Amt für Landwirtschaft: Landwirte im Kreis Kronach sind viel besser als ihr Ruf

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Julia Gradl (2. v. l.) und ihr Kollege Florian Wallner (3. v. l.) vom Amt für Landwirtschaft sind stolz auf die Kronacher Landwirte, die in ihren konventionell geführten Betrieben Wert auf den Erhalt von Artenvielfalt legen. Mit im Bild ist Hubertus Freiherr von Künsberg (rechts), der bei einem Gespräch erklärte, wie er die Biodiversität unterstützt. Foto: Veronika Schadeck
Julia Gradl (2. v. l.) und ihr Kollege Florian Wallner (3. v. l.) vom Amt für Landwirtschaft sind stolz auf die Kronacher Landwirte, die in ihren konventionell geführten Betrieben Wert auf den Erhalt von Artenvielfalt legen. Mit im Bild ist Hubertus Freiherr von Künsberg (rechts), der bei einem Gespräch erklärte, wie er die Biodiversität unterstützt. Foto: Veronika Schadeck

Das Amt für Landwirtschaft bescheinigt den heimischen Bauern, dass ihre Arbeit aus ökologischer Sicht deutlich besser als der Landesdurchschnitt ist.

Die Landwirte im Kreis Kronach sorgen vorbildlich für Artenvielfalt in der Flur. Davon ist das Amt für Landwirtschaft Kulmbach-Kronach überzeugt. Seinen Angaben nach werden heute schon rund 17 Prozent der in der konventionellen Landwirtschaft genutzten Flächen ökologisch bewirtschaftet. Somit liegen die Kronacher Landwirte um sechs Prozent über dem Landesdurchschnitt.

Die Landwirte stünden oftmals in der Kritik, sagt Julia Gradl, die am Amt für Landwirtschaft Kulmbach-Kronach für den Pflanzenbau zuständig ist. Sie würden mit dem Streben nach hohen Erträgen, dem Einsatz von schweren Erntemaschinen, zu hoher Düngung und zu viel Pflanzenschutz der Artenvielfalt Schaden zufügen, nennt sie häufige Pauschalvorwürfe. Was der Landwirtschaft nütze, schade der Artenvielfalt. Und wo sich Hase, Kiebitz & Co. ungestört vermehren könnten, werde dies durch eine auf Gewinn abzielende Landwirtschaft erschwert.

Man könne immer etwas verbessern, meint sie zu den Vorwürfen. Aber dass "die Landwirtschaft" sich nicht um Biodiversität kümmere, sei schlicht falsch.

Konkrete Maßnahmen

Gradl untermauert diese Aussage mit den neuesten Zahlen der Kulap-Förderung, also des Programms für die Unterstützung der bayerischen Landwirte für deren Pflege der Kulturlandschaft und für besondere Maßnahmen zum Umwelt- und Ressourcenschutz.

Rund 3000 Hektar der landwirtschaftlich genutzten Flächen im Landkreis würden ökologisch bewirtschaftet, erklärt die junge Frau. 210 Hektar an Wiesen würden nicht vor dem 1. Juli gemäht, um Wiesenbrütern einen optimalen Lebensraum zu bieten. Auf ihren Ackerflächen legten die Landwirte vor allem für die Bienen 173 Hektar Blühfläche an. Zudem seien 987 Streuobstbäume auf landwirtschaftlichen Flächen gepflanzt. "Diese Leistungen werden wohlgemerkt in konventionellen Betrieben erbracht", betont Gradl.

106 Landwirte machen mit

Sie freue sich darüber, dass die Teilnahmebereitschaft, etwas speziell für die Artenvielfalt zu tun, von Jahr zu Jahr steige. So hätten sich in diesem Jahr 106 Landwirte und damit 24 mehr als im Vorjahr dazu entschlossen, Blühflächen anzulegen.

Wie schaut dies nun im landwirtschaftlichen Betrieb im Detail aus? Bei einem Besuch bei der Bittlschen Gutsverwaltung in Küps demonstrierte die Beraterin den Stellenwert, den das Thema dort einnimmt.

