Staatsminister Helmut Brunner besuchte am Freitag Steinwiesen. Er besichtigte "Steinwüste", Talsperre und Schwarzstorch- Gebiet. Und wurde dabei nicht um Geld gebeten.
Wenn ein Staatsminister sich von München ins Ländliche aufmacht, dann heißt das eigentlich: Er macht Wahlkampf oder die Volksvertreter vor Ort hegen Hoffnung auf finanzielle Unterstützung. Im Fall des Besuchs von Landwirtschaftsminister Helmut Brunner in Steinwiesen war das wohl anders: "Wir wollen kein Geld. Wir wollen dem Ministerium die hiesigen Belange demonstrieren", meinte Bürgermeister Gerhard Wunder auf dem runderneuerten Dorfplatz in Nurn.
Im Konvoi ging es zum ersten Ziel, in die Nurner "Wüste". "Leicht umstritten" sei die Maßnahme, eröffnete Bürgermeister Wunder dem Minister an einem Ausblickspunkt über die Ausgleichsfläche - die ihren Namen von dem Gesteinsmaterial aus dem Straßenbau hat, das dort seit Jahren gelagert wird.
Durch die Anlage seien landwirtschaftliche Flächen verloren gegangen, kritisierte jemand.
Zudem wollte Bauern-Kreisobmann Erwin Schwarz wissen, wer die Fläche "sauber hält", also von ungewollten Baumwüchsen befreit, die bereits zu sehen waren. Bürgermeister Gerhard Wunder verwies auf die Zuständigkeit des Staatlichen Bauamts. Er gab zudem zu bedenken: "Ohne diese Ausgleichsmaßnahme hätten wir den Radweg zur Talsperre nicht bekommen." Minister Brunner hörte zu, mischte sich aber nicht ein. Nur als es darum ging, dass "Steinwüste" kein allzu schöner Begriff sei, schlug der Minister vor: "Nennen Sie's halt ungeordnete Steinablagerung." Humorig.
Das Sakko blieb die meiste Zeit in der Audi-Limousine. Im weißen Hemd mit grüner Krawatte und schwarzen Budapestern beging der Minister die Steinwiesener Sehenswürdigkeiten.
Wichtige Lebensader An Stopp zwei, bei Mauthaus an der Ködeltalsperre, erklärte Matthias Schrepfermann
(Wasserwirtschaftsamt) die Relevanz des dreieinhalb Kilometer langen, fjordigen Gewässers für Bürger, Wald und Landwirtschaft. Als Wasserversorger im regenarmen Unterfranken und als geschützte "Multifunktions-Anlage" für Angler, Jogger, Radler und Inline-Skater. Nebenbei erfuhr Brunner, dass der See besonders fettarme Fische beherbergt und Menschen das Wasser theoretisch auch gleich trinken könnten.
Als "wichtige Lebensader für Oberfranken", von der Tourismus wie Natur profitierten, lobte Brunner die Talsperre. Das investierte Geld habe sich mehr als amortisiert. Routiniert gesprochen.
"Manche Leute vergessen, dass wir hier in einem kleinen Paradies wohnen", sagte Bürgermeister Wunder über seine Kommune. Der Minister scherzte: "Dann muss man die Leute wegschicken.
Und später kehren sie dankbar zurück."
Den nächsten Stopp nannte Peter Hagemann (Leiter Forstbetrieb Rothenkirchen) "meinen schönsten Platz in Bayern". Mitten im Forstbetrieb Rothenkirchen, wo dank der Talsperre auch die schnell dürstende Fichte genug Wasser hat. Hagemann informierte über den Waldumbau im Einzugsgebiet der Sperre. Cordula Kelle-Dingel (Landesbund für Vogelschutz) sprach über das erfolgreiche Schwarz-storch-Projekt im Frankenwald. Mehr als zehn Prozent der deutschen Schwarzstörche, so die Expertin, horsten hier.
An der neuen "Geräumberghütte" bedankte sich Hagemann bei Brunner als Aufsichtsratsvorsitzendem der Bayerischen Staatsforsten. Hagemann lobte - anlässlich zehn Jahren Bayerische Staatsforsten - die hohen Investitionen in die Zukunft der Wälder bei Forstumbau, Wegenetz und Pflege des Gebäudebestands.
Brunner bat im Hinblick auf den Waldumbau um "ein generationsübergreifendes Denken". Ferner sei schade, dass den Bayerischen Staatsforsten oft Gewinnmaximierung vorgeworfen werde. "Wir setzen sehr viel Geld ein für das Gemeinwohl, ökologische Herausforderungen und Einrichtungen, die der Allgemeinheit zugute kommen."
Zur Person Stellung Helmut Brunner (60) ist ein deutscher Politiker (CSU) und seit dem 30. Oktober 2008 Bayerischer Staatsminister für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten.
Engagement Brunner ist zudem Aufsichtsratsvorsitzender der Bayerischen Staatsforsten, Präsident des Bayerischen Wald-Vereins und Mitglied des Bayerischen Bauernverbands.