicht spürbar. Zumeist handele es sich um Wohnungen, die noch nicht lang leer stünden. Manchmal von Besitzern, die gar nicht nach Mietern suchten.

Die Gemeinde führt derzeit Gespräche mit Investoren, um barrierefreien Wohnraum für Senioren zu schaffen. "Da sind wir auf einem guten Weg. Auch weil erkennbar ist, dass hier eine Nachfrage entsteht." Es gebe nicht wenige ältere Menschen, die nach einer Großstadt-Etappe wieder in Richtung Stockheim tendieren. Allein schon, weil der Euro im Kreis Kronach mehr wert ist als in den Ballungszentren. Mit drei Kindergärten plus Krippen und Betreuungsangeboten ist Stockheim zudem für junge Familien attraktiv.

Auch gewerbliche Leerstände seien kein Thema. Im Gegenteil: "Wir haben Nachfrage von Kleinunternehmern, die wir momentan nicht bedienen können." Und in absehbarer Zeit werden sich weitere Firmen ansiedeln. Diese Entwicklung bezeugt Standortqualitäten. Genau wie die kürzliche Ansiedelung des Schnellrestaurants, das laut Detsch "sehr gut angenommen" wurde. Zum einen profitiert Stockheim von der Nähe zur Kreisstadt. Zum anderen von der Lage an der Verkehrsader B 85, die laut Detsch "Fluch und Segen zugleich" ist. Mit mehr als 10 000 Autos pro Tag ist sie laut für Anwohner, aber eben auch der Inbegriff ordentlicher Verkehrsanbindung. Ein Bahnstopp erweitert die Erreichbarkeit.


Gute Infrastruktur

Flächenmäßig ist Stockheim mit 25 Quadratkilometern relativ kompakt, dabei einwohnermäßig mit 5100 Einwohnern im Landkreis auf dem dritten Platz nach Kronach und Küps. Die Kombination ergibt zufrieden stellende Steuereinnahmen bei - im landkreisweiten Vergleich - erträglichen Kosten für Straßen, Kanalisation, generelle Infrastrukturmaßnahmen. Zum Vergleich: Pressig hat 53 Quadratkilometer Fläche bei etwas über 4000 Einwohnern.

Die guten Rahmenbedingungen wirken sich positiv auf die Finanzen aus. Mit einer Pro-Kopf-Verschuldung von zuletzt 622 Euro liegt die Gemeinde 146 Euro (19 Prozent) unter dem Landesschnitt. Für Ende diesen Jahres sollen die Schulden laut Detsch gar auf 558 Euro pro Kopf und eine Summe von 2,83 Millionen Euro sinken. "Dabei gilt die Maxime Pflichtaufgaben vor freiwilligen Aufgaben", macht der Bürgermeister klar. Gleichzeitig bleibe eine "gute freie Spitze", mit der man freiwillige Aufgaben bedienen könne: darunter die einfache Dorferneuerung in Reitsch, die mit EU-Förderung Anfang 2016 beginnen soll, - weitere werden folgen -, und der Komplettausbau der sehr schnellen VDSL-Internetverbindung. Das seien Standortfaktoren, so Detsch, an denen kein Weg vorbeigehe.


Bergbau ist Zukunft

Stockheim sei, so betont Detsch mehrfach, eine "prosperierende Gemeinde, die sich auch künftigen Herausforderungen stellt". Die Liste des Bürgermeisters beinhaltet: Angebote für junge Familien schaffen, die Ortsteile attraktiv halten, als Wirtschaftsstandort interessant bleiben, Freizeit- und Naherholungsmöglichkeiten ausbauen... Einiges davon vereinen die Projekte um den Stockheimer Steinkohle-Bergbau. Im September wird das Bergbau-Magazin eingeweiht. Es soll sowohl Gäste - Schulklassen bis Reisegruppen - begeistern, wie auch Identität stiften.

Ohne Ehrenamtliche wie Gregor Förtsch allerdings wäre es undenkbar. Wenn man Förtsch nach seiner Leidenschaft für Bergbaugeschichte fragt, zuckt er mit den Schultern und lächelt. Gleich nach seiner Geburt im Haus der Großmutter habe er wohl "eine ordentliche Wolke Kohlestaub abbekommen". Als Kind sah Förtsch die schwarzen Männer mit den weiß geriebenen Augen. "Das vergisst man nicht."

Er ist Vorsitzender des Fördervereins Bergbaugeschichte Stockheim/Neuhaus. Dieser und der Knappenverein sowie die Bergmannskapelle investieren viel Zeit und Tatkraft, um Stockheims bayernweites Alleinstellungsmerkmal touristisch besser nutzbar zu machen. Sie sind Motoren hinter dem Bergbau-Erlebnispfad Dachsbau, der Bergweihnacht, dem Bergmannsfest und dem Magazin. "Mit Rainer Detsch haben wir einen Bürgermeister an der Seite, der unsere Ideen teilt und unterstützt", lobt Förtsch. Doch der Vereinsvorsitzende hat noch Verbesserungsvorschläge. Man könne in der Außenwirkung noch mehr auf die Bergbau-Identität hinweisen. Mit einem Logo für alle Aktivitäten. "Ich glaube, dann haben wir wirklich gute Chancen, Menschen zu begeistern."