Unbekannte reißen in der Siedlung immer wieder Pflanzen und Blumen aus der Erde. Wahrscheinlich wissen sie nicht, dass hinter den Projekten viel Arbeit von Schülern und Ehrenamtlichen steckt.
Manuel, Tolga, Valeria, Katharina und Timo haben in diesen Tagen zwei Sachen gemeinsam: Sie gehen in die 4a der Siedlungs-Grundschule - und sie sind ganz schön enttäuscht über ein paar unbekannte Vandalen. Den Mut und die Hoffnung haben sie trotzdem nicht aufgegeben. Noch etwas, was die fünf verbindet.
Im April startete das Projekt zwischen Stadtgärtnerei, Quartiersbüro und Schule: Neun Klassen haben mitgeholfen und Pflanzen groß gezogen. Nach einer gewissen Zeit kamen die Sonnenblumen, Kürbisse und Paprika in einen Hänger, den die Stadtgärtner zur Verfügung stellten. Die Kinder der zweiten Klasse haben den Hänger bunt bemalt. Klingt nach einem wunderbaren Gemeinschaftsprojekt. Doch ein paar Unbekannte stören den Frieden. Die Blumen sind jetzt schon zwei Mal aus dem Hänger gerissen und auf dem Pausenhof verteilt worden. "Eine hing sogar im Baum", erzählt Valeria.
"Die Kinder waren ganz schön enttäuscht", erinnert sich deren Lehrerin Margrit Moser. Aber die Enttäuschung ist schnell in Aufbruchstimmung umgeschlagen. Auf die Frage, wer den Schaden wieder beheben will, haben sich gleich ein paar Finger gerührt. "Die Kinder haben ein Verantwortungsgefühl für das Projekt entwickelt", sagt Moser.
Kein Verständnis Kein Wunder: Von Anfang hegen und pflegen die Kinder ihre Pflanzen. Vor allem das Wässern ist in diesen heißen Tagen richtig anstrengend. "Die Gießkanne ist echt schwer", sagt Katharina. Sie ärgert sich nicht nur über die herausgerissenen Pflanzen am Hänger. Auch auf der anderen Seite der Schule, am Eingangsbereich, haben Unbekannte Pflanzen herausgerissen und Blumentöpfe umgeworfen.
"Wenn man einer Blume die Blüten rausreißt, dann ist das etwa so, als würde man einem Menschen den Finger rausreißen", sagt Valeria. Sie kann das Verhalten der Vandalen genau so wenig verstehen, wie ihre Klassenkameraden.
Manuel und Tolga machen sich derweil Gedanken, wie man weitere Schäden verhindern kann. "Eine Überwachungskamera wäre was", meint Manuel und Tolga schlägt vor, den Hänger einfach näher an das Schulgebäude zu rücken. Ob das hilft? Tolga zuckt mit den Schultern. Von 8 bis 15.30 Uhr sind die Schüler vor Ort. Danach kann jeder den Schulhof oder den Platz vor dem Eingang betreten.
Also doch lieber Aufklärung. Darauf setzt auch Quartiersmanager Andre Hahn. "Wer etwas beobachtet, der sollte die Leute gleich ansprechen oder auf mich zukommen", sagt er. Hahn will sich sein groß angelegtes, ehrenamtlich unterstütztes Projekt nicht von ein paar Vandalen kaputt machen lassen.
An mehreren Ecken in der Siedlung sollen "essbare Gärten" entstehen. Ecken, an den Bohnen, Himbeer- oder andere Sträucher gepflanzt und von der Bevölkerung auch geerntet werden sollen. Hahns Wunschvorstellung: An diesen Punkten kommen Menschen miteinander ins Gespräch, die sich ansonsten nicht begegnen würden. Am so genannten Ami-Spielplatz, an der Ecke Böhmerwaldstraße/Ernst-Reuter-Platz haben ihm Unbekannte schon einen Strich durch die Rechnung gemacht. Zwei Himbeer-, vier Johannisbeer- und neun Lavendelsträucher haben Schüler der St.Martin- und der Mittelschule Siedlung gemeinsam gepflanzt. Vor zwei Wochen dann die böse Überraschung: Alle Pflanzen waren weg, ausgegraben. "Ich habe Anzeige erstattet", sagt Hahn.
Neue Projekte in der Siedlung Von weiteren Projekten will er sich trotzdem nicht abbringen lassen.
Eine Idee: In der Siedlung werden wieder alte Fruchtbäume gepflanzt, wie sie früher in den Bebauungsplänen vorgesehen waren. Außerdem soll das Cafe in der Egerländer Straße wieder belebt werden. Ehrenamtliche Helfer von der Burschenschaft und den Kirchen haben bereits signalisiert, bei der Sanierung mit anzupacken. Auch dort geht es Hahn darum, die Kommunikation in der Siedlung zu verbessern, einen Kontakt zwischen verschiedenen Gruppen zu ermöglichen.
Die Kommunikation mit den Vandalen würde Hahn auch gerne aufnehmen - um ihnen klar zu machen, was sie mit ihrer Zerstörungswut anrichten: Andere Menschen unglücklich machen.