Betriebsleiter Hubertus von Künsberg erklärte, wie er dort Nachhaltigkeit konkret umsetzt. So nimmt er kleinere Flächen aus der Produktion und lässt diese von der Natur selbst begrünen beziehungsweise säht heimische Blühmischungen an. "Diese Flächen dienen als Nahrungs-, Brut- und Deckungsräume für viele Wildtiere", stellt er fest. Vorhandene Hecken würden als "Insekten- und Wildtierstraßen" gepflegt.

Seine Ackerflächen, so Künsberg, gingen grundsätzlich mit einer Kultur- oder Zwischenfrucht in den Winter. Diese Maßnahme beuge einer Erosion und der Auswaschung von Stickstoff in den Unterboden vor. Zudem werde dadurch auch die Humusbilanz verbessert und den Regenwürmern Nahrung geboten. Während des Winters böten Zwischenfrüchte den Wildtieren Unterschlupf und Schutz.

Große Artenvielfalt

Julia Gradl ergänzt, dass die Landwirte im Landkreis Kronach mit ihren durchschnittlich 1,1 Hektar kleinen Flächen mit viel Gespür Naturschutz betreiben. Deshalb sei auch eine große Artenvielfalt vorhanden. So finden sich laut Gradl beispielsweise an der Rodach viele Rote-Liste-Arten, wie Rebhuhn, Fasan, Hase, Neuntöter und Eisvögel.

Am Amt für Landwirtschaft, Ernährung und Forsten sei das Thema "Artenvielfalt und Biodiversität" für 2019 und 2020 ein Schwerpunkt. Daher sei auch die Beratung in der Landwirtschaft intensiviert worden. Ab 2020 sollen weitere Wildlebensraumberater eingestellt werden, die den Kontakt zwischen Landwirten, Jägern und Imkern intensivieren sollen.

Nicht von heute auf morgen

Zudem wird auch angestrebt, langfristig den Pflanzenschutzmitteleinsatz zu reduzieren. Ohne den Einsatz modernster Technik wie kameragesteuerter Hackgeräte und noch mehr Digitalisierung werde das aber nicht funktionieren - und das werde nicht von heute auf morgen möglich sein, gibt sie zu Bedenken.

Gradl weist aber auch darauf hin, dass nicht nur freiwillige Leistungen der Landwirte zum Erhalt der Artenvielfalt beitragen. Viele Gesetze verpflichteten den Berufsstand auch jetzt schon zu einer umweltschonenden Landbewirtschaftung. Beispielsweise gebe es genaue Regelungen zu den Abständen zu Gewässern, Hecken und nicht landwirtschaftlichen Flächen bezüglich des Einsatzes von Dünger und Pflanzenschutzmitteln. Diese müssen bei der Anwendung nicht nur eingehalten werden, sondern sie werden auch regelmäßig kontrolliert.

Verschärfte Verordnung

Die 2017 deutlich verschärfte neue Düngeverordnung verpflichte die Landwirte, nur soviel Nährstoffe aufs Feld zu bringen, wie die angebaute Frucht zum Wachsen benötige. "Weiterhin", so erklärt sie, "muss jeder Landwirt mindestens fünf Prozent seiner Ackerflächen als ökologische Vorrangfläche bereitstellen". Dazu zählen Blühflächen, Hecken oder Pufferstreifen. Diese Vorgaben beachtet Hubertus von Künsberg schon seit langer Zeit.

Die Fachleute, so Gradl, sind sich aber auch einig, dass die Leistungen der Landwirte allein nicht genügen werden, um den Rückgang der Artenvielfalt aufzuhalten. Denn: "Immerhin gibt es in Bayern 135 000 Hektar an privaten Gartenflächen, von denen viele - vorsichtig ausgedrückt - hinsichtlich der ökologischen Vielfalt noch viel Luft nach oben haben."