Christian Ude lockt die Kitzinger an

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Gute Laune im historischen Rathaussaal: Christian Ude, Hofrat Walter Vierrether und Weinhoheiten.
Gute Laune im historischen Rathaussaal: Christian Ude, Hofrat Walter Vierrether und Weinhoheiten.
Begegnungen an Bord der "Neptun": Stadträtin Elvira Kahnt, Christian Ude und Obernbreits Altbürgermeister Friedrich Heidecker im Gespräch.
Begegnungen an Bord der "Neptun": Stadträtin Elvira Kahnt, Christian Ude und Obernbreits Altbürgermeister Friedrich Heidecker im Gespräch.
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

Unerwartet großer Andrang beim Besuch des SPD-Spitzenkandidaten in Kitzingen. Der zeigt sich kämpferisch.

"Der Andrang übersteigt unsere kühnsten Erwartungen." Christian Ude war sichtlich erstaunt über das voll besetzte Personenschiff Neptun. Montagvormittag, Ende August, in Kitzingen - und rund 250 Menschen wollten mit dem Spitzenkandidaten der SPD auf dem Main fahren.

Freitag Horst Seehofer, Montag Christian Ude. "Kitzingen ist so etwas wie das Zünglein an der Waage", kommentierte Landrätin Tamara Bischof an der ersten Station des Besuchs. Im historischen Rathaussaal wurde der Münchner OB nicht nur mit dem obligatorischen Schluck aus der Kandel konfrontiert, sondern auch mit konkreten Fragen der Landrätin zum ländlichen Raum. "Am Freitag war ich ja nicht eingeladen", meinte Bischof. Will heißen: Horst Seehofer hätte sie gerne die gleichen Fragen gestellt.

Das schnelle Internet bezeichnete Ude als "Grundbedürfnis für die Bevölkerung im 21. Jahrhundert." Vom Wohnort dürfe es nicht abhängen, ob dieses Grundbedürfnis erfüllt wird. Mit anderen Worten: Im ländlichen Raum werde es die Aufgabe der öffentlichen Hand sein, dieses Grundbedürfnis zu erfüllen.

Der Spitzenkandidat der SPD sprach sich außerdem für einen funktionierenden und flächendeckenden ÖPNV aus. "Das Leben auf dem Land kann nur attraktiv sein, wenn alle Jahrgänge mobil sein können. Einer Schließung von Grundschulen auf dem Land erteilte er eine klare Absage: "Wenn die Schule stirbt, dann stirbt der ganze Ort." Und zu guter Letzt gab er der Landrätin eine weitere Antwort, die in deren Sinne gewesen sein dürfte: Mit Behördenverlagerungen aus München hat Ude kein Problem. "München platzt aus allen Nähten", erinnerte er. Die Folgen: Sehr hohe Mieten, dichter Verkehr, Preistreiberei. Gleichzeitig würden andere Regionen im Freistaat ausgezehrt.

"Das Land Bayern muss ins Gleichgewicht gebracht werden", forderte Ude und versicherte der Landrätin scherzhaft: "Die Koalitionsverhandlungen zwischen uns werden ganz unkompliziert laufen."
Hatten Ude und seinen Tross rund 70 Menschen über den Marktplatz und ins Rathaus begleitet, war die Überraschung entsprechend groß, als der Politiker am Mainufer ankam. Die "Neptun" war bereits dicht gefüllt mit Neugierigen.

Nach technischen Anlaufschwierigkeiten mit dem Mikrofon erläuterte Ude auf der Fahrt Richtung Dettelbach und zurück seine Vorstellungen von Politik und arbeitete die Unterschiede zwischen CSU und SPD heraus: "Wir fordern, dass der Gesetzgeber den Mindestlohn festlegt. Das bekommen sie schwarz/gelb nicht." Genau so wenig wie eine Finanztransaktionssteuer. Denn: "Die Finanzjongleure müssen selber ihren Beitrag leisten, um das Finanzsystem zu stabilisieren". Und eine Mietenbremse reklamiert die SPD auch für sich alleine. "Wohnraum ist viel zu teuer geworden", sagte Ude. "Ich verstehe Mieter nicht, die immer noch CSU wählen."

Die sei mit ihrem Latein am Ende, habe schon in der laufenden Legislaturperiode bei der SPD abgeschrieben. Als Beispiele nannte Ude die Energiewende, den Atomausstieg oder die Studiengebühren. Deshalb empfinde er es als Genugtuung, in vier Wochen der erste Ministerpräsident Bayerns zu sein, der etliche Themen schon verwirklich hat - als Oppositioneller.

Tatsächlich machte Ude bei seinem Besuch in Kitzingen nicht den Eindruck, als sei das Wahlrennen schon gelaufen - trotz Umfragen, die momentan bei knapp unter 20 Prozent für seine Partei liegen. Kämpferisch und hoffnungsvoll zeigten sich auch die beiden SPD-Stadträtinnen Astrid Glos und Elvira Kahnt sowie Alt-OB Bernd Moser. Sie alle setzen auf die Wähler, die heute noch unentschlossen sind. "Viele werden sich erst am Wahltag entscheiden", prognostizierte Kahnt und Glos meinte: "Wenn wir es gemeinsam anpacken, ist noch viel zu erreichen."

"Jetzt geht es um die Mobilisierung der Wähler", bestätigte Moser. Gerade auch der ehemaligen Stammwähler. "Einige sitzen immer noch wegen der Agenda 2010 in der Schmollecke."
Ude selbst sprach von rund 40 Prozent unentschlossenen Wählern und rief die Zuhörer auf, seine Botschaft an die Menschen weiter zu tragen und sie zum Wahlgang zu motivieren. "Wir haben jetzt eine große Chance", versicherte er. "Danach fällt die Tür für eine längere Zeit zu."