Kitzinger Boule-Spieler sind weiter aktiv

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Die Kitzinger Boule-Gemeinschaft traf sich früher im Rosengarten. Heute haben die Spieler auf dem ehemaligen Gartenschaugelände einen Platz, der in Franken seinesgleichen sucht. Foto: Archiv
Die Kitzinger Boule-Gemeinschaft traf sich früher im Rosengarten. Heute haben die Spieler auf dem ehemaligen Gartenschaugelände einen Platz, der in Franken seinesgleichen sucht.  Foto: Archiv
Lothar Kipping und seine mehr als 20 Jahre alten Boule-Kugeln.
Lothar Kipping und seine mehr als 20 Jahre alten Boule-Kugeln.
 

Immer mehr Deutsche machen es den Franzosen nach und werfen Metallkugeln in Richtung eines kleinen "Schweinchens" aus Holz. Lothar Kipping weiß, warum das Boule-Spiel so viel Spaß macht.

Die Tasche sieht aus wie neu und die Kugeln glänzen, als kämen sie direkt aus der Produktion. Dabei haben die Sportgeräte von Lothar Kipping schon mehr als 20 Jahre auf dem Buckel. Mit 62 Jahren hat der Kitzinger mit dem Boulen begonnen. Heute ist er 83 und immer noch von dem Sport fasziniert.

Wer seinen Sommerurlaub schon mal in Frankreich verbracht hat, der hat sie mit Sicherheit gesehen: Franzosen, die auf Dorfplätzen stehen und Metallkugeln in Richtung eines kleinen bunten Holzballes werfen. Dieser Zielball heißt in der Fachsprache der Boule-Spieler Cochonnet, Schweinchen oder Sau. Wer seine Metallkugel ganz nah an dieses "Schweinchen" legt, grunzt zwar nicht vor Freude, fühlt sich aber erst einmal sauwohl. Der erste Schritt zu einer erfolgreichen Partie ist damit gemacht.

Erste Boule-Spiele im Rosengarten

Lothar Kipping hat seine ersten Schritte als Boule-Spieler 1992 gemacht. Damals noch im Rosengarten. "Ich war frisch pensioniert", erinnert sich der gebürtige Altenburger, der seit 1968 in Kitzingen lebt. "Ich hatte endlich auch an den Nachmittagen Zeit." Beinahe jeden Tag, gegen 14 Uhr, trafen sich Boule-Begeisterte am Rosengarten, um ihrer Leidenschaft zu frönen. Sommer wie Winter. Gegen die Kälte hatten sich die Kitzinger ein ganz besonderes Rezept ausgedacht: In eine aufgeschnittene Coladose haben sie ein Licht gestellt und die Kugeln oben drauf gelegt. "So blieben die Kugeln und die Hände warm", erzählt Kipping und lacht.

Heinrich Röder und seine Frau Inge hatten das Spiel in ihren Frankreich-Urlauben kennen- und lieben gelernt und nach Kitzingen transferiert. Schnell hatten sie acht bis zehn Mainfranken mit dem Virus infiziert. Warum? "Es macht einfach Spaß", sagt Lothar Kip-ping. "Man ist an der frischen Luft, trifft nette Menschen und hat immer wieder ein Erfolgserlebnis. Und all zu anstrengend ist es trotz der nötigen Konzentration auch nicht."

Tatsächlich können beinahe alle Altersstufen boulen - vom Kind bis zum Rentner. Kugeln gibt es in unterschiedlichen Gewichts- und Qualitätsstufen. Die günstigsten ab fünf Euro, für einen Satz Wettkampfkugeln muss man aber mindestens 50 Euro hinlegen. "Die halten aber auch ein Leben lang", sagt Lothar Kipping. Und er muss es wissen. 1992 hat er sich gleich einen Satz Wettkampfkugeln, mit eingravierter Nummer und einem Gewicht von 720 Gramm, gekauft. 140 Mark hat er damals investiert. "Ich bin extra nach Darmstadt gefahren", erzählt er. "Hier in der Gegend gab es damals keine."

Alles gibt's im Internet

Das hat sich längst verändert. Die großen Sportgeschäfte haben zumindest eine kleine Auswahl und über das Internet lassen sich alle erdenklichen Kugeln bestellen - von der halbweichen Edelstahlkugel mit schwarzer Legierung für 239 Euro im Dreierpack bis zur handgefertigten Kugel "Eden" mit "sehr freundlichen Laufeigenschaften auf allen Böden", wie es beim Lieferanten heißt.

Die Spieler, die sich seit dem letzen Jahr regelmäßig an den Wochenenden auf dem ehemaligen Gartenschaugelände treffen, legen mehr Wert auf Geselligkeit als auf Luxuskugeln. Mit dem Tod von Heinrich Roeder ist auch das Boulespiel am Rosengarten zum Erliegen gekommen. Der Platz ist mit der Zeit sowieso nicht mehr ganz ideal gewesen. "Er ist bei Kindern immer beliebter geworden", sagt Kipping. Fahrrad fahrende Kinder und Boulespieler passen auf engem Gelände aber nicht so gut zusammen.

Auf der anderen Mainseite, am ehemaligen Gartenschaugelände, ist das Kitzinger Boulespiel nach vier bis fünf Jahren Ruhepause wieder zu neuem Leben erweckt worden. "Das Gelände ist wunderschön", sagt Kipping, der, so oft es geht dabei ist. Auch an diesem Samstag, wenn ,Die Kitzinger' zum zweiten Boule-Turnier einlädt, will er dabei sein. Seine alten Kugeln liegen griffbereit im Keller.