Bakterien? Will keiner haben. Das hört sich nach Schmutz, nach Krankheit an. Doch unser Körper würde ohne Bakterien nicht funktionieren. Alleine im Dickdarm tummeln sich schätzungsweise 100 Billionen Mikroorganismen. Es gibt Arten, die sich positiv auf die Gesundheit auswirken, andere dagegen eher negativ. Dass die schützenden die Oberhand im Mikrobiom behalten, dafür lässt sich relativ einfach ganz viel tun – und das schon im Kleinkindalter.
Bakterien? Will keiner haben. Das hört sich nach Schmutz, nach Krankheit an. Doch unser Körper würde ohne Bakterien nicht funktionieren. Alleine im Dickdarm tummeln sich schätzungsweise 100 Billionen Mikroorganismen. Es gibt Arten, die sich positiv auf die Gesundheit auswirken, andere dagegen eher negativ. Dass die schützenden die Oberhand im Mikrobiom behalten, dafür lässt sich relativ einfach ganz viel tun – und das schon im Kleinkindalter.
„Das Mikrobiom freut sich aufs Essen“ ist das Eltern-Kind-Kochen am 26. Januar in der Iphöfer Schulküche überschrieben. Ein Begriff, mit dem nicht jeder etwas anfangen kann. „Das hat man früher Darmflora genannt“, erklärt Bianca Schürger. Die Diätassistentin leitet den Abend, zu dem das Netzwerk Junge Eltern/Familien einlädt. Sie weiß, wie die Bakterien im Darm schon im Kleinkindalter so unterstützt werden können, dass man auch als Erwachsener noch davon profitiert. „Bis zum Alter von drei Jahren wird die Basis gelegt“, erklärt die Diätassistentin. Und das sogar schon bei der Geburt: Es hat einen Einfluss auf das Mikrobiom und damit aufs Immunsystem, ob ein Kind per Kaiserschnitt oder normaler Geburt zur Welt kommt, zitiert Schürger Studien. Eine vaginale Geburt sei von Vorteil, weil das Kind dabei wertvolle Bakterien von der Mutter mitbekomme – genauso wie anschließend das Stillen die optimale Lösung fürs Mikrobiom sei.
Wie die Ernährung nach dem 1. Lebensjahr aussehen soll, darum geht es beim Eltern-Kind-Kochen in Iphofen. „Möglichst divers“, sagt Bianca Schürger, „und möglichst regional und saisonal.“ Denn je ausgereifter Obst und Gemüse seien, desto mehr gute Bakterien enthalten sie. Aber darf ein so kleines Kind überhaupt schon alles essen? „Ja“, sagt die Diätassistentin. Kein Honig im ersten Lebensjahr und außer Karotte keine Rohkost. „Aber danach sind eigentlich keine Grenzen gesetzt.“ Das Wort „eigentlich“ fügt sie ein, weil es auch eine Rolle spielt, welche Zähne ein Kind schon hat. Fehlen noch zu viele, wird es schwierig, wenn die Lebensmittel zu hart sind. Wobei Hartes durchaus wichtig ist, weil damit die Kaumuskulatur trainiert wird.
Kinder sind neugierig auf Neues
Was ist nun wichtig für das Mikrobiom? „Möglichst verschiedene Bakterien, also vielfältige und abwechslungsreiche Kost. Am besten Bioprodukte, weil sonst womöglich Pestizide mit in die kleinen Körper gelangen. Nicht alles desinfizieren. Keine Fertigprodukte. Keine Geschmacksverstärker“, zählt Bianca Schürger auf. Denn dass man etwas herausschmeckt, ist nicht selbstverständlich. „Brot schmeckt süß, wenn man es lange kaut“, sagt sie. „Wenn Kinder aber ganz viele Süßes essen und trinken, schmecken sie das nicht mehr.“ Ein ähnliches Beispiel führt Thea Schlesinger vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten an, das mit den Familienstützpunkten die Veranstaltungen im Netzwerk koordiniert. Wer immer Erdbeerjoghurt esse, in dem viele künstliche Aromen enthalten sind, der kenne den natürlichen Geschmack von Erdbeeren nicht mehr.
Eine wesentliche Rolle für die Ernährung der Kinder spielt nicht nur, was die Eltern ihnen zubereiten, sondern auch, was sie selbst essen. Sitzt ein Kind auf dem Schoß der Mutter, die freudig Bohnen isst, will es auch probieren. Isst der Vater ein Nutellabrot, versteht ein Kind nicht, warum es das nicht essen darf. Die Beispiele zeigen, dass beim Essen oft die Gefühlswelt im Spiel ist. Auch beim Nachtisch zum Beispiel, der oft als „Belohnung“ versprochen wird, wenn das Kind vorher seinen Teller leer isst. Bianca Schürger hält nichts von solchen Belohnungen und auch nichts davon, dass der Teller leer sein muss. „Auch ein Kind hat mal keinen Hunger.“ Ein Kind müsse nicht essen, es müsse nicht mal probieren. Denn dadurch wird Druck aufgebaut, die entspannte Atmosphäre beim Essen geht verloren und das ist nicht förderlich für die Idee, sich möglichst vielfältig zu ernähren. Eigentlich sind die Kleinen nämlich von sich aus neugierig auf Neues – vor allem, wenn sie sehen, dass es den Eltern schmeckt oder den Freunden in der Kindertagesstätte, beispielsweise beim gesunden Frühstück.
Dieses Neue ist wichtig, aber es darf nicht zu viel auf einmal sein. „Immer mal was anderes, aber nicht zehn neue Lebensmittel auf einmal“, rät Bianca Schürger. Zumal man etwas mindestens sieben- bis zehnmal gegessen haben muss, um zu entscheiden, ob es einem schmeckt. Und weil sich der Geschmack ändert. Also Sachen mehrfach anbieten, „ohne du musst, du sollst und ohne das zu thematisieren, schon gar nicht am Esstisch.“
Essen anfassen, aber nicht spielen
Mit den Eltern der zwei- bis dreijährigen Kinder bereitet sie unter anderem einen Linsenaufstrich mit Karotte zu. „Das schmeckt süßlich, hat ein tolles Eiweiß und lässt sich schnell zubereiten.“ Bei den Kindern kommt ein solcher Aufstrich immer gut an, so ihre Erfahrung. Bekommen sie aber immer nur Gelbwurst oder Salami aufs Brot, essen sie immer nur süßen Fertigjoghurt, lernen sie den Geschmack regionaler und saisonaler Lebensmittel erst gar nicht kennen.