Wirtschaftsminister Zeil will Fehrer helfen

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Als Dank für seinen kurzfristigen Besuch in Kitzingen überreichte Landrätin Tamara Bischof Wirtschaftsminister Martin Zeil einen Karton Bocksbeutel. Oberbürgermeister Siegfried Müller will sein Geschenk überreichen, sobald die Arbeitsplätze bei Fehrer gesichert sind. Fotos: Dieter
Als Dank für seinen kurzfristigen Besuch in Kitzingen überreichte Landrätin Tamara Bischof Wirtschaftsminister Martin Zeil einen Karton Bocksbeutel. Oberbürgermeister Siegfried Müller will sein Geschenk überreichen, sobald die Arbeitsplätze bei Fehrer gesichert sind. Fotos: Dieter
 
 
 
 
 
 

Wirtschaftsminister Martin Zeil machte nach seinem Besuch bei Fehrer Mut und sicherte die Unterstützung der Staatsregierung zu. Die Pressemitteilung aus dem Hause Fehrer lässt jedoch weniger Gutes vermuten.

Sein Ziel dürfte alle Kitzinger freuen - die Mitarbeiter von Fehrer ganz besonders. "Wir wollen kein Industriemuseum in Kitzingen", sagte Bayerns Wirtschaftsminister Martin Zeil gestern bei der Pressekonferenz im Landratsamt. Was er will, sind zukunftsfähige Arbeitsplätze beim Kitzinger Automobilzulieferer. Dafür sind aber zunächst Arbeitgeber und Arbeitnehmer in der Pflicht.

Martin Zeil nahm sich gestern Zeit für das größte Kitzinger Arbeitsplatzproblem seit vielen Jahren. Eine halbe Stunde mit der Geschäftsführung, etwas mehr als eine halbe Stunde mit den Betriebsräten, eine Viertelstunde für Landrätin und OB und eine halbe Stunde für die Presse. Als allererstes hat er jedoch mit Johanna Weiß und Daniela Nikolic am Fehrer-Werktor gesprochen. Die beiden jungen Frauen organisieren seit Wochen Demonstrationen und andere kreative Projekte, um auf die Sorgen der Mitarbeiter und ihrer Familien hinzuweisen. "Das verdient großen Respekt", lobte der Minister, der sich vom gesamten Einsatz in der Region für das Traditionsunternehmen beeindruckt zeigte. "Das zeigt die starke emotionale Bindung mit diesem Arbeitgeber", sagte Zeil. "Und das ist ein hoher Wert."

Nicht nur deshalb zeigte sich der Minister optimistisch, dass sich bei Fehrer in Kitzingen durchaus noch etwas zum Positiven wenden lässt. "Ich bin zuversichtlich, dass in Teilschritten etwas zu erreichen ist", versicherte er. Es liege im allergrößten Interesse der Staatsregierung, die Region bei zukunftsfähigen Konzepten zu unterstützen.

Und genau darum wird es in den kommenden Gesprächen zwischen Arbeitnehmer- und Arbeitgeberseite gehen: Um die Entwicklung von innovativen Ideen und Projekten, die dann von der Staatsregierung gefördert werden können. Zeil: "Wir stehen jedenfalls Gewehr bei Fuß, sobald solche Projekte von der Firma benannt werden." Zeil versicherte, in engstem Kontakt mit beiden Seiten zu verbleiben. "Ich bin telefonisch immer zu erreichen."

In seinen gestrigen Gesprächen und aus den Vorgesprächen seines Mitarbeiterstabs hat Zeil offensichtlich ein Bild von Fehrer in Kitzingen gewonnen, das zumindest vorsichtig optimistisch stimmt. "Diese Firma hat einen exzellenten Ruf in der Branche", versicherte er. Sowohl Arbeitgeber- als auch Arbeitnehmerseite hätten zudem eine hohe Gesprächsbereitschaft signalisiert. Gerade in den Gesprächen mit dem Betriebsrat habe er nicht nur eine große Leidenschaft, sondern auch eine hohe Kompetenz verspürt. "Eine verträgliche Lösung müsste bei einem guten Willen von beiden Seiten deshalb möglich sein", bilanzierte er.

Die Erhaltung des Fehrer-Standorts wäre für OB Siegfried Müller ein großer Schritt für Kitzingen. Er erinnerte an die gute Qualität, die die Arbeitnehmer seit Jahrzehnten ablieferten. "Dieses große Potenzial darf man nicht brach liegen lassen", forderte er und betonte, dass Kitzingen dringend auf Unterstützung aus München angewiesen ist. "Wir sind mit der Konversion schon arg gebeutelt."

Als gutes Signal wertete es Landrätin Tamara Bischof, dass offensichtlich auf allen Ebenen der Versuch unternommen wird, der Firma Fehrer zu helfen. Der Besuch des großen Mitarbeiterstabs aus dem Wirtschaftsministerium lasse diesen Schluss jedenfalls zu. Zeil war unter anderem mit Fachleuten für den Automotive-Bereich, der Technologieförderung und der Standortentwicklung nach Kitzingen gereist, um sich ein Bild von der Lage des Unternehmens zu machen.

Die Firma müsse nun erst einmal ihre Hausaufgaben machen, betonte der Minister und deutete an, dass die heutigen Schwierigkeiten auch etwas mit Management-Fehlern in der Vergangenheit zu tun haben könnten. "Möglicherweise hat man früher nicht immer so eine glückliche Hand gehabt."

Wie auch immer: Jetzt müsse der Blick nach vorne gerichtet werden, zumal ein Verlust des Produktionsstandorts für die Region sehr schmerzhaft sei, wie Landrätin Bischof betonte. Gerade diese Arbeitsplätze seien schwer zu ersetzen. Für den Minister hatte sie als Abschiedsgeschenk dankende Worte und ein paar Bocksbeutel. Von der Stadt werden Bocksbeutel nachgereicht. "Sobald Sie die 400 Arbeitsplätze gerettet haben", meinte OB Müller mit einem verschmitzten Lächeln.

Weniger Mut macht allerdings die Pressemitteilung zum Gespräch mit dem Minister aus dem Hause Fehrer. "Fehrer hat in Deutschland schon jetzt Überkapazitäten", wird Geschäftsführer Tom Graf zitiert. "Die Auslastung unserer deutschen Werke wird aber noch weiter sinken, weil die Automobilproduktion zunehmend im Ausland stattfindet." Die Kapazitäten müssten deshalb der Nachfrage angepasst werden. Graf: "Tun wir das nicht, stirbt Fehrer in Deutschland einen Tod auf Raten."