Würde die Oberbürgermeisterwahl auf der Bühne der Kitzinger Karnevalsgesellschaft (KiKaG) entschieden, so wäre Jens Oertel neuer Rathaus-Chef. Der parteilose Kandidat heimste am Freitagabend bei der Prunksitzung im mit 320 Besuchern voll besetzten Dekanatszentrum den größten Applaus ein – nachdem er das Frankenlied auf einer Gießkanne geblasen hatte.
Würde die Oberbürgermeisterwahl auf der Bühne der Kitzinger Karnevalsgesellschaft (KiKaG) entschieden, so wäre Jens Oertel neuer Rathaus-Chef. Der parteilose Kandidat heimste am Freitagabend bei der Prunksitzung im mit 320 Besuchern voll besetzten Dekanatszentrum den größten Applaus ein – nachdem er das Frankenlied auf einer Gießkanne geblasen hatte.
Das war die Aufgabe, die die Bürgermeisterkandidaten von den Faschingsnarren bekommen hatten. Amtsinhaber Siegfried Müller (UsW), Stefan Güntner (CSU), Astrid Glos (SPD), Uwe Pfeiffle (FW-FBW) und Jens Pauluhn (ÖDP) konnten dem grünen Wasserbehälter zur allgemeinen Erheiterung allenfalls schräge Töne entlocken. „Da kommt nur heiße Luft“, meinte Sitzungspräsident Bernd Nägle mit spitzer Zunge, der den Gastauftritt der Kommunalpolitiker gemeinsam mit Hofrat und Tourismus-Chef Walter Vierrether moderierte.
Oertel indessen ließ am klarsten musikalisches Talent erkennen. Für ihren Mut und ihren Humor wurden aber alle mit einem Orden belohnt.
„Manchmal geht die Sache schief, und es bleibt beim alten Mief.“
Stadtpfarrer Uwe Bernd Ahrens über die Kitzinger OB-Wahl
KIK-Mann Klaus Christof hatte die Einladung zur Prunksitzung ausgeschlagen – angeblich aus terminlichen Gründen. Bernd Nägle konnte sich einen Seitenhieb dennoch nicht verkneifen: „Er geht zum Lachen halt lieber in den Keller.“
Deutlicher entspannter als in seiner Premierensession führte Nägle durch das sechsstündige Programm. Das wurde bereits bei der Begrüßung deutlich, für die der Sitzungspräsident diesmal keine Bütt benötigte. Allein bei der Vorstellung der Kitzinger Strampler-Garde hatte man ihm die falsche Namensliste untergeschoben. Doch das war alles halb so schlimm. Schließlich kannte Trainerin Lena Dettmann ihre kleinen Schützlinge selbst am besten.
„Ich hatte weniger Lampenfieber als letztes Jahr“, sagte Nägle: „Das lag auch an meiner guten Truppe, mit der wir uns ein halbes Jahr Gedanken zum Programm gemacht haben.“ Und das konnte sich wieder einmal sehen lassen: Die Mischung aus Neuem und Bewährtem verzückte das Publikum. Büttenreden, Gardetänze, Akrobatik und weitere künstlerische Einlagen wechselten sich ab. Jeder, der gut unterhalten werden wollte, kam auf seine Kosten. Ein Heimspiel hatten neben den beiden KiKaG-Garden Stadtpfarrer Uwe Bernd Ahrens und Wolfram Beha. Ahrens, seit stolzen 28 Jahren in der Bütt, nahm wie gewohnt den Stadtrat auf die Schippe. „450 Jahre Rathaus, noch immer fällt der Rat aus“; lautete seine Quintessenz. Trotz der bevorstehenden Wahlen machte sich Ahrens keine allzu großen Hoffnungen, dass die Lage in Zukunft besser werden könnte: „Manchmal geht die Sache schief, und es bleibt beim alten Mief.“
Wolfram Beha, seit 2013 Gesellschaftspräsident, knöpfte sich als bewährter Erznarr ebenfalls die Kommunalpolitik vor, um nach jedem Absatz mit seinem Standardspruch festzustellen: „Ich sag ja nix, ich meen ja bloß.“ Die große Politik griff dagegen der Schweinfurter Peter Kuhn auf, der dabei Parallelen zum Kindergarten und zum Kasperletheater erkannte.