Städtische Gebäude kosten viel Energie

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Wolfgang Richard an der Heizungsanlage im Rathhaus. Die ist gut 30 Jahre alt und muss erneuert werden. Foto: Dieter
Wolfgang Richard an der Heizungsanlage im Rathhaus. Die ist gut 30 Jahre alt und muss erneuert werden.  Foto: Dieter

Das alte Ziel ist klar verfehlt, das neue nicht eindeutig definiert. Dabei könnte die Stadt so viel Geld sparen.

Vor etwa vier Jahren hat die Energieagentur Oberfranken den Auftrag erhalten, die städtischen Gebäude in Sachen Energiemanagement zu optimieren. Am Donnerstagabend legte Geschäftsführer Wolfgang Böhm den Abschlussbericht vor. Er fiel ernüchternd aus.

Die Agentur ist mit einem hehren Ziel angetreten: Die Kosten für die eigenen Dienstleistungen sollten sich über Einsparungen bei Strom und Heizung amortisieren. Tatsächlich hat die Stadt rund 240 000 Euro an die Agentur bezahlt. Eingespart wurden lediglich 31 000 Euro. Auch wenn die Stadt mit rund 100 000 Euro Fördermitteln rechnet, bleibt unter dem Strich ein Minus von rund 110 000 Euro. Böhm macht dafür unvorhergesehene Wendungen verantwortlich.

Zwischen zu kalt und zu heiß

Wolfgang Richard ist Hausmeister im Rathaus.
Zusammen mit seinem Kollegen Fritz Lenhart schaut er in den Wintermonaten zumindest einmal am Tag im sechsten Stock nach dem Rechten. Und das aus gutem Grund: Unter dem Dach ist die Heizanlage untergebracht. Und die hat rund 30 Jahre auf dem Buckel.

Probleme hat es in den letzten Jahren immer wieder gegeben. Richard kann sich noch gut an den Winter 2010 erinnern. "Damals ist ein Brenner ausgefallen", erzählt er. "Und der Schalter, um ihn wieder zum Laufen zu bringen, hat nicht funktioniert." Bis nachgerüstet wurde, mussten die Mitarbeiter in den Büros im Altbau frieren. Ein paar Tage ging das so. Dafür ist es an anderen Tagen mehr als mollig warm. "Wenn wir die Anlage von Hand schalten, lässt sich die Temperatur nie richtig regulieren", sagt Richard.

Die Stadt will jetzt schnell reagieren. In der nächsten Finanzausschusssitzung am 2. Mai steht die Erneuerung der Heizungs- und Raumlufttechnik im Rathaus bereits auf der Tagesordnung.

Viele blöde Sachen

16 städtische Gebäude hat die Energieagentur Oberfranken von 2009 bis 2012 umfassend betreut. "Wir wollten einen messbaren Erfolg", erinnerte Böhm. Also wurden zunächst alle relevanten Daten erfasst und ein Referenzwert festgelegt. Zielsetzung: Runter mit dem Verbrauch. In 2011 gab es zumindest einen kleinen Erfolg: Bei etwas mehr als acht Prozent lag die Einsparung - oder bei 42 000 Kubikmeter Gas. Die Agentur wähnte sich auf einem guten Weg. "Aber dann sind ständig blöde Sachen dazwischen gekommen", sagte Böhm.
Blöde Sache Nummer 1: Ein Brenner im Rathaus ist ausgefallen.

Blöde Sache Nummer 2: In der Florian-Geyer-Halle sind Heizkessel und Solaranlage gleichzeitig gelaufen - und das im Sommer. Böhm: "Ein fataler Fehler im System."
Blöde Sache Nummer 3: Die Solaranlage an der Dreifachturnhalle hat nicht richtig funktioniert.
Blöde Sache Nummer 4: In der Volkshochschule hat sich die Einstellung der Raumtemperatur an der Temperatur im Heizraum orientiert. Die Folge: In den Zimmern wurde unnötig geheizt.

Blöde Sache Nummer 5: Im Bauhof konnten 2011 noch rund 24 Prozent eingespart werden, 2012 ging der Verbrauch wieder deutlich nach oben. Die Mitarbeiter haben laut Böhm die Regler an den Heizkörpern wieder händisch aufgedreht. Die Fernbedienung für die gesamte Heizregelung befindet sich nach seinen Kenntnissen schwer zugänglich hinter einem Schrank.

Verantwortliche sind irritiert

Blöde Sache Nummer sechs: Zumindest die letzten zwei Aussagen sind diskussionswürdig. Bauhofleiter Georg Günther war jedenfalls bass erstaunt über Böhms Aussage: "Der Schalter ist ganz offen zugänglich", versicherte er am Tag nach der Sitzung auf Nachfrage. "Und die Elektronik ist so kompliziert, dass da keiner von uns rangeht." Bei langen Wintern sei es außerdem ganz normal, wenn die Energiekosten steigen. "Wir haben sieben Tage in der Woche Winterdienst. Aufenthaltsräume und Duschen müssen warm sein." Das gilt auch für die Hallen, in denen im Winter gebohrt oder gemalt wird.
Auch Cornelia Rauh von der Vhs war über Böhms Aussage irritiert. Von explodierenden Heizkosten in den letzten zwei Jahren ist ihr nichts bekannt, von dem beschriebenen Problem auch nichts. Das Jahr 2012 sei zwar noch nicht abgeschlossen. "Aber die Zähler werden ja regelmäßig abgelesen."
Unzufrieden zeigten sich auch die Stadträte am Donnerstagabend: Dass der Ansprechpartner in der Stadtverwaltung für die Energieagentur schnell ausgefallen und nicht ersetzt wurde, konnte Karl-Heinz Schmidt (UsW) nicht nachvollziehen. Er sprach von organisatorischen Mängeln vor Ort.
Klaus Christof (KIK) bemängelte außerdem, dass es keine Zwischenberichte gegeben hat und keinen Nachweis der erbrachten Leistungen vom Bauamt. Sein Fazit: "Es gab keinen spürbaren Erfolg." Jens Pauluhn (ödp) warnte davor, das Projekt jetzt zu stoppen. "Wir fallen sonst in ein Loch und haben unnötig Geld ausgegeben."
Soweit wird es nicht kommen. Die Stadt wird zunächst eine Prioritätenliste aufstellen. "Wir müssen dringend die Aufwände errechnen und die potenziellen Einspareffekte daneben stellen", forderte Bauamtsleiter Oliver Graumann. Außerdem soll möglichst bald ein Verantwortlicher vor Ort mit technischem Know-How eingestellt werden. Der Prozess des kommunalen Energiemanagements soll auf jeden Fall fortgeführt werden. Darüber waren sich die Stadträte einig. Einigkeit herrschte auch darüber, dass die Energieagentur Nordbayern in diesen Prozess zumindest vorerst nicht weiter eingebunden wird. Fachleute mit entsprechenden Kenntnissen s ollte es auch vor Ort geben, so die einhellige Meinung.