Eine Einigung ist erzielt. Bleibt die Frage, ob sie als Erfolg verbucht werden kann. Die Heißschaumfertigung bleibt in Kitzingen. Für rund 200 Mitarbeiter von Fehrer schaut es dagegen schlecht aus.
Ob sie ihre Sache gut gemacht haben? Die drei Männer von der Gewerkschaft stellen sich diese Frage selbst. "Die Antwort müssen andere geben", sagt Walther Mann, 1. Bevollmächtigter der IG Metall.
An diesem Mittwochmorgen geht es darum, die Ergebnisse eines rund dreimonatigen Verhandlungsmarathons zu verkünden. Ergebnisse, die nicht jedem Mitarbeiter von Fehrer gefallen können. Der Produktionsstandort Kitzingen bleibt erhalten. Das ist die gute Nachricht. Die schlechte: Die bestehenden Kaltschaumumfänge werden vollständig verlagert. 231 Vollzeit-Arbeitsplätze sind davon betroffen. "Das ist nicht gleichbedeutend mit 231 Arbeitsplätzen, die verloren gehen", sagt Mann. Er geht davon aus, dass es letztendlich um die 200 Arbeitsplätze sind, die in Kitzingen verloren gehen. Etwa die Hälfte von dem, was vor drei Monaten von Seiten der Geschäftsführung angekündigt worden war.
Ein Erfolg? "Es geht um rund 200 Familien", sagt Mann. "Um rund 200 Schicksale." Von einer Tragödie für die Familien spricht deshalb auch Oberbürgermeister Siegfried Müller. Das Verhandlungsergebnis ist auch für ihn weder Erfolg noch Misserfolg. Aber was hätten Walther Mann und die Betriebsratsvorsitzenden Holger Lenz und Kurt Wechselberger anders machen können?
Im März diesen Jahres kündigt die Geschäftsführung von Fehrer die Schließung des Produktionsstandorts Kitzingen und den Abbau von rund 400 Stellen an. Begründung: Bis ins Jahr 2017 wird die Kapazität deutschlandweit um rund 40 Prozent sinken. Die Standorte in Braunschweig und Wackersdorf reichen damit nach Ansicht der Geschäftsleitung aus. Die Verhandlungen begannen. "Und die waren teilweise sehr schwierig", sagt Wechselberger. "Wir haben oft eine Auszeit gebraucht."
Am Dienstag dann die Einigung. Überraschend.
"Plötzlich ging alles ganz schnell." Die Arbeitgeberseite ist von ihrer Forderung nach einer weiteren Flexibilisierung der Arbeitszeiten abgerückt. Einen Arbeitskampf wollten weder die IG Metall noch die Betriebsräte durchziehen. Sie setzten und setzen auf Verhandlungen. Jetzt das Ergebnis. "Wir sind überzeugt: Mehr war auf dem Verhandlungsweg nicht zu erreichen", sagt Lenz.
Als herben Schlag für die gesamte Region bezeichnet Walther Mann die rund 200 Arbeitsplätze, die nach seiner persönlichen Meinung tatsächlich verloren gehen werden. Manns Rechnung: Von den 231 Arbeitsplätzen, die durch die Aufgabe der Kaltschaumumfänge in Kitzingen wegfallen, werden einige aufgefangen: Durch die natürliche Fluktuation, durch den Wegfall von Leiharbeit und durch die Möglichkeit, einige Stellen in Großlangheim zu schaffen.
"Das ist allerdings von der Auftragslage abhängig."
Dass nur wenige Arbeitnehmer die Angebote in Braunschweig oder Wackersdorf annehmen werden, ist ihm bewusst. Ein weiteres Problem beschreibt Lenz so: "Die Arbeitnehmer stimmen mit den Füßen ab." Will heißen: Etliche Mitarbeiter haben Fehrer bereits den Rücken gekehrt. Gerade die mittlere Führungsschicht suche sich andere Arbeitsplätze. Für Lenz eine fatale Entwicklung. Schließlich will er sich für eine erfolgreiche Neustrukturierung des Unternehmens stark machen. Motto: Der Kampf geht weiter.
Und so sollen die Beziehungen zu den Automobilproduzenten in den kommenden Wochen und Monaten verbessert werden, aus eigener Kraft wollen die Mitarbeiter innovative Ideen und Strategien entwickeln, um Fehrer auch über 2017 hinaus wettbewerbsfähig zu halten.
Die Gespräche mit den politischen Mandatsträgern und den Produzenten sollen deshalb auch weiter geführt werden. Für Oberbürgermeister Siegfried Müller eine Selbstverständlichkeit. "Alles, was den Standort stärkt , ist im Sinne Kitzingens." Und auch Wirtschaftsminister Zeil signalisiert Unterstützung. "Jetzt muss alles getan werden, damit Fehrer als wichtiger bayerischer Automobilzulieferer wettbewerbsfähig bleibt und die Arbeitsplätze bei Fehrer dauerhaft gesichert werden."